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Der Puppen-Galgen

Der Puppen-Galgen

Titel: Der Puppen-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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flüsterte sie sich selbst zu. So etwas hatte sie auch noch nicht gesehen.
    Ansonsten war die Bühne leer. Niemand bewegte sich auf ihr, und auch die Puppe hing völlig ruhig, weil sie ebenfalls von keinem Luftzug gestreift wurde.
    Janes Mund war trocken geworden, was nicht nur am Staub lag. Auch den bitteren Geschmack auf der Zunge schob sie darauf nicht zurück. Es lag einfach an der Umgebung, die so still war, daß die Detektivin der Stille einfach nicht traute.
    Einen Mittelgang gab es nicht. Jane konnte sich die Seite aussuchen und entschied sich für die rechte.
    Sehr langsam und auch sehr gespannt ging sie weiter. Immer wieder rechnete sie mit einem versteckten Angriff, aber man hielt sich zurück.
    Und die Puppe auf der Bühne bewegte sich sowieso nicht.
    Jane Collins wanderte an den Sitzseiten entlang auf ihr neues Ziel zu.
    Die Bühne lockte sie. Gleichzeitig wußte Jane, daß sie auch ein Ort der Gefahr war.
    Das Licht fiel von oben. Nicht abgegeben von normalen Theaterscheinwerfern. Es waren mehr die kleinen Augen, die in die Bühnendecke eingearbeitet worden waren und ihr Licht in Säulen nach unten schickten. Durch den Staub war es grau geworden und sah unnatürlich aus.
    Ein Licht, das in diese Umgebung paßte. So grau, so leichenhaft bleich zugleich.
    Jane wurde immer vorsichtiger, je näher sie an die Bühne herankam. Sie warf von der Seite her auch immer wieder einen Blick in die Reihen hinein, denn dort, zwischen den Sitzen, ballte sich ebenfalls die Dunkelheit zusammen. Es waren gute Verstecke für irgendwelche Feinde, aber es blieb dort ruhig.
    Vor der Bühne blieb Jane stehen. Die Waffe steckte noch im Gürtel. Sie sah kein Ziel, auf das sie hätte anlegen können. Jane mußte die Bühne betreten, denn der Puppengalgen zog sie an wie ein Magnet, aber sie wartete noch.
    Safety first…
    Es störte sie keiner. So nahm Jane den Weg über die Stiege und stand schon sehr bald auf dem grauen Teppichboden der Bühne.
    Die Puppe hing jetzt in unmittelbarer Nähe. Der Lichtschein fiel direkt auf sie, während sich die Detektivin mehr am Rand aufhielt. Dort sah sie aus wie eine zweigeteilte Gestalt, die sich aus Hell und Dunkel zusammensetzte. Jetzt zog sie ihre Waffe.
    Jane lächelte dabei. Es war mehr ein Zucken der Mundwinkel. Viel wohler fühlte sie sich auch nicht. Allerdings wurde ihr unwohler, als sie nach dem ersten Schritt die Grenze überwand und in den hellen Schein hineinging, der so gar nichts mit einem warmen Wohnzimmerlicht zu tun hatte und ihre Haut bleich aussehen ließ.
    Der nächste Schritt brachte sie an die Puppe heran.
    Man hatte ihr tatsächlich das Genick gebrochen, so schief konnte ein Kopf normalerweise gar nicht hängen.
    Die Schlinge hatte sich hart um den Hals gespannt. Beim genauen Hinschauen entdeckte Jane die Verfärbung auf den Fasern. Etwas Dunkles klebte daran. Eine Ahnung stieg in ihr hoch, aber sie wollte den Beweis haben, strich mit der Fingerkuppe über die Stelle hinweg, zog sie wieder zurück und sah die Rötung auf der hellen Haut.
    Blut!
    Etwas drückte sich in ihrem Magen zusammen. Es war tatsächlich Blut.
    Trotzdem nicht so überraschend, denn Jane hatte auch andere Puppen bluten sehen.
    Plötzlich hatte sie den Eindruck, beobachtet zu werden. Sie blieb noch auf dem Fleck stehen und drehte den Kopf in verschiedene Richtungen.
    Nichts.
    Weder auf der Bühne noch im Zuschauerraum. Dennoch traute Jane dem Frieden nicht. Es lag auf der Hand, wer sie möglicherweise beobachtete. Das konnte nur Melle Fenton sein.
    Die helle Insel kannte sie jetzt. Aber die Bühne war groß genug, um zahlreiche dunkle Ecken zu hinterlassen. Jenseits des Lichts stand eine Wand aus Finsternis.
    Und was war mit der Höhe?
    Auf jeder Bühne gab es Zwischendecken!
    Jane legte den Kopf zurück, um hinsehen zu können. Zwangsläufig achtete sie nicht mehr auf die seitliche Umgebung.
    Das Verhängnis hatte in der Finsternis gelauert. Das Verhängnis schoß aus der Finsternis hervor.
    Jane hörte noch, wie etwas durch die Luft sauste. Sie sah nicht mehr, was es war, denn der Gegenstand traf zielsicher ihren Kopf. Sterne explodierten, dann verblaßten sie, und plötzlich war die Dunkelheit da, die alles fraß.
    Jane Collins sackte zu Boden.
    Aus der grauen Finsternis löste sich eine Gestalt im hellen Kleid. Sie schaute auf die am Boden liegende Frau und auf das Stück Holz, das sie aus ihrem Versteck geworfen hatte.
    Dann lächelte Irielle.
    Und aus dem Oberkiefer schauten die beiden spitzen

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