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Der Purpurkaiser

Titel: Der Purpurkaiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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erst einmal gewöhnen mussten. Anscheinend befand sie sich in einem ummauerten Hof oder irgendeinem winzigen Gärtchen. Rasch griff sie nach hinten und befühlte ihre Schulterblätter. Keine Flügel! Also hatte der Filter schon mal funktioniert. Sie seufzte erleichtert. In den Sicherheitshinweisen hieß es immer, man solle sich auf Flügel untersuchen. Wenn man schrumpfte, wuchsen einem auch Flügel – das hing zusammen. So war es bei Pyrgus gewesen, als das Iris-Portal sabotiert worden war. Und während es manchmal schwer fiel, sich in einer unbekannten Umgebung über seine Körpergröße klar zu werden – Größe war relativ, das stand in den Hinweisen –, hatte man eben Flügel oder man hatte sie nicht. Sie hatte keine, also war sie auch nicht geschrumpft. Diese Hürde hatte sie genommen.
    Die nächste Frage war, ob das Portal offen geblieben war oder nicht. Sie sah hinter sich und da war es. Die Flammen waren auf dieser Seite nicht so groß und die Säulen überhaupt nicht zu sehen, aber es war eindeutig noch vorhanden. Sie wollte gar nicht daran denken, dass sie noch einmal durch dieses blaue Inferno treten musste, aber immerhin stand ihr der Weg offen.
    Und – war sie auch dort, wo sie hinwollte? Es hieß, dass Portale extrem zielgenau waren. Man stellte die Koordinaten ein und dann brachten sie einen exakt dorthin. Aber es bestand immer noch die Möglichkeit von Sabotage oder menschlichem Versagen. Sabotage erschien ihr derzeit eher unwahrscheinlich bei den ganzen Sicherungsmaßnahmen, aber mit menschlichem Versagen musste man immer rechnen. Befand sie sich nun tatsächlich in Torhüter Fogartys Gegenwelt?
    Die verkümmerte kleine Rasenfläche hatte nichts mit den üppigen Gärten zu tun, die seine Wohnstatt nahe dem Palast umgaben, und das Haus am anderen Ende sah armselig und düster aus – irgendjemand hatte die unteren Fenster mit braunem Papier zugeklebt. Aber sie erinnerte sich noch, dass sowohl ihr Vater als auch Pyrgus Bemerkungen über Mr Fogartys seltsamen Lebensstil in der Gegenwelt gemacht hatten.
    Blue schrie erstickt auf, als sich etwas Warmes und Behaartes an ihrem Knöchel rieb. Sie sah nach unten und erblickte einen übergewichtigen Kater, der ihr um die Beine strich. Er starrte sie aus glühenden Augen an und schnurrte leise.
    Blue entspannte sich. Mr Fogarty wohnte eindeutig hier – das musste der berühmte Hodge sein. »Hallo, Hodge«, sagte sie leise und er schnurrte erneut. »Zeigst du mir, wo Torhüter Fogarty sich versteckt hat?« Als hätte er es verstanden, trottete Hodge zur Hintertür. Blue folgte ihm lächelnd.
    »Mr Fogarty!«, rief sie, als sie die Tür aufschob.
    Drinnen war jemand, aber es war nicht Mr Fogarty.
     
    »Henry!«, rief Blue.
    Henry sprang auf. Er hatte auf etwas in seiner Hand gestarrt, ein seltsames kleines schwarzes Gerät mit Reihen nummerierter Knöpfe. Nun sah er sie überrascht an, vielleicht auch ein wenig erfreut.
    »Blue«, hauchte er. »Was in aller Welt machst du denn hier?«
    »Ich suche Torhüter Fogarty«, sagte Blue schlicht.
    Henrys Blick wanderte wieder zu dem Gerät in seiner Hand. »Sie haben ihn festgenommen«, sagte er mit leiser Stimme und voller Erstaunen. »Er hat mich gerade angerufen.«
    Blue blinzelte. »Festgenommen? Wer?«
    Henry sah sie ausdruckslos an. »Die Polizei. Er wollte ein paar Sachen bezüglich seines Hauses erledigen und da haben sie ihn eingesperrt.«
    »Sie können ihn nicht einfach in eine Zelle sperren«, sagte Blue gebieterisch. »Er ist ein Torhüter des Reiches.«
    »Hier bei uns ist er aber bloß ein alter Rentner, der früher mal Banken ausgeraubt hat. Sie können ihn jederzeit in eine Zelle sperren. Er hat mich von der Polizeiwache Nutgrove Street aus angerufen.«
    »Mit so was kann ich mich nicht aufhalten«, sagte Blue schnippisch. »Wir müssen ihn da rausholen.«
     

Fünfzehn
     
    H enry sah sich unglücklich um.
    »Also, wo ist es?«, wollte Blue wissen.
    »Es muss hier irgendwo sein«, sagte Henry. Sie waren doch in der Nutgrove Street, Herrgott noch mal. Die Polizeiwache Nutgrove Street musste in der Nutgrove Street sein.
    »Henry«, fauchte Blue. »Ich muss Mr Fogarty finden. Ich muss ihn zurück ins Elfenreich bringen.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Henry.
    Allerdings wusste er nicht, was sie tun würden, wenn er die Wache gefunden hatte. Blue schien die Vorstellung zu haben, dort einfach hineinzumarschieren und Mr Fogartys Freilassung zu verlangen.
    »Versuchen wir’s mal da«, schlug er

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