Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
schmalen Zylinder aus Plast und leuchtete dann mit der Helmlampe hinein.



„Sieht grünlich aus.“
    „Na klar“, rief Uwe, „das ist es: Fortpflanzung! Komm, wir probieren das gleich mal aus!“
    Sie erkletterten eine der Flaschen und stellten sich auf beide Seiten des Halses.
    „In die Blätter greifen“, kommandierte Uwe, „so, und jetzt langsam die Blätter herunterziehen.“
    Nichts geschah. „Kräftiger!“
    Wieder passierte nichts. „Stärker geht’s nicht!“ rief Erich.
    „Laß los“, sagte Uwe verdrossen und ließ selbst die Blätter in ihre ursprüngliche Lage zurückschnellen.
    In diesem Augenblick erhob sich ein mächtiger Strahl aus dem Hals der Flasche und zerstob weit über ihnen.
    „Aha!“ rief Uwe, nun wieder sehr lebendig. „Komm, das Ganze noch mal, bei der Nachbarin, aber diesmal ruckartig ziehen. Achtung – fertig – los!“
    Wieder spritzte ein dicker Strahl in den Himmel. „Klar?“ fragte Uwe.
    „Anpassung“, bestätigte Erich, „sie reagieren nicht auf jeden Wind, denn Wind ist ja immer. Sie suchen sich sehr heftigen Wind aus, vor allem böigen, der sie plötzlich trifft, weil der die Keime weiter trägt. So was! Ein ganzer Wald von Spritzflaschen!“
    Es war inzwischen noch finsterer geworden. Uwe blickte nach oben.
    „Ja“, antwortete er, „und ein ganzer Himmel voller Blitze. Los, wir machen, daß wir von dem Metall wegkommen!“
    Er blickte auf den Kompaß, schielte noch einmal auf die Sonde – sie lag parallel zum Raumschiff RELAIS 1 – und gab dann die Marschrichtung an.
    Etwa zehn Minuten waren sie gelaufen, als es in der Ferne zu grollen anfing. Linker Hand wurden die Spritzflaschen auffällig niedriger, entweder ging es dort bergab, oder die Bodenbedingungen waren schlechter. Breitbeinig, federnd wie auf einem Trampolin, liefen sie in die Niederung. Am tiefsten Punkt krochen sie in den Schutzsack und beschlossen, das Gewitter abzuwarten.
    Die Blitze züngelten, der Donner rollte nun fast ununterbrochen. Und dann mischte sich plötzlich ein roter Schein in das blaue Feuer der Blitze, eine Serie von scharfen Knallen ertönte. „Das war unser Hubschrauber“, sagte Uwe.

    Erika hatte nun schon das drittemal vergeblich den Hubschrauber gerufen. Sie bemühte sich, die anderen ihre Erregung nicht merken zu lassen. Irina war genauso besorgt wie sie, das spürte sie, aber Michael schien ganz gelassen zu sein. Für ihren Geschmack war Michaels Vertrauen in die Unfehlbarkeit des Kommandanten ein bißchen zu unbedingt, dieses Meister-Schüler-Verhältnis gefiel ihr nicht. Dabei, dachte sie, bin ich jetzt selbst über Michaels Haltung froh. Und außerdem – auf der Erde würde ich ja auch nicht gleich Alarm schlagen, wenn jemand eine Viertelstunde zu spät kommt. Und dieser Planet ist doch meine Erde, das Ziel meiner Wünsche seit Jahren. Bin ich wirklich noch so wenig mit ihm verbunden, daß ich ihm nur Schlechtes zutraue?
    Die automatische Beleuchtung der Kanzel schaltete sich ein. Sie wußten nun schon, daß das ein Zeichen für ein heraufziehendes Gewitter war. Denn die an irdisches Licht gewöhnten Augen hatten noch nicht gelernt, die verschiedenen Grade der Dämmerung genau zu unterscheiden, aber die Automatik tat das zuverlässig.
    „Wir unterbrechen unsere Arbeit“, sagte Michael langsam, zwar nicht in Befehlsform, aber doch so fest, daß man es als Anordnung auffassen konnte. „Erika bleibt am Funkgerät, Irina und ich beobachten in Richtung Wrack, du über Infrarot und ich mit dem Teleobjektiv.“
    Minuten verstrichen. Blitze zuckten über die Bildschirme – bläulich bei Michael, weiß bei Irina, die das Schwarzweißbild des Infrarotwandlers empfing. Erika sandte von Zeit zu Zeit ihren Funkruf aus.
    „Da!“ rief Irina plötzlich. Eine weiße Säule erhob sich auf ihrem Bildschirm.
    „Hier auch“, sagte Michael trocken und zeigte auf einen verschwommenen rotgelben Schein, der auf seinem Bildschirm sichtbar wurde. „Das war der Hubschrauber.“
    Erika sprang auf. „Wir müssen hin, ihnen helfen, den Geländewagen…“ Sie stockte, weil sie sah, daß Michael ruhig sitzenblieb.
    „Ich meine auch…“, sprach Irina zögernd.
    „Nun setzt euch wieder hin, beruhigt euch, sie sind doch längst draußen!“ sagte Michael. „Wenn der Hubschrauber intakt gewesen wäre, dann würden sie schon wieder hier sein. Sie haben eine Havarie gehabt und sind natürlich ausgerissen, als das Gewitter kam. Oder wie würdet ihr euch in dem Fall verhalten?“
    Die

Weitere Kostenlose Bücher