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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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die nie mehr aufgehen würden. »Hat jemand mal daran gedacht, sie anzurufen?« »Ich«, erwiderte Freddy. »Zweimal, als du oben warst. Warbeide Male besetzt.« »Vielleicht war der Hörer ausgehängt«, brachte ich heraus. »Aber danach habe ich auch noch einmal angerufen«, warf Mrs. Nettle ein. »Und da war nicht besetzt, aber es ist auch niemand rangegangen.«
»Also ist sie zu spät drangewesen und hat sich wahrscheinlich gleich nach Tall Chimneys aufgemacht. Sie wird davon ausgegangen sein, daß wir genug Verstand haben, nicht auf sie zuwarten.«
Ich atmete ein kleines bißchen befreiter, während ich Ben nach draußen zu dem alten Kabrio folgte. Freddy und Mrs. Nettle nahmen den anderen Wagen. Hinter dem Tor fuhren wir in die eine, und sie in die andere Richtung. Es war ein frischer, böiger Morgen unter einem klaren blauen Himmel, aber Tall Chimneys sah aus wie immer – eingehüllt in der Trübsal ewigen Winters. Die schmalen Fensteraugen blitzten kalt in eine Welt, die, wenn es nach ihnen gegangen wäre, in dichte Nebelschwaden und eiskalte Regengüsse hätte getaucht sein müssen. Die beiden Schornsteine ragten so einsam in die Luft, daß man an gespitzte Ohren dachte, die auf das böse Krächzen der Krähen und das wilde Geheul der Wölfe lauerten. Die Norfolkterrier der Millers bellten sich hinter dem Haus die Kehlen wund, als Ben und ich uns der Vordertür näherten. Vienna ließ uns sofort ein und begrüßte uns mit ihrer tiefen Stimme.
»Wie professionell Sie aussehen, und dann gleich so pünktlich!« Offensichtlich machte es sie verlegen, daß wir vom Status Gleichrangiger auf den der Putzhilfen gesunken waren. Bestimmt waren in Chitterton Fells schon Gerüchte in Umlauf, nach denen wir uns am Rande des Bankrotts befanden. Das konnte mir aber nur recht sein, denn dann würde sich wenigstens keiner darüber wundern, daß wir eine neue Laufbahn eingeschlagen hatten.
Bei jedem Schritt auf dem Weg in die Küche hoffte ich, Mrs. Malloys Geplapper zu hören – vergeblich. Sie war noch nicht da. Und Vienna sagte, sie habe nichts von ihr gehört. Madrid tauchte fast zur gleichen Zeit wie wir in der Küche auf. Sie trug ein zeltartiges Gewand, das auf traurige Weise die Leibesfülle ihrer Jahre unterstrich, an denen letztlich auch die langen Haarsträhnen nichts ändern konnten. Sie nahm uns so wenig wahr, als wären wir durchsichtige Geister, die allenfalls als blasse Hüllen durch die Gegend waberten, bis Vienna sie ansprach und mit sanfter Stimme sagte: »Du siehst aus, als ob du frierst, Liebes. Warum legst du dir das hier nicht um?« Sie zerrte die Stola, die Madrid bei meinem letzten Besuch getragen hatte, von einer Stuhllehne. Dann fragte sie behutsam: »Erinnerst du dich noch an Ellie? Das ist ihr Mann…« »Ben«, half er höflich nach. Dank seiner artigen Manieren wirkte er in der Rolle desjenigen, der sich gleich die Schürze umbindet und die Böden schrubbt, denkbar unpassend. »Wie schön, Sie einmal persönlich kennenzulernen.« Vienna schenkte ihm ein reizendes Lächeln, wobei sie ihre Schwester jedoch keine Sekunde aus den Augen ließ. »Madrid, wir haben es mit einem kleinen Rätsel zu tun. Mrs. Malloy hätte eigentlich auch hier sein sollen…« »Sie kommt nicht.« »Woher weißt du das, Liebes?«
»Clarice Whitcombe hat angerufen, um zu sagen, daß Mrs. Mallone« – Madrid hielt inne, aber niemand von uns verbesserte sie, »versucht hat, uns telefonisch zu erreichen, aber die Leitung sei immer besetzt gewesen. Du weißt, daß ich sehr lange telefonieren mußte, um noch letzte Fragen zu klären.«
Ihre Schwester nickte und erklärte uns, daß sie am nächsten Tag zu einer Hundeschau nach London fuhren. »Clarice meinte, daß Mrs. Mallone auch versucht habe, die Haskells zu erreichen, aber auch da sei sie nicht durchgekommen.« Madrid zog die Stola enger um die Schultern. »Deshalb soll ich ausrichten, daß etwas dazwischengekommen sei und sie nicht mithelfen könne. Ergeben sich für Sie dadurch Ungelegenheiten?« Ihr Blick wanderte zu mir und dann zu Ben. »Immerhin ist sie ja die Putzfrau und sollte sicher die Arbeit machen, während Sie ihr erklären, wie man die Reinigungsmittel anwendet, die Sie erfunden haben.« »Oh, wir kommen schon zurecht.« Ich hoffte, daß meine Stimme nicht so hohl klang, wie ich mich fühlte. »Sind Sie sicher?« Vienna lotste ihre Schwester vom Herd weg, als hätte sie Angst, daß Madrid sich übernehmen würde, wenn sie versuchte, einen Wasserkessel

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