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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Augen zeigten, dass er kein Nachtelf war, und sein Gang verriet Entschlossenheit. Zwei drahtige Helfer manövrierten einen Rollwagen hinein, auf dem bunte Tiegel standen, diverse Flaschen und eine Schale mit den verhassten Nadeln.
    Der Bildner verbeugte sich förmlich vor Pyrgus. »Eure Kaiserliche Hoheit«, grüßte er. Er drehte sich zu Blue herum und machte eine weniger tiefe Verbeugung. »Durchlauchtigste Hoheit.« Ihr fielen sofort seine feingliedrigen Hände auf. Sie waren fast schön zu nennen.
    »Mein Bruder ist bereit«, sagte Blue rasch, bevor Pyrgus es sich anders überlegen konnte.
    Pyrgus warf ihr einen finsteren Blick zu, schien jetzt aber entschlossen zu sein. Er wandte sich gespielt würdevoll an Buff-Arches. »Ich begebe mich in Ihre Hände, Bildner. Bringen wir es hinter uns.«
    Die beiden Helfer öffneten eifrig Gläser und Flaschen und legten eine Reihe schimmernder Instrumente neben den Nadeln zurecht. Blue sah, wie Pyrgus leicht grün anlief. Der Rollwagen sah aus, als bereiteten sie eine größere Operation vor.
    »Ich gehe davon aus, dass Majestät gern über Eure Wahlmöglichkeiten Bescheid wissen möchten«, sagte Buff-Arches munter.
    Pyrgus starrte ihn an und Blue hatte den Eindruck, dass dies am ehesten der Moment war, in dem er einen Rückzieher machen würde. Aber er sagte nur: »Wahlmöglichkeiten? Ja, ich wüsste gern über meine Wahlmöglichkeiten Bescheid.«
    »Traditionell«, sagte Buff-Arches, »werden die Tätowierungen ohne irgendwelche Betäubungs- oder Zaubermittel angefertigt, von einer kleinen Transfusion einmal abgesehen, sollte der Kaiserliche Blutverlust sich einmal auf mehr als einen Liter pro Stunde belaufen – «
    »Blutverlust?«, krächzte Pyrgus. »Einen Liter pro Stunde?«
    »Ach, meist kommt es nicht auch nur annähernd an diese Menge heran«, sagte Buff-Arches leichthin. »Außer natürlich, man durchtrennt während der Vorbereitung der Kaiserlichen Gewebeprobe versehentlich eine Arterie.«
    »Der Kaiserlichen was?«, wiederholte Pyrgus. Blue trat unauffällig einen Schritt näher für den Fall, dass er in Ohnmacht fiel.
    »Eine tiefe Gewebeprobe, anhand derer sich die Verträglichkeit der Farbstoffe abschätzen lässt. Eine Sicherheitsvorkehrung für den Fall einer allergischen Reaktion. Ich tätowiere zunächst die Probe – mit dem Bildnis einer Biene –, dann, wenn keine Reaktion ausgelöst wird, schreiten wir mit der feierlichen Bebilderung des Leibes Eurer Majestät fort. Die Gewebeprobe wird üblicherweise einer Kaiserlichen Pobacke entnommen.«
    Blue rechnete schon damit, dass Pyrgus spätestens jetzt protestierte. Sie hätte jedenfalls protestiert – eine solche Gewebeprobe bedeutete schließlich, dass man eine Woche lang nicht sitzen konnte. Aber Pyrgus sagte nur: »Warum eine Biene? Warum tätowieren Sie die Probe mit einer Biene?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, sagte Buff-Arches. »Es ist einfach das traditionell vorgeschriebene Bildnis, nicht wahr.« Er betrachtete Pyrgus einen Moment lang, dann sagte er abrupt: »Aber ich wollte Eure Wahlmöglichkeiten darstellen. Wie ich gerade schon sagte, hat das Verfahren ursprünglich keinerlei Betäubungs- oder Zaubermittel umfasst. Einer Eurer glorreichen Vorfahren jedoch, Kaiser Scolitandes Ohneblut, hat verfügt, dass fürderhin ein jeder designierte Purpurkaiser selbst entscheiden darf, ob er sich seine Amtstätowierungen unter voller beziehungsweise örtlicher Betäubung machen lässt.« Er zeigte auf einige Flaschen auf dem Rollwagen. »Mit diesen Kräutertinkturen hier. Oder auch mithilfe eines Zauberkegels, der vorübergehend schmerzunempfindlich macht.« Er hielt zögernd inne, dann fügte er hinzu: »Vielleicht geruhen Eure Majestät, mir Eure Wahl mitzuteilen?«
    Pyrgus starrte auf das Tablett. »Wofür sind diese Instrumente? Für die Gewebeprobe?«
    »O nein, Sir. Eure Majestät werden sich erinnern, dass es meine zweite Pflicht als Bildner ist, Eurer Majestät die Kaiserliche Tonsur zu scheren. Die Werkzeuge sehen wenig ermutigend aus, aber ich versichere Euch, dieser Teil der Prozedur ist praktisch schmerzlos. Es sei denn, Eure Majestät neigen zu Zuckungen.«
    »Muss diese Rasiererei denn sein?«, fragte Pyrgus. Er war ein bisschen eigen, was seine Haare betraf.
    Buff-Arches nickte knapp. »Aber ja. Eure Majestät sind nominelles Oberhaupt der Kirche des Lichts, also ist die Tonsur mehr als angemessen. Aber wenn Eure Majestät wünschen, kann ich das geschorene Haar aufbewahren

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