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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Eindringling ins Auge zu sehen. Natürlich hätte ich erst die Tasse nehmen und ihm oder ihr den Rest Milch ins Gesicht schütten müssen. Aber es war ohnehin nur noch ein kümmerlicher Rest übriggeblieben. Trotzdem – es wäre immerhin eine Geste gewesen. »Guten Morgen, Mrs. H.«, sagte die neue Präsidentin und Kollegin des VPFVCF, als erschiene sie zu einer völlig normalen Tageszeit. »Vorn im Haus war alles dunkel, deshalb mußte ich hinten herumkommen.«
»Mrs. Malloy!« Ich rappelte mich aus dem Stuhl hoch. »Sie müssen mich nicht anglotzen, als wäre ich ein Gespenst!« »Ich bin lediglich überrascht.« Das war untertrieben. Einen großen Teil des vorherigen Tages hatte ich immerhin damit verbracht, sie tot und begraben vor mir zu sehen. Aber ihr falscher Leopardenmantel war eindeutig echt. Das einzig Ungewöhnliche war, daß sie anstelle der üblichen Handtasche eine riesige Tragetasche mit halb geöffnetem Reißverschluß bei sich hatte. Aber warum auch nicht? Diese Tasche war immerhin so geräumig, daß man sie bei einem Umzug nach Australien hätte verwenden können.
»Ein Glück, daß ich Ihnen den Schlüssel nicht zurückgegeben habe, als ich von Chitterton Fells weg bin«, fuhr sie fort, während ich immer noch versuchte, meine Kinnstarre zu lösen. »Als ich durch die Glasscheiben das Licht sah, habe ich übrigens mehrmals laut und vernehmlich geklopft, bis ich dann gemerkt habe, daß Sie mir offensichtlich nicht mit ausgestreckten Armen entgegengeeilt kommen.«
»Ich dachte« – ich rieb mir die Stirn – »mir wäre das Buch heruntergefallen.«
»Natürlich!« Mrs. Malloy warf mir unter neonfarbenen Lidern einen mitleidigen Blick zu. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, die Deckenlampe auszuschalten, Mrs. H.? Lassen Sie nur die kleine Lampe an der Hintertür an. Oder wollen Sie, daß mir wegen der Festbeleuchtung der Kopfweh tut?« »Oh, niemals!« Ich hastete zum Lichtschalter und zermarterte mir dabei das Hirn darüber, was sie wohl mitten in der Nacht zu uns geführt haben mochte. Mrs. Malloy wuchtete die Tragetasche auf den Tisch und pusselte noch ein Weilchen daran herum, ehe sie den Mantel ablegte, unter dem ein tiefrotes Samtkleid zum Vorschein kam.
Danach stützte sie kurz die Hand auf den Tisch, als würde sich der Raum drehen und sie wolle ihn zum Anhalten bringen. »Vielleicht haben Sie zuviel in Ihrem Buch gelesen, Mrs. H., denn wenn Sie klar denken könnten, dann würden Sie mir jetzt eine Tasse Tee kochen und mich fragen, ob Sie einen Schluck Brandy dazugießen sollen.«
»Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht.« Ich stürzte los, um den Wasserkessel aufzusetzen und Tobias von seinem Stuhl zu scheuchen, damit Mrs. Malloy sich setzen konnte. »Ich hatte Angst, daß irgend etwas passiert sei, denn sonst hätten Sie doch nicht einfach unsere Verabredung platzen lassen.« »Tut mir leid, ich hätte eine Ansichtskarte schicken sollen, auf der steht, daß es mir gut geht. Außerdem habe ich versucht anzurufen, aber die verdammte Leitung war ja ständig besetzt. Und dann war es Zeit für den Zug nach London.« Ihre Schmetterlingslippen, deren Kirschrot sich mit der Farbe des Kleides biß, formten sich zu einem Schmollmund. Ich holte eine Flasche Brandy aus der Speisekammer und goß ihr einen ordentlichen Schuß davon in den Tee, bevor ich ihr die Tasse reichte.
»Auf Ihr Wohl, Mrs. H.«, prostete sie mir zu, hob die Tasse an den Mund und nahm einen tiefen Schluck. »Sie sind wirklich ein Hafen im Sturm.« Eine Träne rollte an ihrer Wange herab und grub eine Rinne zwischen Auge und Kinn. »Hier, nehmen Sie noch ein Schlückchen Brandy«, drängte ich sie, hin- und hergerissen zwischen Mitleid und dem Wunsch zu erfahren, welche Katastrophe sie in den letzten Stunden erlebt hatte. »Nur noch einen Tropfen.« Sie hielt mir die Tasse hin und reckte sich hoch, um zu kontrollieren, wieviel ich eingoß. »Das ist noch nicht einmal ein halber, Mrs. H.! Wenn Sie davon vierzig nähmen, gäbe es immer noch keinen ganzen.« »Reicht das?« Ich stellte die Flasche halb auf den Kopf. »Aber jetzt müssen Sie mir auch erzählen, was los ist.« »Ich habe den letzten Zug vom Bahnhof Victoria genommen. Bin kurz vor zehn hier gewesen. Habe mich zwar nicht gerade wie Gott in Frankreich gefühlt, aber es ging mir eigentlich ganz gut – wenn man bedenkt… Bis ich bei mir über den Gartenweg ging. Da hat es mich plötzlich erwischt und mir ist klargeworden, daß jetzt alle tot sind. Gertrude und Winifred waren

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