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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jane zu dunkel. Sie liebte es hell und freundlich. Nicht das braune Holz, nicht die wuchtigen Sofas mit den grünen Bezügen, auch nicht die Stühle mit den hohen Lehnen. Sie mochte ebenfalls nicht die Bilder an den Wänden. Konkrete Malereien. Zumeist Porträts. Umgeben von dunklen, lackierten Rahmen.
    Die Tapeten an den Wänden wirkten vergilbt oder verblichen. Da hatte die lange Zeit ihre Spuren hinterlassen.
    Ob der Frau das Haus gehörte oder ob sie es gemietet hatte, das wußte Jane Collins nicht. Sie interessierte sich nicht für diese Interna, wichtig war, daß sie ihren Auftrag durchführte und die Puppen bewachte.
    Ja, die Puppen!
    Mit ihnen kam Jane noch immer nicht zurecht. Sie saßen wirklich überall in den unteren Räumen. Auf den Sitzmöbeln, den Stühlen, den Kommoden, denn Schränke gab es hier unten nicht. Sie hockten auf Sessel- und Couchlehnen und waren dabei so drapiert, daß sie jeden Menschen aus ihren starren Augen anschauen konnten, wenn er das Zimmer betrat.
    Starre Gesichter, die bei Tageslicht bestimmt nett und freundlich wirkten, aber nicht bei diesem Kunstlicht, das aus verschiedenen Richtungen gegen sie floß.
    Da sah fast jede Puppe anders aus. Oft blieben Gesichtsteile im Schatten zurück. Dunkle Inseln, die nicht genau zu erkennen waren.
    Oft genug fing sich in den Augen der Schein, hinterließ hin und wieder ein Leuchten. Dann blitzte es in den Pupillen auf, als wäre ein Strahl des Lebens in die Puppe hineingefahren.
    Jane Collins hatte das Telefongespräch aus dem großen Wohnraum geführt.
    Nach draußen schauen konnte sie nur, wenn sie die Vorhänge von den Fenstern wegzog. Irielle hatte die Fenster verdunkelt.
    Wandleuchten gaben das Licht ab. Zwar hing unter der Decke eine kronleuchterähnliche Lampe, sie aber war nicht angeschlossen.
    Der Tür gegenüber stand eine kleine Kommode.
    Auch auf ihrer Platte saßen zwei Puppen. Sie rahmten eine geschwungene Kristallschale ein.
    Jane blieb vor dem Möbelstück stehen. Die Schale interessierte sie nicht, wohl aber die Puppen. Sie hatte es nicht gewollt, doch plötzlich fühlte sie sich wie unter Kontrolle stehend. Sie mußte die beiden einfach anschauen.
    Zwei schöne Puppen.
    Helle Kleider, dunkle Haare. Runde Gesichter. Große Augen. Kleine Nasen. Identisch sahen sie aus. Zwillinge.
    Auch die Münder waren gleich.
    Klein, rot und…
    Jane Collins zuckte zusammen. Kleine Splitter rieselten über ihren Rücken hinweg. Sie atmete etwas unkontrolliert, was auch auf den Schreck zurückzuführen war.
    Etwas stimmte mit den Puppen nicht. Nicht mit den Gestalten, die waren schon okay. Es lag einzig und allein an ihren Mündern. Sie paßten nicht in das freundliche Allgemeinbild, das die Puppen abgaben. Sie waren zwar vorhanden, hatten auch die geringe Größe, aber sie waren so verzogen, daß sie den gesamten, vom Prinzip her freundlichen Gesichtsausdruck der Puppen verzerrten und sich Jane an kleine, lauernde Monster erinnert fühlte.
    Das gefiel ihr nicht.
    Sie hatte bisher von oben auf die Puppen herabschauen können. Jetzt ging sie in die Knie und brachte ihr Gesicht ebenfalls in Gesichtshöhe der beiden Puppen.
    Nur die unteren Hälften interessierten sie. Die Münder. Die verzogenen Lippen. Jane vollzog für sich selbst nicht so recht nach, weshalb sie von dieser Unruhe erfaßt worden war. War es tatsächlich nur der Ausdruck dieser Gesichter?
    Ja, sie sahen böse aus!
    Das irritierte sie.
    Diese Gesichter strahlten nicht nur Widerwillen aus, sondern schon eine Steigerung davon. Ekel. Vielleicht auch Haß. Hatte der Puppenmacher das damals gewollt?
    Jane glaubte nicht daran. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, daß die Puppen dieser Veränderung später durchlebt hatten. Möglicherweise sogar hier im Haus. Da waren sie unter den Einfluß der Puppenmutter Irielle Fenton geraten.
    Sie kam nicht damit zurecht. Etwa zehn oder fünfzehn Sekunden schaute sie in die Gesichter, und die Gänsehaut auf ihrem Rücken wollte nicht weichen. Der Eindruck, daß mit den beiden etwas nicht in Ordnung war, verstärkte sich.
    Normalerweise streckt man die Hand aus und faßt eine Puppe an. Jane wollte das auch tun, aber sie zögerte. Es kostete sie plötzlich Überwindung, und sie kam sich vor, als wäre sie auf dem Boden festgeklemmt.
    Du bist verrückt! Sagte sie sich. Du läßt dich von den verzogenen Lippen so aus dem Konzept bringen. Quatsch!
    Sie faßte zu.
    Das heißt, sie wollte es, und sie hatte den rechten Arm bereits ausgestreckt, als sie

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