Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
Meer und wahrscheinlich auch der Standort der RELAIS-Leute liegen mußten: fast greifbar nahe, scheinbar in Minuten zu erreichen.
    Uwe kam Fragen und Anträgen zuvor. Er zeigte auf eine Wolkenwand im Südosten. „Wir haben Glück gehabt, daß hier gerade gutes Wetter ist. Und jetzt landen wir.“
    Sie hatten kaum das Raumschiff verankert und den Blitzschutz ausgelegt, als eine Wasserflut vom Himmel stürzte – aber ohne Blitz und Donner. Später, als der Regen etwas nachließ, frischte der Wind auf und wurde böig. Aber da hatten sich die Raumfahrer schon zu einer Ruhestunde in ihre Kammern zurückgezogen.
    „Was hältst du von der Sache?“ fragte Uwe seine Frau.
    „Ich weiß nicht“, sagte Irina nachdenklich. „Erika kämpft mit dem Planeten, sie will sich zwingen, ihn schön und heimatlich zu finden, und es macht sie verrückt, daß ihr das nicht gelingt. Sie ist auf sich selbst böse.“
    „Na gut“, sagte Uwe gedehnt, „aber wir waren alle gereizt und nervös. Kann das an den Gewittern gelegen haben?“
    Irina dachte nach. „Manche Menschen reagieren psychisch auf Gewitterfronten. Aber sie reagieren unterschiedlich, nicht einheitlich.“
    „Du glaubst also nicht, daß es von den Umweltbedingungen verursacht wird? Du mußt dir darüber Gedanken machen, du bist der Fachmann dafür.“
    „Ich habe nicht gesagt, daß es nicht daran liegt, aber so einfach wird der Zusammenhang nicht sein. Vielleicht war es ein Fehler, daß wir weitgehend auf unsere Innenbeleuchtung verzichtet haben?“
    „Ich möchte wissen, ob es den RELAIS-Leuten gelungen ist, sich in dieser Hinsicht anzupassen“, sagte Uwe.
    „Morgen werden wir’s wissen.“
    „Morgen? Kaum. Frühestens in drei, vier Tagen.“

4
    Der Sturm hatte sich gelegt, aus dem Platzregen war ein nicht sehr heftiger, aber dafür anscheinend dauerhafter Landregen geworden, der bis zum Abend anhielt.
    Uwe hatte die volle Beleuchtung eingeschaltet und diese Maßnahme mit der Vermutung erklärt, daß die unnatürliche Nervosität und Gereiztheit der letzten Zeit möglicherweise auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sei, daß man also so weitgehend wie möglich irdische Verhältnisse aufrechterhalten und die Experimente zur Anpassung bis zur Lösung der Aufgabe verschieben müsse. Es gab keine Einwände, die Erinnerung an die vormittägliche Szene war allen unangenehm.
    Zwischen der TERRA und ihrem vermutlichen Ziel lag nun noch eine Strecke von etwa zwei- bis dreihundert Kilometern, aber sie war schwierig zu bewältigen – schwierig, wenn man wie Uwe hartnäckig darauf bestand, unter allen Umständen sicherzugehen.
    Zum Meer hin erstreckte sich eine unregelmäßige Tiefebene, für die die alten Karten nicht sehr aussagekräftig waren, weil sie in bezug auf Wasserhaushalt und Pflanzenwuchs sicherlich nicht mehr stimmten – früher hatte es dort nur einen Fluß und keine Vegetation gegeben. Nach etwa hundertfünfzig Kilometern erhob sich ein Mittelgebirge, das sich in einer Breite von knapp fünfzig Kilometern parallel zur Küste von Nordwesten nach Südosten hinzog und dessen Gipfel man vom fliegenden Raumschiff aus gesehen hatte, danach ein schmaler Küstenstreifen, über den man noch gar nichts sagen konnte. Die von Erich auf der Karte als vermutliche Aufenthaltsorte der RELAIS-Leute schraffierten Gebiete waren zwei relativ große Einbuchtungen, in denen das Meer bis dicht an das Gebirge heranreichte – nach den alten, aus Sondenaufnahmen hergestellten Karten.
    Es war klar, daß man nirgends einen sicheren Landeplatz voraussagen konnte, den das Raumschiff auch bei bedecktem Himmel ohne Risiko anfliegen konnte. Und auf gutes Wetter zu warten hielt Erich für aussichtslos. Er vermutete, daß es morgens und vielleicht auch abends eine halbe Stunde klaren Himmel geben werde, wenigstens diesseits des Gebirges. Über die Wetterverhältnisse jenseits war bisher absolut nichts auszusagen.
    Aus diesen Voraussetzungen entwickelten die Raumfahrer bis zum Abend die Strategie ihres weiteren Vorgehens.
    Die beste Lösung war offenbar, wenn sich jeweils ein Teil der Besatzung auf den Weg machte, um einen geeigneten Landeplatz zu suchen, den dann abends oder am folgenden Morgen das Raumschiff bei geeignetem Wetter ansteuerte. Zu Fuß war das freilich nicht möglich, der Hubschrauber war zerstört, und der Wagen war, wie die Erlebnisse am Landeplatz bewiesen hatten, dafür auch ungeeignet. Das wohl günstigste Fortbewegungsmittel waren die Flugschwingen. Mit ihnen konnten

Weitere Kostenlose Bücher