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Der purpurne Planet

Der purpurne Planet

Titel: Der purpurne Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Aber das wird ja nun zum Glück nicht nötig sein. Übrigens haben wir selbstverständlich für kurzfristige Unterbrechungen direkte Reserven an Sauerstoff, Nahrungsmitteln und Energie.“
    „Woher nehmt ihr die Energie? Euer Kernreaktor muß doch längst erschöpft sein?“
    „Wir verbrennen Fruktose in Brennstoffzellen. Fruktose ist auch die Basis für unsere Nahrungsmittelproduktion. Wir erzeugen sie in großen Algenbassins außerhalb der Station. Die Algen scheiden sie aus, sie setzt sich am Boden ab und wird von Zeit zu Zeit durch Schläuche hereingedrückt, wieder unter Ausnutzung des äußeren Überdrucks. Der Regen füllt die Bassins wieder auf – na, und ab und zu müssen wir dann auch die Algenstämme erneuern, schädliche Mutanten ausmerzen und so weiter. Die Biologen können euch das später im einzelnen zeigen.“
    „Und die Brennstoffzellen selbst – halten die ewig?“ Jochen Laurentz kniff die Augen zusammen. „Er versteht zu fragen“, sagte er zu Eileen, „das muß man ihm lassen.“ Und zu Michael gewandt fuhr er fort: „Ein bißchen Metall produzieren wir selbst, und bisher hatten wir immer noch eine unangetastete Reserve von Brennstoffzellen. Aber wir haben schon eine Versuchsanlage laufen mit E-Tang. Uta Rudloff hat eine Tangart entwickelt, die elektrisch geladen ist, eine Nebenlinie des elektrischen Grases, das ihr im Vorfeld des Gebirges sicherlich gesehen habt.“
    Michael bestätigte das, während sie den Arbeitsraum des Leiters betraten. Er hatte noch viele Fragen auf dem Herzen, aber als sie sich gesetzt hatten, meinte Jochen Laurentz so ganz nebenher:
    „Ja, so sieht’s bei uns aus – und was gibt’s auf der Erde Neues?“ Michael blickte etwas verdutzt, dann lachte er und entschuldigte sich wegen seiner Neugier, die ihn hatte vergessen lassen, daß die anderen genauso gespannt darauf waren, Neues zu erfahren, und das sogar mit größerem Recht.
    Er versuchte, sich zu erinnern, was seit seiner Schulzeit als neu gegolten hatte, und berichtete davon, daß die Bewässerung der Sahara abgeschlossen sei, daß man die Energieversorgung umgestellt habe auf geophysikalische Quellen, also Erdwärme, Luftzirkulation, Plasmawinde und so weiter…
    „Und die Menschen?“ fragte Jochen.
    „Die Menschen?“ Michael wunderte sich. „Was soll es da Neues geben? Die Menschen ändern sich doch nicht so schnell! Sie suchen sich ihren Platz im Leben, fast alle finden ihn auch, ein paar Außenseiter gibt es natürlich immer, aber – na, höchstens, daß jetzt eigentlich fast jeder zwei Berufe hat, einen wissenschaftlichen und einen künstlerischen, ausgenommen solche Berufsgruppen, die einer speziellen psychologischen Disziplin unterworfen sind; wie zum Beispiel wir Kosmonauten. Wenn ich auf der Erde bin, treibe ich zwar ein bißchen Musik, aber nur sehr dilettantisch, denn wenn man sich nicht ständig damit beschäftigt…“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber sonst? Ich könnte eigentlich nicht sagen…“
    „Als wir starteten“, versuchte Jochen zu helfen, „war das Durchschnittsalter hundertzehn…“
    „Ja, das liegt jetzt bei hundertdreißig – wenigstens, als wir starteten.“
    „Und die materielle Produktion?“
    „Damit hat doch der Mensch kaum mehr zu tun“, erwiderte Michael, „das erledigt die Maschinerie – tatsächlich, das wurde ja auch erst in meiner Schulzeit umfassend eingeführt. Ja, das ist so: Die Räte auf den verschiedenen Ebenen geben die Aufträge, und dann läuft es. Das ist schon so selbstverständlich, daß man sich gar nicht mehr fragt, wie es im einzelnen funktioniert.“
    „Und wie wohnt man?“
    „Ganz verschieden – je nach Geschmack. Ich bin in einer Ringstadt groß geworden, ein geschlossener Gebäudekreis von zwei bis drei Kilometer Höhe und zehn Kilometer Durchmesser, im Innern Parks, Sportanlagen und so weiter, und vor allem: reguliertes Klima. Einwohnerzahl etwa hunderttausend. Manche ziehen es allerdings vor, in kleinen Siedlungen zu leben, so mit hundert bis fünfhundert Einwohnern. Und ein paar Eigenbrötler gibt es auch, die sich ein Haus für sich in die Landschaft setzen lassen. Die alten Städte werden immer seltener. Uwe ist in einer von ihnen aufgewachsen, er hat mir manchmal davon erzählt. Als seine Mutter noch lebte… oh, Verzeihung…“
    Er verstummte verwirrt. Hier saß ja Uwes Vater vor ihm, der ehemalige Mann von dessen Mutter, und nun hatte er womöglich ein heikles Thema angeschnitten…
    „Sie lebt also nicht mehr“,

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