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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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plötzlich wieder mit der Angst zu tun und rannte weg wie ein unartiges kleines Mädchen. Anschließend habe ich die halbe Nacht lang wachgelegen und überlegt, ob er mich gesehen hat – oder ob ihm die Nachbarn etwas erzählt haben und er mich jetzt für eine Verrückte hält.« »Es sind immer die Frauen, die sich mit solchen Gedanken quälen«, entgegnete ich. Erwähnte Clarice diese Episode, weil sie keine Freundinnen hatte, denen sie sich anvertrauen konnte, oder wollte sie mir beweisen, daß ihre Anwesenheit in der Herring Street nichts mit Trina McKinnleys Tod zu tun hatte? Ihr Bericht deckte sich mit dem von Marilyn Tollings. Aber dann tat sich mir ein wirklich gemeiner Verdacht auf. Was wäre, wenn Clarice irrtümlich durch das Törchen des Brigadegenerals gehuscht war? Und als sie festgestellt hatte, daß es das falsche Haus war, spornstreichs kehrtgemacht hätte und zu dem Stelldichein mit Trina zwei Türen weiter marschiert wäre? Mit einem Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims bemerkte ich so sachlich wie es nur ging, daß ich nun aber wirklich anzufangen hätte, zumal ich ohne Mrs. Malloy auskommen müsse. »Sie haben aber doch ihre Nachricht erhalten, die ich an Madrid Miller weitergegeben habe, oder?« Clarice stand auf und sah aus, als bedauere sie, daß unsere Unterhaltung zu Ende ging. »Sie hat gesagt, daß etwas dazwischengekommen sei.« Ich nickte. »Hat Mrs. Malloy vielleicht irgendwie besonders aufgeregt geklungen?« »Ich fand schon. Aber ich kann das natürlich nicht recht beurteilen, ich kenne sie ja nicht.« Ciarices Blicke waren abgeirrt und hafteten nun an einer kleinen Schüssel, die auf dem Teppich neben der Tür stand. Daneben lag ein Päckchen Stärke. Mit einem Mal fing mein Herz an zu hämmern. »Ich habe ganz vergessen, die Sachen wieder wegzuräumen«, murmelte sie vor sich hin.
»Was ist denn da drin?« Meine Füße trugen mich wie von allein. Ich starrte auf die milchige Flüssigkeit in der Schüssel. »Nur Stärke und Wasser. Meine Mutter hat mir erklärt, daß man es zu einer dünnen Paste verrühren muß, wenn man…« »Blutflecken entfernen will«, suggerierte ich viel zu schnell, denn nun würde ich bestimmt nicht mehr erfahren, ob Clarice das gleiche sagen wollte.
»Sie wissen natürlich Bescheid, was diese alten Hausmittel betrifft.« Ihre Stimme klang nach aufrichtiger Bewunderung. »Meine Mutter wußte auch immer alles, obwohl sie selbst keinen Handschlag getan hat. Wir hatten immer Hausangestellte, bis ich soweit war, um das Ruder zu übernehmen. Hier hat es einen kleinen Unfall gegeben.« Sie zeigte auf den Teppich, wo die Schüssel und das Päckchen Stärke standen. »Fräulein Grau, die kleine Katze aus der Nachbarschaft, hat mir heute morgen einen Besuch abgestattet. Doch erst als ich ins Wohnzimmer kam und die Blutspuren auf dem Teppich sah, habe ich bemerkt, daß sie sich ein Pfötchen aufgerissen hatte.« Zum Glück läutete in diesem Moment irgendwo das Telefon, und Clarice ging. Ich blieb mit weichen Knien zurück. Mit einem Mal sah ich alles ganz deutlich vor mir. Mrs. Malloy hatte den Plan durcheinandergebracht und war morgens zuerst im Crabapple-Tree-Häuschen erschienen. Clarice hatte mit ihr geplaudert und dabei war ihr rausgerutscht, daß sie Gertrude Large, Trina McKinnley und Winifred Smalley umgebracht hatte. Das war Mrs. Malloy natürlich übel aufgestoßen, und da sie nie ein Blatt vor den Mund nahm, hatte sie ihrem Unwillen mehr als deutlich Luft gemacht. Daraufhin hatte Clarice nicht lange gefackelt und die Liste der Opfer um ein weiteres verlängert. Anschließend hatte sie in Tall Chimneys angerufen und die Nachricht von meiner geliebten Mrs. Malloy fingiert. Ich barg mein Gesicht im Staubtuch. Es war zu grausam. Gerade war mir Mrs. Malloy wiedergeschenkt worden, nur um sofort kopfüber in die Ewigkeit gestoßen zu werden.
Verzweifelt versuchte ich mir einzureden, daß die Geschichte mit der Katze stimmte und daß ich mich besser an den gesunden Menschenverstand halten sollte.
Wenn Clarice Mrs. Malloy ermordet hätte, hätte sie doch bestimmt die Schüssel und das Päckchen Stärke verschwinden lassen, zumal sie davon ausgehen konnte, daß ich wußte, wozu man so etwas benutzt. Andererseits – ich wurde den häßlichen Gedanken einfach nicht los – hätte sie sich natürlich auch sagen können, daß sie besser erst einmal die Leiche wegschafft, bevor sie sich an die Blutflecken macht. Dann war eins zum anderen gekommen, und zu guter Letzt war

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