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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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sich trotzdem nicht ein. Also ließ ich mir die nächste Geschichte durch den Kopf gehen, die Freddy und Mrs. Nettle ausgegraben hatten. Dabei ging es um Tom Tingle. Bei ihm hatten sie nämlich im Rollpult ein Scheckbuch gefunden, und als sie sich die Eintragungen ansahen, hatten sie festgestellt, daß etliche Schecks, jeweils in Höhe von zehntausend Pfund, auf ein und dieselbe Person ausgestellt waren – und zwar auf eine gewisse Lucia Frondcragg. Außerdem hatte im Pult ein Brief gelegen, den Freddy gelesen hatte. »Ich bedanke mich für die Hilfe, Tom«, hatte da gestanden. »Aber es kommt mir vor, als nähme ich Blutgeld.« Unterschrieben von Lucia. Das war ziemlich verdächtig, gelinde ausgedrückt.
Endlich bekam ich einen relativ leichten Gedanken beim Wickel zu fassen. Wenn entweder Brigadegeneral Lester-Smith oder Tom Tingle der Bösewicht war, dann hätte es für Clarice Whitcombe keinen Grund gegeben, sich Mrs. Malloys Anruf auszudenken, geschweige denn sie zu ermorden. Freddy und Ben hatten meine Sorgen um sie ohnehin nicht ernst genommen. Ich dämmerte jede Viertelstunde einmal kurz weg, doch dann wurde ich immer wieder so schlagartig wach, als hätte draußen jemand einen Ball gegen das Fenster gepfeffert. Als ich es nicht mehr aushielt, kletterte ich aus dem Bett und ging auf Zehenspitzen zu dem Stuhl, auf dem mein Morgenmantel lag. Vielleicht würde ein Glas Milch dem Sandmännchen helfen, bei mir Einkehr zu halten.
Eigentlich geistere ich nachts ganz gern allein durchs Haus, doch als ich nun über die Galerie zur Treppe ging, hörte ich plötzlich, wie sich über mir noch etwas regte. Wahrscheinlich nur ein Vogel, der sich in den Speicher verirrt hatte. Ich hatte allerdings nicht vor, hochzugehen und nachzusehen, denn ich konnte mir auch so gut ausmalen, wie die Schattengeister, die dort hausten, sich die Zeit damit vertrieben, Gegenstände herumzurücken, und zwar einfach nur aus Spaß. Anschließend stellte ich mir vor, daß der Speicher ein Pflegeheim für ältere, hinfällige oder sonstwie unerwünschte Möbelstücke wäre, die ungeliebt umherirrten und keine Ruhe fanden. Die Vergangenheit war vergessen, die Zukunft so unsicher und wackelig wie die Dielen, die unter meinen Füßen knarrten. Als ich das Licht in der Küche angeknipst hatte, fand ich zu meiner normalen Geisteshaltung zurück – was immer das auch heißen mochte. Ich machte mir Milch warm, igelte mich im Schaukelstuhl ein und nahm Abigails grünes Buch zur Hand. Es war tröstend zu erfahren, wie man hartnäckige Obstflecke aus den Kleidern entfernt. Man muß den Fleck nämlich nur mit Whisky befeuchten, ehe man alles in die Wäsche gibt. Um Haarbürsten und Kämme zu säubern, nehme man zwei Teelöffel kohlensaures Salz, die man in einem Viertelliter kochendem Wasser auflöst. Wenn man ein Stück Samt über Dampf hält, richten sich die einzelnen Härchen auf, und der Stoff wird wieder flauschig.
Mauselöcher muß man mit Lappen zustopfen, die mit einer Mischung aus Wasser und Cayennepfeffer getränkt werden. Soviel ich wußte, hatten wir keine Mäuse, und wenn, würde Tobias erwarten, daß ich mich um meinen eigenen Kram kümmerte, aber ich genoß diese Häppchen hausfraulicher Weisheiten immer wieder aufs neue, obwohl ich sie mir mittlerweile schon hundertmal zu Gemüte geführt hatte. Sie erweckten die sorgsame und sanfte Art von Abigail Grantham wieder zum Leben und machten aus Speichergeistern alte Verbündete aus der Vergangenheit.
Puh, wie hatten die Leute geschuftet, ehe der liebe Gott uns den Staubsauger bescherte! Meine Lider wurden schwer. Die Vorstellung, wie sehr die Frauen sich früher im Haus abplagen mußten, konnte einen wahrscheinlich schon am hellichten Tag müde machen. Und jetzt war es zwei Uhr morgens. Ich wußte, daß ich meine Milch austrinken und ins Bett zurückkehren sollte, bevor ich später die Treppenstufen nur noch hochkriechen konnte.
Aber der Schaukelstuhl war gerade so gemütlich – ich merkte, wie ich einnickte. Mein Kopf fiel nach vorn. Dann muß mir das Buch zu Boden gefallen sein, denn ich hörte einen dumpfen Knall, das heißt, eigentlich sogar zwei, ehe ich benommen in den Schlaf dämmerte und träumte, daß jemand die Hintertür aufmachte und sich in die Küche stahl.
Es war aber kein Traum, sondern rauhe Wirklichkeit. Mit einem Schlag war ich wieder hellwach. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ich umklammerte die Armstützen des Schaukelstuhls und zwang mich, den Kopf zu wenden, um dem

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