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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Planeten nicht wie sonst eintönig und reizlos war?
    „Bei schönem Wetter ist dieser Planet vielleicht doch ganz brauchbar!“ sagte Uwe.
    Sie sah zu ihm hinüber, er lächelte ihr durch den Helm hindurch zu. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen war sie an seiner Seite.
    „Wenn du nun schon in meinen Gedanken liest und nicht mehr in deinen eigenen, dann lies auch weiter!“
    „Gern“, sagte er, „zumal ich da nur Schmeichelhaftes lesen kann. Ich lese also: Eigentlich ist es überall schön, wo mein Mann ist. Warte, und jetzt lese ich: Er hat zwar recht, aber was bildet der Kerl sich eigentlich ein?“ Irina lachte.
    Uwe fuhr fort: „Und um die Frage gleich zu beantworten: Er bildet sich nichts ein, er weiß.“
    Sie seufzte zum Schein. „Und Wissen ist Macht, lautet ein alter Spruch.“
    „Und ich schwöre“, sagte Uwe, „daß ich meine Macht nie mißbrauchen werde. Denn mein Vater ist der König von diesem Land, folglich bin ich ein Prinz, und die Prinzen sind im Märchen immer gut, wenigstens solange sie damit beschäftigt sind, irgendeiner Prinzessin den Kopf zu verdrehen. Wenn Hoheit einen Blick auf unsere Ländereien werfen wollen – die Seenplatte geht zu Ende, ich darf zu einem Spaziergang einladen!“
    Er ging in einen sanften Gleitflug über, Irina folgte ihm. Mit ein paar mächtigen Flügelschlägen fingen sie sich dicht über dem Boden ab und setzten vorsichtig die Füße in das dunkle Grün. Die moosartigen Gewächse reichten ihnen bis über die Knöchel.
    „Sehr einladend sieht das hier nicht aus“, meinte Uwe, „komm, wir machen einen Wettlauf!“ Und schon lief er flügelschwingend in großen Sprüngen davon. Irina war schnell wieder an seiner Seite.
    Eigentlich war es mehr ein Fliegen als ein Laufen, die Füße setzten nur alle sechs, sieben Meter zu ein paar schnellen Schritten auf, aber trotzdem war es nach dem langen Lauf, der ja mehr die Muskulatur des Oberkörpers beanspruchte, ausgesprochen wohltuend, den ganzen Körper zu bewegen.
    Eine gute Viertelstunde liefen sie so. Dann führte sie ihr Kurs direkt auf eine Gruppe von hohen Schachtelhalmen zu.
    „Drüber weg!“ rief Uwe übermütig. Sie machten beide einen gewaltigen Satz, kamen aber nur knapp über die scharfen Spitzen der riesigen Halme hinweg. Während Irina zum Flug überging, setzte Uwe hinter der Halmgruppe auf – und versank sofort bis zu den Knien. Irina sah, daß er flügelschlagend am Boden klebte, und rief erschrocken: „Hast du dich verletzt?“
    „Nein, keine Angst“, keuchte er, „es ist nur – so, jetzt bin ich raus!“ Er lachte. Als er aufstieg, sah Irina, daß seine Füße von Schlamm trieften.
    „Das war Leichtsinn!“ tadelte sie. „Ich weiß nicht, warum du dich Gefahren aussetzt, die du mit dem Raumschiff meidest?“
    „Wieso?“ fragte er beunruhigt.
    „Wer konnte wissen, was auf der anderen Seite sein würde?“ fragte sie.
    Uwe dachte nach. „Du hast recht“, sagte er dann. „Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich geritten hat. Wir werden das auswerten.“ Eine Weile flogen sie schweigend nebeneinander. Aber dann wurden sie durch einen interessanten Vorgang von ihren Gedanken abgelenkt, der sich unter ihnen in der Moorlandschaft abspielte: Es sah aus wie in historischen Filmen, wenn eine Granate einschlägt:
    Schlamm und sicherlich auch Pflanzenteile wurden emporgeschleudert, sanken herunter und bildeten einen schwarzen, nassen Fleck.
    „Wir fliegen weiter, aber wir gehen ein bißchen tiefer, ja?“ sagte Uwe. „Vielleicht sehen wir das noch mal aus größerer Nähe!“
    Die Landschaft war nun wieder eintöniger geworden – nur Moose, ab und zu von völlig kahlen Schlammstellen unterbrochen, keine Schachtelhalme oder andere Gewächse. Mitunter sahen sie in weiter Entfernung ein Schlammexplosion, aber sie änderten ihren Kurs deswegen nicht.



Gerade wollte Irina, die voranflog, eine Rast vorschlagen, als sie einen dumpfen, schmatzenden Laut und dann einen leisen Aufschrei von Uwe hörte. Sie zog eine so scharfe Kurve, daß sie fast abgestürzt wäre, und sah dann, daß Uwe in der Luft taumelte.
    „Keine Angst, mir ist nichts passiert“, sagte er, „ich kann bloß nichts sehen, eine Schlammexplosion hat mir den Helm vollgespritzt.“
    „Dann erst mal auf Höhe!“ kommandierte Irina. „Los, ich bleibe hinter dir und weise dich ein. Wir suchen einen Rastplatz.“
    „In Ordnung“, sagte Uwe und begann zu steigen.
    „Ich weiß jetzt übrigens, wie das funktioniert“,

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