Der Putzteufel geht um
bestürzt: »Mann! Was ist, wenn es eine weitere Untersuchung gibt? Dann würde die Polizei doch auch Jonas verhören, der immerhin am Tatort war! Die Spiegelgeschichte hätten sie in Null Komma nichts aus ihm rausgekitzelt. Meinst du nicht« – er warf einen schnellen Blick in die Runde, als erinnere er sich plötzlich, daß Wände Ohren haben –, »wir sollten ihm raten, das Land zu verlassen?«
Ich erhob mich, mit Tarn auf den Armen. »Freddy, du bist wirklich das Letzte.«
»Vielen Dank.« Er setzte eine bescheidene Miene auf. »Aber unter uns, Kusinchen, willst du behaupten, es sei dir noch nicht in den Sinn gekommen, daß man beim Tod von Mrs. Large nachgeholfen hat? Sei ehrlich!«
»Nicht eine Sekunde lang«, log ich. »Wo wir gerade von Jonas reden – wo ist er überhaupt? Hält er seinen Mittagsschlaf?« »Er hat sich direkt nach dem Mittagessen hingelegt. Aber wechsle nicht das Thema, Ellie.« Freddy folgte mir auf den Fersen, als ich durch die Tür in die Halle ging. »Du warst mit der Beerdigung noch nicht fertig. Wir waren noch nicht einmal bei der Größe der Kränze!«
Ich fand keine Zeit, seine Neugier zu befriedigen, denn Ben kam die Treppe heruntergeeilt, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, und sagte, er müsse nun aber wirklich ins Abigail’s. Freddy murmelte, er dürfe eigentlich nicht später als der Boß eintreffen, nahm dann jedoch Tarn aus meinen Armen und trug ihn die Treppe hoch, so daß ich meinen Mann nach draußen begleiten konnte, wo die Wolken immer noch tief hingen und der Regen von den Blättern der Bäume tropfte.
»Kannst du dir nicht für den Rest des Tages freinehmen?« quengelte ich, als wir uns dem Wagen näherten. »Oder noch besser, könntest du nicht – «
»Das Restaurant zumachen, ein Schild, auf dem ›geschlossen‹ steht, an die Tür hängen und alles stehen- und liegenlassen?« Ben drehte sich um und legte mir die Hände auf die Schultern. Er lächelte, aber sein Blick war ernst. »Ellie, du weißt genau, daß das nicht geht.«
»Warum nicht?« Ich hatte dieses Gespräch schon mehrmals mit mir selbst geführt, und da hatte ich immer recht gehabt. »Wir kämen auch so zurecht. Uns geht es besser als den meisten Menschen. Wir haben keine Hypothek auf dem Haus und wir haben Geld auf der Bank, und ich kann ab und zu als Innenarchitektin arbeiten. Clarice Whitcombe zum Beispiel ist ganz verrückt danach, daß ich ihr helfe. Du wirst sehen, daß eins zum andern führt. Warum willst du dir nicht einmal eine Pause gönnen? Du mußt ja nicht tatenlos rumhängen.« Weil ich seiner Nasenspitze ansah, was er dachte, setzte ich noch hinzu: »Mir schwebt da etwas ganz anderes für dich vor.«
»Was denn zum Beispiel?« Das Lächeln spielte immer noch um seine Lippen.
»Naja, vielleicht nicht etwas ganz anderes, aber jedenfalls etwas anderes als das Restaurant. Seit ich Abigails Buch auf dem Speicher gefunden habe, denke ich darüber nach, was wir damit anfangen könnten. Warum probierst du die Sachen nicht mal aus? Wenn sie was taugen, bringst du alles ein bißchen auf Vordermann, damit es ein richtiges Buch wird, genau wie damals bei den Rezepten. Weißt du noch, wie wir uns gefreut haben, als wir den Trick entdeckt haben, wie ein Käsesouffle nicht mehr zusammenfällt?« Ich zerrte an seinem Mantelärmel. »Liebling, wir hätten bestimmt wieder so viel Spaß und würden vielleicht sogar noch einen ordentlichen Batzen damit verdienen!« »Ellie, ich kann nicht.« Ben nahm meine Hände, zog sie an die Lippen und küßte meine Fingerspitzen. »Ich lasse das Restaurant nicht im Stich. Diesen Gefallen tue ich den Demonstranten nicht. Nicht einmal für dich, mein Schatz. Der Umschwung kommt schon noch, du wirst es sehen.« »Das weiß ich ja, aber…« »Was aber?«
»Ich glaube nicht, daß du an der ganzen Sache noch richtig Freude hast. Der Reiz ist weg. Es ist jetzt nur noch… ein Job.« »Und?« Ben schaute prüfend zum Himmel hoch. »Man schmeißt doch nicht gleich alles hin und macht etwas anderes, wenn eine Durststrecke auftritt oder einem das Eintönige leid wird. Ich bin ein erwachsener Mann. Und Familienvater. Worüber machst du dir denn in Wahrheit Sorgen, Liebling?« Er legte die Arme um mich. »Daß mir das Abigail’s reicht oder daß ich als Ehemann langweilig werde?«
Ich wollte seine Worte heftig zurückweisen, aber als ich seine forschende Miene sah, fand ich es geschickter, fröhlich zu reagieren. »Also gut, wenn du drauf bestehst – ich gebe zu, daß ich
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