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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Kamingitters befand. »Ich mag überhaupt keinen Sport. Ich weiß, das klingt unbritisch, aber so ist es nun einmal.« Danach lastete bleierne Stille auf der Gruppe. Hatte ich einfach nur einen Hang zum Dramatisieren, oder hatte das Haus tatsächlich etwas Beklemmendes an sich? Etwas drohend Unheimliches trotz der frisch geweißten Wände? Mich fröstelte, obwohl sich nicht ein einziges Lüftchen regte, und ich hörte nur mit halbem Ohr zu, wie Lady Pomeroy das Gespräch zurück auf die Anliegen der Salongesellschaft lenkte. Es ging um irgendwelche organisatorischen Dinge – Vorschläge, im August einen Bazar zu veranstalten und so weiter. Ich rückte näher zum Kamin und tat so, als sei ich ganz bei der Sache, doch in Wirklichkeit studierte ich weiterhin das Bildnis des Norfolkterriers. »So eine wie Jessica gibt es nie mehr.« Madrid berührte mich so plötzlich am Ärmel, daß ich um ein Haar aus meiner Strickjacke geschossen wäre. »So herzensgut! So wonnig! Wir hatten überhaupt keine Probleme, einen Bewerber zu finden, der um ihr Pfötchen anhielt. Wir haben sogar eine Verlobungsfeier ausgerichtet, für sie und den Baron von Knurrhahn. Er war in Crufts zwei Jahre hintereinander Goldmedaillensieger. Aber trotzdem« – Madrids Stimme brach
– »war er für sie nicht gut genug. Kein Hund auf der Welt wäre das gewesen. Madrid und ich mußten für den Ring sorgen. Es war ein Rubin, der Glücksstein für den Monat Dezember. Da hatte unser Seelchen Geburtstag. Wir baten den Künstler, ihn auf das Pfötchen zu malen, aber in Wirklichkeit trug sie ihn an einem kleinen Kettchen um den Hals.«
»Haben Sie auch die Hochzeit gefeiert?« Ich konzentrierte mich krampfhaft auf Brigadegeneral Lester-Smith, der endlich mit der Kaffeekanne zurückkam.
Madrid zerteilte ihr langes Haar und spähte durch die randlose Brille in mein Gesicht. »Die fand im Garten unseres alten Hauses statt, unter dem Rosenspalier. Vienna hatte Jessica einen kleinen Schleier genäht, mit einem Kranz aus Orangenblüten, und als der Geistliche – der sich auf Tierhochzeiten spezialisiert hatte – die Trauung vollzog, hat Jessica an all den richtigen Stellen gebellt. Der Herr Baron war da weitaus nachlässiger. ›Ungehobelt‹ möchte ich es fast nennen, woran man sieht, daß auch der beste Stammbaum keinen Gentleman garantiert. Er hat unentwegt an Jessicas kleinem Hinterteil geschnüffelt und sogar versucht, sie zu besteigen, als sie ›ich will‹ gebellt hat. Er konnte es nicht erwarten, sie ins Hochzeitsbettchen zu bekommen.« »Und wie sah das Bettchen aus?« Ich mußte mir auf die Lippen beißen. »Ein süßer winziger Seidenhimmel über einer Perserbrücke und Gobelinkissen mit aufgesticktem ›Er‹ und ›Sie‹. Ich werde nie vergessen« – Madrid schob die Brille hoch und betupfte sich die Augenwinkel –, »wie ängstlich Jessica wurde, als es soweit war, und wie sie die lieben Pfötchen um meinen Hals klammerte, bis Vienna sie mit Gewalt aus meinen Armen lösen mußte. Genau wie jede arme, kleine Jungfrau.«
Ich war mir nicht sicher, ob diese Verallgemeinerung zutraf, doch die Antwort blieb mir erspart, da Vienna sich jetzt einschaltete. Sie schenkte Madrid, die mittlerweile Schluchzer unterdrücken mußte, einen besorgten Blick und massierte ihr die Schulter. »Warum holst du uns nicht noch ein paar Rosinentörtchen«, bat sie so sanft, wie es bei ihrer tiefen rauhen Stimme möglich war. »In der Zwischenzeit unterhalte ich mich ein wenig mit Mrs. Haskell.«
Sie setzte sich neben mich. »Ellie, ich hatte gehofft, daß sich die Gelegenheit ergibt, Sie näher kennenzulernen. Immerhin wohnen wir ja sozusagen Tür an Tür. Madrid gerät manchmal ein wenig außer sich, wenn Menschen um sie sind. Sie war schon immer sehr empfindsam und hat zuviel gegrübelt. Ein Beruf wäre von vornherein nicht in Frage gekommen. Madrid hätte nie in einem Büro sitzen und auf der Schreibmaschine klappern können, schon gar nicht, wenn links und rechts noch Telefone klingeln. Aus diesem Grund bin ich auf die Idee gekommen, Norfolkterrier zu züchten. Jessica war die erste.« Vienna richtete die Augen in die Höhe und schaute auf das Bild. »Unglücklicherweise haben wir sie verloren. Damals wußten wir noch nicht genug, um die Anzeichen von Milchfieber zu erkennen. Es kam ganz plötzlich. Zu allem Überfluß habe ich Madrid noch ausgeredet, den Tierarzt zu holen. Ich dachte, es sei normal, daß sich Jessica nach der Geburt etwas matt fühlt.« Vienna

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