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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Baby Rose genannt hatten. »Das ist mein kleines Schätzchen!« Die Großmutter beugte sich vor, um das seidige Bäckchen zu streicheln. »Sie ist entzückend«, flüsterte ich. »Aber warum ist sie hier?« »Weil George nicht ihr richtiger Vater ist…« »Was?«
»Kein Grund, gleich loszukreischen, Mrs. H., Sie wecken ja das Baby auf!«
»Entschuldigung!« Ich schluckte. »Im Moment ist einfach alles ein bißchen viel, wie mir scheint. Ich komme mir vor, als sei ich in einem Stück von Oscar Wilde gelandet.« »Es ist alles herausgekommen, kurz nachdem ich zu den beiden nach London gezogen bin. Mein George ist ja nun mal eher der saubere und ordentliche Typ. Hat er von meiner Wenigkeit. Eines Samstagnachmittags, als Vanessa sich gerade die Fußnägel lackierte, hat er gedacht, er könne ein bißchen Frühjahrsputz machen. Da kommt’s einem doch schon hoch, oder nicht? Es ist immer falsch, wenn Männer denken, sie könnten dasselbe wie wir, und Gott hätte ihnen das Recht gegeben, im Haus mitzuhelfen. Wollen sich nur einmischen, das ist alles. Natürlich mache ich im Moment eine Ausnahme für Mr. H., der das im Namen der Gerechtigkeit tut, und ich mache auch George keinen Vorwurf. Wenn man einem Mann genug Unfug eintrichtert, schluckt er am Ende jeden Tropfen.« Mrs. Malloy stieß einen voluminösen Seufzer aus. »Jedenfalls ist er auf einen Brief gestoßen. Er lag in Vanessas Schublade und war von einem anderen Mann. Der Kerl hatte es ihr schwarz auf weiß gegeben – es täte ihm leid wegen des Babys, aber er sei nun mal nicht der Typ zum Heiraten und wäre deshalb froh, daß sie einen Dummen gefunden hätte.« »Oh, der arme George!« Er tat mir aus tiefster Seele leid, genau wie das wunderschöne Baby in der Tragetasche. »Ich habe wirklich fest geglaubt, daß Vanessa sich etwas aus ihm macht.« »Da hätten Sie aber schnell die Meinung geändert, wenn Sie gehört hätten, was sie gesagt hat, als George sie zur Rede stellte.
Meilenweit war sie zu hören. Ich brauchte mein Ohr gar nicht ans Schlüsselloch zu pressen. Alles hat sie verdreht, nur damit es ihr in den Kram paßt, jawohl.« Mrs. Malloy strich die rosafarbene Decke mit zitternden Händen glatt. »Hat gebrüllt, daß George alle möglichen Anforderungen stellen würde, denen keine Ehefrau gerecht werden könne, und zuletzt hat sie geschrien, wieso er überhaupt gewollt hätte, daß ich zu ihnen ziehe. Na, an dem Punkt ist mein Junge dann ausgerastet. Er hat Vanessa ins Gesicht gesagt, daß er gezwungen war, mich um Hilfe zu bitten, weil sie ja von Anfang an kein Interesse an dem Baby hatte.« »Kein Wunder, daß ich nichts von Ihnen gehört habe.« Ich legte ihr die Hand auf den Arm.
»George, der trotz seinem ganzen Geschäftssinn innen so weich ist wie Butter, hat sogar noch versucht, die Sache wieder einzurenken. Aber Vanessa hat die beleidigte Leberwurst gespielt. An dem Tag, als Gertrude Large beerdigt wurde, sind die beiden sich wieder tierisch in die Haare geraten. Ich konnte nicht weg – wer weiß, was ich bei meiner Rückkehr vorgefunden hätte, denn« – Mrs. Malloys Stimme wurde brüchig –, »obwohl ich gar keine Oma mehr bin, bedeutet meine Rose mir jetzt mehr, als alles auf der Welt, und daran gibt’s nichts zu rütteln. Ich wollte sogar in Ehren alt werden, wie man so schön sagt, und habe die alberne Haarfarbe rausgewaschen und die Miniröcke weggeschmissen. Aber heute früh hat George mich angerufen und war total am Ende. Vanessa ist nachts nach Italien abgehauen. Das Baby hat geschrien wie am Spieß, und er wußte weder, wie er ihm die Flasche in den Mund, noch die Windel vom Hintern kriegen sollte.« Mrs. Malloy blinkte eine Träne fort. »Na, das ist jetzt erst mal genug erzählt, Mrs. H., ich muß Ihnen nämlich das noch geben.« Sie griff in das Seitenfach der Tragetasche und reichte mir einen Brief, den ich langsam auffaltete. Ich erkannte die Handschrift meiner Cousine Vanessa.
    Liebe Ellie,
wie es scheint, eigne ich mich nicht zur Mutter. Dir gefällt so etwas, das weiß ich, aber Du hast auch nie so ein Leben wie ich geführt, auf das Du dafür verzichten solltest. Deshalb findest Du sicher Fläschchengeben und Tag und Nacht Windelnwechseln toll. Wenn Du nicht geheiratet hättest, wäre es vielleicht anders gekommen. Dann hätte ich Dich als Kindermädchen für Rose einstellen können. Du hättest ein eigenes Zimmer gehabt und auch ein eigenes Fernsehgerät, und dann hätte alles geklappt. Nun ist es aber so, daß man mir

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