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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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die nicht unmittelbar damit zu tun haben, gern andern überläßt. Und du fühlst dich ganz wohl dabei. Nur wenn man dich so beurteilt, wie du bist, dann kränkt dich das ein bißchen.“
    Erich seufzte. „Stimmt“, sagte er, „es ist blöde, aber es ist so.“
    „Das gibt sich. Glaub mir, mit den Jahren gibt sich das, ich meine, das Gekränktfühlen.“
    „Weil man älter wird.“
    „Nein, weil es Unsinn ist. Jeder muß seine Richtung einschlagen. Das wichtigste ist, daß du dein Ziel kennst. Jeder hat Stärken und Schwächen, Monopolinhaber sämtlicher Tugenden gibt es nicht. Es kommt nur darauf an, daß das Sortiment deiner Stärken und Schwächen zur Richtung paßt. Entwicklung des Charakters heißt dann, sich alle Stärken zuzulegen, die man in der eingeschlagenen Richtung braucht, und alle Schwächen abzulegen, die einen da hemmen. Alles andere ist Nebensache.“
    „Ein Kapitel angewandte Psychologie in populärwissenschaftlicher Formulierung.“
    „Meinetwegen. Ein bißchen freundliche Spottlust kann jedenfalls in keinem Beruf etwas schaden – höchstens gegenüber tierisch ernsten Dummköpfen.“
    „Und dabei wollte ich gar nicht spotten!“ meinte Erich verwundert. „Das ist bloß so eine – eine Formulierungslust!“
    „Schade“, sagte Uwe trocken. Trotzdem freute er sich. Es war ihm darum zu tun, Erich selbstbewußter zu machen – vor allem selbstbewußter und sicherer außerhalb des Fachgebiets.
    „Ich hab den Metallpunkt auf dem Schirm!“ meldete Erich aufgeregt – und froh, vom Thema des Gesprächs wegzukommen.
    Uwe ging tiefer. Als der Höhenmesser fünfzig Meter zeigte, schaltete er den Scheinwerfer ein und stellte die Funkverbindung zur TERRA her.
    Unter ihnen lag eine vegetationsfreie Fläche, auf der Fels und Sand zu erkennen waren. Ein längliches, braunes Gebilde hob sich von der Umgebung ab. Uwe steuerte das Gebilde an und setzte neben ihm auf.
    „Wir sind gelandet“, meldete er.
    „Ja, und?“ fragte Erika aufgeregt. „Seht ihr was? Woraus besteht der Metallpunkt?“
    „Es ist das Wrack der RELAIS 1“, antwortete Uwe.

3
    Der Hubschrauber war verankert, denn es wehte ja ein kräftiger Wind, und niemand konnte ahnen, ob er nicht plötzlich weiter auffrischen oder böig würde. Uwe und Erich hatten sich angeseilt und schritten nun schweigend an dem Wrack entlang, das in seiner Größe noch die modernere TERRA übertraf. Uwe war beeindruckt von dem Anblick, düstere Gedanken drängten sich ihm auf. Aber er schob sie beiseite. Was hatte er denn zu finden gehofft? Das Wrack besagte noch gar nichts. Denn das Raumschiff RELAIS 1 hatte im Grunde genommen in dem Moment, da es einst auf dem Planeten aufgesetzt hatte, seine Funktion erfüllt. Wichtiger war die Frage, ob das Wrack nicht Hinweise geben konnte, was mit seiner ehemaligen Besatzung geschehen sei.
    Sie langten am Ende des riesigen Zylinders an. Dies war einmal der Antriebsteil gewesen, das war deutlich zu erkennen, aber noch deutlicher zeigten sich hier die Folgen der Korrosion: Ehemals messerscharfe Kanten waren rund und handbreit geworden, und als Uwe mit einem Hammer dagegen klopfte, sprangen ganze Fladen von Rost ab. Selbst die Austrittsdüsen der Brennkammern waren fast zugewachsen.
    Ein bißchen wunderte er sich doch. Freilich, das Wrack lag ja nun schon zwanzig Jahre hier, aber etwas widerstandsfähiger hätte er das Material doch eingeschätzt.
    Da rief Erich ihn über Helmfunk. Er hatte mit dem Hammer an eine vorspringende Stelle geklopft, und da wurde unter einer ganz dünnen Rostschicht sofort das blanke Metall sichtbar. Erich hielt die Hand nach oben und ließ sie schnell herunterzucken. Ja, richtig, das erklärte es wohl.
    „Blitze?“ Erich nickte.
    „Dann war das hier sicher ein Teleskopbein, nach und nach abgeschmolzen, verbrannt, versprüht.“
    „Denke ich auch“, sagte Erich. „Ich hab mich schon gewundert, daß das Metall so verrostet ist, aber vielleicht hat die ständige Einwirkung der Blitze die Mikrostruktur des Materials aufgelockert.“
    „So wird’s sein.“ Uwe nickte unter seinem Helm. „Gehen wir weiter.“ Im Weitergehen – nun auf der anderen Seite – registrierte Uwe mit einem Blick auf den Kompaß, daß die Spitze des Wracks nach Nordnordost zeigte. Er wollte es eben Erich sagen, da fiel ihm ein: Soll er doch selbst darauf kommen! Ich werde ihm so wenig wie möglich sagen, er muß selbständiger werden.



Nach etwa hundert Schritten standen sie plötzlich vor einem Loch in der

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