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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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„für mich sind die Dinger alle gleich.“
    „Siehst du nicht, daß die Blätter hier weiter auseinanderstehen?“ fragte Mara.
    „Ja, jetzt seh ich’s auch“, gab Tom zu.
    „Komm, wir ziehen mal!“
    Sie zogen auf beiden Seiten die Blätter auseinander, aber der erwartete Wasserstrahl blieb aus.
    „Noch mal.“ Das gleiche Ergebnis. Mara setzte sich hin und lehnte sich an den Blattansatz.
    „Das verstehe ich nicht. Ich muß nachdenken.“
    „Vielleicht hat sie ihr Wasser schon verspritzt?“ vermutete Tom.
    „Kaum. Vorhin war erst ein tüchtiger Guß, und seitdem weht nur ein ganz laues Lüftchen. Laß mal, ich muß…“
    „Nachdenken, weiß schon“, sagte Tom. „Ich erledige inzwischen den Kontrollruf.“ Er breitete die Schwingen aus und flatterte empor.
    Nachdem er mit Michael gesprochen hatte, probierte er noch ein paar Flugkunststückchen, bis sich Mara meldete.
    „Komm herunter!“
    „Bist du zu einem Ergebnis gekommen?“ fragte er, als er neben ihr stand.
    „Wir müssen als erstes feststellen, ob es noch mehr solcher defekter Flaschen gibt. Wir untersuchen zehn benachbarte Pflanzen, zuerst hier, dann nach ein paar hundert Metern und dann noch einmal ein Ende weiter.“
    Eine Viertelstunde später berieten sie das Resultat.
    „Bei den ersten zehn waren drei, bei den zweiten zwei und bei den dritten eine, die nicht funktionierten. Im ganzen sechs von dreißig, also zwanzig Prozent. Dabei haben wir uns vom Randgebiet des Waldes immer mehr zum Zentrum bewegt. Man könnte annehmen – nein, man kann noch gar nichts annehmen, wir müssen noch mehr Stichproben machen.“
    „Aber nicht jetzt“, meinte Tom. „Wir haben nur noch eine Viertelstunde Zeit.“
    „Nein, nicht jetzt, sondern morgen früh, nach einem genauen Plan. Auf dem Rückflug machen wir ein Luftbild von diesem Wald. Jetzt will ich nur noch ein Stück von einer solchen Pflanze. Schneidest du mir eins heraus?“
    „Wie groß?“ fragte Tom und schob den Strahler nach vorn.
    „Etwa dreißig mal dreißig“, verlangte Mara nach kurzem Nachdenken, „und nimm es hier unter dem Ansatz heraus, wo die Kontraktionsorgane sitzen.“
    An Bord des Raumschiffs ging Mara, während Tom den anderen beiden erzählte, was sie entdeckt hatten, dem ausgeschnittenen Stück Spritzflasche mit Skalpell und Mikroskop zu Leibe, und dabei entfuhren ihr so viele Ahs und Ohs, daß die anderen immer gespannter wurden auf das Ergebnis – wenigstens, was Tom und Erich betraf.
    „Ein tolles Ding!“ sagte Mara schließlich und sah die andern triumphierend an.
    „Und was ist nun des Rätsels Lösung?“ fragte Tom.
    „Das Gegenmittel ist gefunden: Süßwasserpolypen! Ihr erinnert euch, vorgestern hatten wir schon mal ein paar in einem Teich gefunden. Sie haben sich innen in der Spritzflasche festgesetzt und den Kontraktionsapparat zerstört. Sie fressen die Samen der Spritzflaschen auf und vermehren sich dabei munter.“
    „Und was passiert weiter?“
    „Nichts. Die Pflanze wird wohl ihr natürliches Alter erreichen. Aber sie kann sich nicht mehr vermehren.“
    „Das heißt, nach einigen Jahren ist der ganze Bestand an Spritzflaschen abgestorben?“
    „Ja. Wenn sich nicht resistente Stämme entwickeln. Aber das muß genauer geprüft werden, als wir das jetzt tun können. Oder nein, vielleicht können wir die Frage auch praktisch entscheiden. Diese Süßwasserpolypen stammen doch offenbar von ähnlichen Meeresformen ab. Man kann also erwarten, daß sie in der Nähe der Küste schon länger und intensiver wirken. Wenn wir also dort einen zerstörten Spritzflaschenwald finden… Aber auch wenn es resistente Formen der Spritzflaschen geben sollte – wir können den Polypen ja züchterisch unter die Arme greifen!“
    „Jedenfalls“, sagte Erich, „eine phantastische Entdeckung!“ Michael hatte ohne große Begeisterung zugehört. Tom hatte es bemerkt und fragte ihn direkt:
    „Was ist denn mit dir los? Du bist ja so teilnahmslos? Interessieren einen Raumschiffpiloten die Ergebnisse der Forschung nicht?“
    „Doch, doch“, versicherte Michael, „viele Dinge interessieren, zum Beispiel…“ Er winkte ab.
    „Zum Beispiel?“ fragte Tom hartnäckig. Er sah sich in der Runde um. „Es wäre doch gelacht, wenn wir ihn nicht fesseln könnten!“
    „Na, zum Beispiel“, meinte Michael widerwillig, „wieso geht hier biologisch alles so schnell. Ich denke, es dauert Jahrtausende, bevor durch Mutationen oder durch Auslese etwas Neues entsteht?“
    Mara

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