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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Richtung nur langsam weiterschwebend, senkte sich. Im Licht des Scheinwerfers wurden die Blatttrichter erkennbar, und eben sah Uwe etwas Rotbraunes zwischen den Pflanzen hindurchschimmern, da schoß ein starker Wasserstrahl unmittelbar neben ihm empor, gleich darauf ein zweiter, ein dritter, riesige Fontänen, deren Schwall nun zurückstürzte und von oben auf den Helikopter fiel. Uwe gab Gas, der Motor heulte auf, immer neue Wasserstrahlen schossen auf. Erich rief: „Rückwärts!“ – aber da war es schon zu spät. Der Motor verröchelte, die Maschine sackte durch und landete unsanft im Meer der grünen Blätter, die jetzt, nachdem der Scheinwerfer erloschen war, wieder grau aussahen.
    „Mahlzeit!“ sagte Uwe.
    „Wir müssen ganz in der Nähe sein“, behauptete Erich.
    „Und daß der Hubschrauber im Eimer ist, interessiert dich wohl gar nicht?“
    „Den wird man doch reparieren können, oder?“
    „Na, hoffen wir’s“, sagte Uwe abschließend. „Warum hast du übrigens ‚Rückwärts‘ gerufen?“
    „Ich dachte mir, daß die Pflanzen, die wir schon überflogen hatten, ihr Wasser schon verschossen haben.“
    „Logisch gedacht – nur hätte mir das einfallen müssen, oder du hättest das Steuer haben müssen. Na, Hauptsache, wir haben genug Luft.“
    „Wollen wir uns nicht die Sonde ansehen?“
    „Klar. Erst mal will ich die TERRA benachrichtigen.“ Er schaltete und rief, erhielt aber keine Antwort. „Ein Unglück kommt selten allein. Ein Berg dazwischen. Also dann – das Wandern ist des Müllers Lust. – Wundere dich nicht, ich reagiere meinen Ärger immer in Sprichwörtern ab, das ist nur eine mildere Form des Fluchens. So, und jetzt wollen wir überlegen. Wieviel Zeit haben wir noch bis zur Nacht?“
    „Schätzungsweise zwei Stunden.“
    „Was denkst du, wann das nächste Gewitter kommt?“
    „Wahrscheinlich bei Einbruch der Dunkelheit. Gestern nach der Landung, als wir schliefen, war wohl auch eins.“
    „Dann sehen wir uns jetzt schnell die Sonde an“, entschied Uwe, „und danach machen wir, daß wir wegkommen.“
    Sie seilten sich einander an und stiegen aus. Die Hohlkörper der Pflanzen fügten sich eng aneinander zu einer einzigen, zwar unebenen, aber doch begehbaren grünen Fläche, aus der die Blatttrichter, aufgesetzt wie Schnittgrün auf enge Vasenhälse, ungefähr zwei Meter emporragten. Dazwischen war Platz genug, die Arme zu breiten. Man mußte immer den einen Fuß auf die Schräge der einen Pflanze, den anderen auf die entgegengesetzte Schräge der anderen setzen, dann ließ es sich zwar nicht bequem, aber doch erträglich gehen. Nach etwa fünfzig Metern schien dieser seltsame Wald etwas lichter zu werden, und dann sahen sie, fast schon überwachsen, den rostigen Rumpf der Sonde.
    „Die Dinger müssen hier ja mindestens zehn Meter hoch sein!“ meinte Erich.
    „Wenn das reicht!“ antwortete Uwe und balancierte vorsichtig auf dem schmalen Pfad entlang, den der noch sichtbare Teil der Sonde bildete. Nach wenigen Schritten zeigte sich der Rand einer offenen Luke. Der größere Teil der Öffnung war jedoch von einer der dickbauchigen Pflanzen verdeckt.
    „Freischießen?“ fragte Erich und zog den Strahler.
    „Ja, aber warte – komm lieber drei Schritte zurück!“
    Sie gingen zurück, Erich visierte und drückte ab. Ein blauer Strahl zuckte zum Pflanzenbauch hinüber, ein dumpfer Knall war durch die Helme hindurch zu hören, und dann schoß ein armdicker Wasserstrahl aus der zerstörten Stelle hervor.
    „Ganz schöner Druck“, stellte Uwe fest, als er die Kurve musterte, die der Strahl beschrieb. Eine Krümmung war zu erkennen, er traf auf die gegenüberstehende Pflanze und zerspritzte dort.
    „Das sind ja regelrechte Flaschen!“ wunderte sich Erich.
    „Ja, und sehr elastische dazu“, ergänzte Uwe und zeigte auf die Nachbarn der getroffenen Flaschenpflanze. Sie preßten die auslaufende zusammen und dehnten sich dabei aus.
    „Auf diese Weise werden wir die Luke wohl nicht frei bekommen“, meinte Uwe. „Aber jetzt interessiert mich viel mehr, wann und warum sie ihren Inhalt nach oben abgeben. Das war doch kein Zufall, daß sie uns sozusagen abgeschossen haben – immer spritzte gerade die Flasche, über der wir uns befanden.“
    „Ich nehme eine Probe von der Flüssigkeit“, regte Erich an.
    „Ja, das ist gut“, stimmte Uwe zu.
    Erich zog aus einer Tasche seines Anzugs ein kleines Gefäß und ging zu dem Strahl, der jetzt merklich nachließ. Er füllte den

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