Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
Vom Netzwerk:
unbedingt noch tun? Die Funkrakete, richtig, er stellte sie auf und wollte ein Stück weggehen und dann mit dem Strahler… Ungefähr fünf Meter von der Rakete entfernt stürzte er hin und verlor das Bewußtsein.
    Irina hatte mit zitternden Fingern das Funkfeuer aufgestellt und in Gang gesetzt. Nun hatte sie das Gefühl, sich hinlegen und ausruhen zu dürfen, aber sie wollte bei Uwe liegen, und der lag nicht weit genug weg von der Rakete, jetzt mußte sie…, was mußte sie denn…, richtig, Uwe wegziehen… Mit großer Anstrengung zog sie an seinen Armen, aber ihre Kräfte reichten nicht, da legte sie sich vor ihn, und sie schaffte es auch noch, die Schwingen heranzuziehen und als Deckung vor sich zu legen, und nun den Strahler, er schien Tonnen zu wiegen, mit äußerster Anstrengung schob sie ihn in die Schwingen, vor ihren Augen verschwamm alles, als sie zu zielen versuchte, nur noch ein mal Klarheit, nur für den Bruchteil einer Sekunde – da, da war die Rakete, sie zielte und drückte ab, und als die Lunte aufglühte, verlor auch sie das Bewußtsein.

    Michael war froh, als er das Signal empfing. Er war den ganzen Tag das Gefühl nicht losgeworden, daß Erika und Erich mit dem Gang der Dinge unzufrieden waren. Zwar benahmen sie sich vernünftig und diskutierten nicht herum, aber ihre sich immer wiederholenden Bemerkungen über das prächtige Wetter waren eigentlich unüberhörbar.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung startete er das Raumschiff, und bald hatte er auch das Funkfeuer aufgefaßt.
    Immer größer wurde das Gebirge, und als nun auch der Fluß in der Ferne sichtbar wurde, konnte der Landeplatz nicht mehr weit sein.
    Als sie dicht beim Funkfeuer waren – sie sahen im Schein der untergehenden Proxima den Gebirgsausläufer, auf dem, nach dem Radarreflex zu urteilen, das Funkfeuer stehen mußte –, wurden sie über Funk angerufen: „Achtung, Raumschiff! Landen Sie auf dem südlichen Zipfel des Felsausläufers. Bereiten Sie Ihre Krankenstation vor.“
    Es war eine fremde weibliche Stimme, die diese Worte sprach.

5
    Eileen Laurentz hatte die letzte Station ihrer Kontrollfahrt erreicht – das Rote Tal. Es wurde auch Zeit, denn die Proxima neigte sich schon dem Horizont zu, der Wagen warf einen langen Schatten, und hinter der Biegung, die das Tal nach fünfhundert Metern machte, lag schon alles im Dunkeln.
    Sie stieg aus und reckte sich wohlig stöhnend. Dieser Luftkissenwagen, eins der letzten Geräte irdischer Herkunft, die noch in Betrieb waren, war nicht für ihre Generation gebaut. Infolge der geringeren Schwerkraft war sie größer gewachsen als die Eltern, sie maß zwei Meter fünf, ihr Zwillingsbruder Tom sogar zwei Meter acht. Der Körper, so hatte sie gelernt, strebte vor allem in der Wachstumsperiode das biologisch programmierte optimale Verhältnis zwischen Länge, Muskelkraft, Tragfähigkeit des Knochenskeletts und Masse an. Klein und zierlich erschienen ihr die Eltern und die älteren Gefährten, nach deren Maß der Wagen gebaut worden war.
    Das Rote Tal verdiente seinen Namen eigentlich nicht mehr. Noch vor einem Jahr hatte hier das rote Eisenerz blank zutage gelegen, aber nachdem sie die vegetative Erzaufbereitung eingeführt hatten, war die schöne Farbe schnell unter dem Schwarzgrün des Eisenkrauts verschwunden. Nur oben am Hang, wo große Fladen des Krauts unter ihrem eigenen Gewicht abgerissen und zu Tal gerollt waren, glänzte hier und da ein roter Fleck. Aber in zwei, drei Tagen würde er wieder zugewachsen sein.
    Eileen lief leichtfüßig die Talsohle entlang. Überall stapelten sich rechts und links von ihr schon große Ballen des schweren Krauts, und einmal versperrte ihr ein Felsblock den Weg. Die Pflanzen hatten ihn wohl verschmäht, weil er einen zu geringen Eisengehalt hatte, und nachdem das Erz, in das er eingebettet war, von dem fleißigen Kraut verspeist worden war, hatte ihn der Sturm losgerissen und ins Tal gestürzt.
    Offenbar wuchs das Kraut im Frühjahr schneller – es war schon wieder Zeit zur Ernte. In ein paar Tagen würde man herfahren und die Sintersäulen aufstellen müssen. Eileen mochte diese eintönige Arbeit nicht, obwohl sie die Natur ihres Heimatplaneten liebte, mehr jedenfalls als die Älteren, die immer noch halbe Erdenmenschen waren. Aber immer nur hin und her laufen und das schwere Kraut in die Säulen stecken, wo die Schmarotzeralgen das Kraut fraßen und das Eisen ausschieden, das dann in Stangenform abtransportiert wurde…
    Plötzlich stutzte

Weitere Kostenlose Bücher