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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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„Krümelstruktur. Das ist Humus.“
    „Und darum ist das Gras elektrisch?“ neckte sie ihn.
    „Unsinn. Sie gehen offenbar nach der Dreiwellenmethode vor. Die erste Welle sind die Spritzflaschen. Sie ernähren sich unmittelbar aus anorganischen Stoffen, Mineralien und so weiter. Ihre Hauptaufgabe ist, den Boden zu festigen und eine biologische Basis für die zweite Welle zu bieten, die außer anorganischen Stoffen schon organische Zersetzungsprodukte braucht. Diese zweite Welle muß den Boden weiter festigen und zu Humus umarbeiten; dazu muß sie Bakterien mitführen.“
    „Und Elektrizität?“ stichelte Erika weiter.
    „Hör doch mal auf, ich überlege doch schon!“ schimpfte Erich gutmütig. „Also, wo war ich stehengeblieben?“
    „Bakterien.“
    „Richtig. Bakterien brauchen Sauerstoff, wenigstens die meisten. Den produziert das Gras. Aber davon haben die Bakterien nichts; er vermischt sich sofort mit der Luft, wenn nicht… Ja, das wird’s sein!“
    „Was denn?“
    „Paß auf – wenn diese Fäden alle elektrisch geladen sind – was passiert dann?“
    „Sie stoßen sich gegenseitig ab!“ antwortete Erika brav wie ein Schulmädchen.
    „Richtig, und dadurch wird das ganze Büschel gespreizt, der Wind kann es schlechter zusammendrücken und den Sauerstoff zwischen den Blättern oder Fäden nicht so schnell herauswehen. Und dadurch hält sich zwischen ihnen eine höhere Sauerstoffkonzentration als in der sie umgebenden Luft, und das kommt den Bakterien zugute!“
    „Großartig!“ sagte Erika staunend. „Ich ernenne dich hiermit zum Herrn Gold!“
    Eine Weile sahen beide, in ihr „Gefieder“ gehüllt, schweigend dem Gewitter zu, das allerdings im Vergleich zu denen, die sie fünfzehn Breitengrade südlicher erlebt hatten, klein und harmlos war. Dann fragte Erika: „Ob sie das Gras so – so konstruiert haben?“
    „Schwer zu sagen. Die eine oder andere Eigenschaft kann sich auch durch Selektion von Mutanten im Ausbreitungsprozeß herausgebildet haben. Ich glaube, unter den hiesigen Bedingungen gibt es viel häufiger Mutationen als auf der Erde.“
    „Und wie geht das Ganze weiter?“
    „Ja – nun müßte die dritte Welle kommen, die eigentliche Vegetation. Sie würde schon ein ganzes System von Pflanzenkeimen umfassen, aus dem sich je nach Boden und sonstigen Bedingungen eine bestimmte Biozönose herausbilden kann. Vielleicht stoßen wir noch auf die Anfänge davon.“
    „Bestimmt!“ sagte Erika überzeugt. „So wahr, wie das Gewitter jetzt zu Ende ist.“
    Sie hatte recht, wenigstens was die Blitze betraf, sie waren nur noch in weiter Ferne sichtbar, der Regen war schwächer und gleichmäßiger geworden, ein ruhiger Wind strich über die Landschaft.
    „Auf, ihr Flieger, die Schwingen gebreitet!“ deklamierte sie. Schwerfällig erhoben sich beide in die Luft.
    Sie zogen einen Halbkreis, bis das „Vogelauge“ im Helm, ein Gerät, das auf polarisiertes Licht ansprach, den richtigen Kurs anzeigte, den sie dann einschlugen.
    Als sie eine halbe Stunde geflogen waren, hörte der Regen auf, wenn auch die Wolkendecke geschlossen blieb. Nun konnte sie eine andere, weniger anstrengende Flugtaktik ausnutzen: Sie stiegen bis dicht unter die Wolkendecke auf und segelten dann ein paar Kilometer.
    „Sieh mal, ein Fluß!“ rief Erika plötzlich. „Das muß der sein, den wir auf der anderen Seite der Hochebene vom Raumschiff aus gesehen haben!“
    „Er fließt genau in unsere Richtung“, meinte Erich. „Eine Pause müßten wir sowieso machen. Wollen wir wassern und uns treiben lassen?“
    Statt einer Antwort ging Erika in den Sturzflug über. Dicht über dem Wasser trafen sie sich wieder.
    „Er fließt ganz ruhig, ich glaube, wir können es wagen“, meinte sie zufrieden.
    Ihre Füße zogen eine kurze Spur durchs Wasser, dann faltete sie die Arme mit den Schwingen über der Brust und schwamm wie auf einem Rettungsring.
    Aus dieser Perspektive gesehen schien der Fluß ein Meer zu sein. Die Ufer waren in dem dämmrigen Licht, das hier unter bewölktem Himmel herrschte, nicht zu erkennen.
    „Das tut gut“, sagte Erika, als sie eine Weile getrieben waren, „ich finde es richtig gemütlich. Du könntest mir mal was erzählen.“ Erich lachte. „Du hast vielleicht Sorgen!“
    „Hast du bessere?“
    „Ich bin unruhig. Man verliert hier jedes Gefühl für Zeit und Geschwindigkeit. Was, wenn wir plötzlich in eine Stromschnelle geraten, mit spitzen Klippen und scharfen Felsen?“
    „Bei

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