Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
Vom Netzwerk:
so herzensgute Menschen, Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr mir die beiden fehlen werden. Dann noch Trina…« Mrs. Malloy griff in ihre tiefrote Samttasche und zog ein Taschentuch hervor, um sich die Augen zu wischen. »Ich hatte sie gern – na ja, so gern wie man jemanden hat, den man eigentlich nicht leiden kann. Ich sage auch gar nicht, daß sie jetzt, wo sie tot ist, einen Heiligenschein verdient, der so groß ist wie eine Fleischplatte. Aber Trina hat für den VPFVCF Wunder gewirkt, da beißt die Maus keinen Faden ab. Sie hat dafür gesorgt, daß wir uns als berufstätige Frauen betrachten. Und sie war’s auch, die das Weihnachtsgeld für uns durchgesetzt hat. Das kann ihr keiner nehmen, Mrs. H.!« »Natürlich nicht.« »Als ich heute abend in mein Haus zurückkam, wurde mir zum ersten Mal unheimlich, und alles ist schlagartig wieder vor mir aufgetaucht. Wie ich Trinas Leiche gefunden habe, der das Messer im Rücken steckte, das ich selbst, ohne mir was dabei zu denken, schon tausendmal für den Braten benutzt habe.« »Schrecklich.«
»Ich habe trotzdem versucht, einzuschlafen.« Mrs. Malloy tupfte weiterhin mit dem Taschentuch an ihren Augen herum. »Aber, als hätte ich nicht schon genug im Kopf, habe ich angefangen zu grübeln und mich gefragt, wie Sie und der Göttergatte heute mit Betty Nettle und Freddy klargekommen sind. Also Mrs. H., Sie brauchen sich nicht zurückzuhalten«, fuhr sie großzügig fort. »Schießen Sie los. Sagen Sie mir, ob Sie etwas herausgefunden haben, ohne daß ich Sie erst lange treten muß.« »Mrs. Malloy«, protestierte ich. »Ich würde eigentlich lieber zuerst hören, was Ihnen heute passiert ist.« »Erst müssen Sie raus mit der Sprache.« Sie war unnachgiebig. Also erzählte ich ihr alles. Und sie nickte oder schürzte die Lippen, ganz wie es die jeweiligen Offenbarungen verlangten. »Sie mußten natürlich gleich wieder übertreiben und viel zu viele Geheimnisse auskramen«, lautete ihr Kommentar. »Jetzt könnte ja jeder von denen – dieser Mr. Walter Lester Smith, Miss Whitcombe oder Mr. Tingle – derjenige sein, hinter dem wir hersind! Nur bei den Millers haben Sie im Grunde nicht viel gefunden. Also werde ich mal auf die setzen. In Kriminalromanen ist es jedenfalls immer verdächtig, wenn man nichts findet. Aber in einem Punkt geht’s mir wie Ihnen, Mrs. H. Ich will auch nicht, daß es unser Brigadegeneral war. Was für ein Elend! Da meint der Ärmste, er müsse angeben, was das Zeug hält, nur um was darzustellen… Er hätte besser vorher mal mit mir geredet. Ich hätte ihm schon beigebracht, wie man mit eingebildeten Typen verfährt.«
Angesichts des Blickes, den Mrs. Malloy mir bei diesen Worten zuwarf, war ich mir nicht sicher, ob sie mich zu dieser verachtenswerten Menschengruppe dazuzählte. Nur für den Fall erhob ich mich und füllte ihre Teetasse mit einem weiteren Schuß Brandy auf.
Sie setzte sich wieder auf ihrem Stuhl zurecht. »Na, es ist ja nicht so, als seien uns schon alle Möglichkeiten ausgegangen. Da sind ja immer noch Sir Robert und ihre Ladyschaft, die unter die Lupe genommen werden müssen.«
»Wir hatten Pomeroy Hall für heute vorgesehen«, erinnerte ich sie.
»Das ist geändert worden, Mrs. H..« »Und wieso?«
»Sir Robert hat heute morgen angerufen, ehe ich aus dem Haus bin, wahrscheinlich sollte ich besser gestern sagen, und hat mir mitgeteilt, daß ihre Ladyschaft sich nicht fühlt – eine Erkältung, die sich ihr auf die Brust gelegt hat – und daß wir die Sache mit dem Putzen besser bis zum Ende der Woche verschieben.«
»Kam Ihnen das nicht ein bißchen verdächtig vor?« Ich verstummte, legte den Kopf zur Seite und sah Mrs. Malloy an. »Was war das?«
»Es hat sich wie ein klitzekleines Niesen angehört.« »Das müssen Sie sich wohl eingebildet haben.« »Muß ich wohl.« Ich stand auf.
Mrs. Malloy war mir sofort auf den Fersen und schnaufte heftig für einen Menschen, der sich lediglich erhoben und eineinhalb Schritte gemacht hatte. »Mrs. H., da ist noch etwas, was ich Ihnen sagen muß, aber ich wollte mich erst sammeln, ehe ich losziehe, um Ihnen den nächsten Schlag zu versetzen.« Ich mußte sie gar nicht erst fragen, um was es ging. Ich starrte in die Tragetasche, deren Seiten sich wie von allein aufgeklappt hatten. Friedlich schlafend unter einer flauschigen rosafarbenen Wolldecke lag das schönste Baby, das ich je gesehen hatte. Kein Wunder, daß meine Cousine Vanessa und Mrs. Malloys Sohn George das

Weitere Kostenlose Bücher