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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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bestätigte Irina, die die tanzenden Instrumente beobachtete.
    „Laß mal jetzt die Geräte“, forderte Uwe sie auf, „und erzähl mir lieber etwas von deiner Pflanze.“
    „Das ist ein merkwürdiges Ding, dem Bau nach halb Wasser- und halb Landpflanze. Sicherlich hat sie sich aus Wasserpflanzen entwickelt.“
    „Oder wurde entwickelt“, warf Uwe ein.
    „Ja, natürlich. Da sie das Meer nicht mehr um sich hat, hat sie es in sich. Sie besteht eigentlich aus einem Hohlraum, in dem Wasser ist. Es fließt durch einen engen Hals hinein, wobei die Blätter die Rolle des Trichters spielen, der den Regen auffängt, und Regen gibt es ja hier genug. Viele Einzelheiten verstehe ich noch nicht, es gibt da einige sonderbare Gewebe, aber dahinter werden wir schon noch kommen.“
    „Wie Michael gemeldet hat, sind die Dinger ja am Hügel schon hüfthoch, vielleicht sind sie woanders noch größer. Da brauchst du dann nicht mit dem Seziermesser ranzugehen, da kannst du den Strahler nehmen. – Jetzt müßte das Gewitter aber langsam aufhören.“
    Das dachten die drei im Sack auch. Anfangs hatten sie sich sogar gemütlich darin gefühlt, er vermittelt etwas von dem sonderbaren Gefühl der Geborgenheit, das man in einem Zelt empfindet, auf das der Regen prasselt. Aber das häufige Krachen der Blitze, die nicht weit von ihnen in den Blitzableiter fuhren, war sogar durch die Helme der Schutzanzüge noch heftig zu hören. Sie hatten auch schon bemerkt, daß dieses Gewitter stärker und anhaltender war als die, die sie schon erlebt hatten. Doch nun schien es allmählich nachzulassen, die Einschläge wurden seltener und hörten ganz auf. Aber Michael war sich nicht ganz sicher, ob nicht vielleicht der Grund dafür darin bestand, daß die Elektrode des Blitzschutzes verbraucht war.
    Plötzlich leuchtete etwas vor ihnen – eine bläulich schimmernde, kürbisgroße Kugel schwebte in der Luft.
    „Helmfunk aus!“ flüsterte Michael.
    Der Kugelblitz zitterte, er schwebte ein Stückchen auf sie zu, blieb wieder stehen, sank zu Boden und rollte von ihnen fort auf den Waldrand zu. Dort explodierte er mit lautem Knall. Pflanzenreste und Sand prasselten auf den Sack, aber der Regen spülte sie schnell wieder fort.
    „Ich glaube, das war die Schlußnummer“, erklärte Michael nach einiger Zeit.
    „Sehr interessante Vorstellung!“ sagte Erich trocken. Als sie die TERRA erreichten, schien die Proxima schon wieder.
    „Vielleicht bleibt es nach diesem langen Gewitter auch lange schön“, meinte Uwe, als sie ihr komfortables Mittagessen eingenommen hatten. „Was meinst du, Erich?“
    „Schwer zu sagen.“
    „Und was glaubst du?“
    „Glauben? Ich glaube eher, wir werden eine zusammenhängende Schichtbewölkung kriegen, mit gleichbleibendem Wind und sicherlich Regen. Wir haben doch von oben meist eine ununterbrochene Wolkendecke gesehen. Hier sind wir zwar nicht mehr auf dem Äquator, aber…“ Er zuckte mit den Schultern.
    „Dann könnten wir versuchen, mit dem Hubschrauber den Metallpunkt ausfindig zu machen.“
    Erikas Augen leuchteten für einen Moment auf. „Mit dem Hubschrauber?“
    „Wie sonst?“ fragte Uwe zurück.
    „Mit dem leichten Ding können doch höchstens zwei Mann fliegen!“
    „Allerdings“, bestätigte Uwe, „Erich und ich. Soll ich das begründen?“ Aber Erika winkte ab, enttäuscht zwar, doch einsichtsvoll.
    Der Hubschrauber konnte, was sehr bequem war, direkt aus der Ladeluke starten. Der Himmel hatte sich tatsächlich bezogen, der Wind war nicht so stark, daß der Helikopter nicht mit ihm fertig wurde, und vor allem nicht böig. Es regnete, und die Sicht war schlecht, das ihnen nun schon bis zum Überdruß bekannte Dämmerlicht ließ jede Kontur verschwimmen. Schon aus hundert Meter Höhe war die TERRA nicht mehr zu erkennen, nur ihre erleuchtete Kanzel schimmerte noch als Lichtfleck unter ihnen.
    „Es ist nicht wichtig, es interessiert mich nur“, sagte Erich, „warum hast du gerade mich mitgenommen?“
    „Du hast die beste Nase für das Wetter“, antwortete Uwe gleichmütig. „Und dann habe ich noch einen Grund. Ich möchte einfach mal mit dir zusammen etwas unternehmen.“
    „Mich testen?“
    „Unsinn. Man testet Raumschiffe und Kochrezepte, aber nicht Menschen.“
    „Ja, ja, ich weiß, Menschen beurteilt man. Und mich beurteilt man meistens so, daß ich im Schlepptau meiner Frau schwimme.“
    „Du bist im Grunde ein Gelehrtentyp, den nur Probleme interessieren und der alle praktischen Dinge,

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