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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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möglich, daß Sie alle zwei Wochen wenigstens den ganzen Montag kämen?« fragte ich zaghaft. Ich merkte, daß mich der Mann in der schwarzen Lederjacke von Kopf bis Fuß musterte und daß das Ergebnis dabei nicht positiv ausfiel.
»Geht nicht.« Trina schüttelte den Lockenkopf. »Montagnachmittag ist schon für Joe reserviert.« Sie warf einen Blick in die Richtung des Mannes in der Lederjacke. »Und in Anbetracht der Lage haben wir schon jetzt viel zu wenig Zeit für uns.« »Sie wissen ja, wie das ist.« Joe zwinkerte mir zu, so von Mann zu Frau. »Habe eine Frau zu Hause, die mich nicht von der Leine läßt.«
»Wie kleinlich«, sagte ich.
»Genau. Also, wollen Sie nun den Montagmorgen, oder nicht?« Er griff in die Tasche seiner engen Jeans und zog ein zerknautschtes Päckchen Zigaretten hervor. »Ist keine besser als Trina. Arbeitet wie ein Tier und nimmt alles ganz genau. Hat ein – ein – fotografisches Gedächtnis.«
»Die Leute haben’s gern, wenn ihr ganzes Zeug hinterher wieder da steht, wo es vorher gestanden hat. Ich stelle zum Staubwischen zwar alles auf die Seite, aber später sieht keiner, daß was verrückt wurde.« Trina war zu sehr von sich überzeugt, um irgendwie eingebildet zu wirken. »Ich weiß eine ganze Menge über Porzellan, Glas und den Kram. Meine Oma hat mich großgezogen, und die war bei einem Earl im Haus.« »Könnten Sie denn jetzt am Montag schon anfangen?« Ich hoffte, daß sich meine Stimme nicht zu unterwürfig anhörte. »Wüßte keinen Grund dagegen. Paßt Ihnen neun Uhr?« Ich sagte, das sei großartig.
Es regnete nicht mehr, aber der Wind frischte weiter auf. Der Lederheini oder Lederjoe schnippte ein Streichholz an und wölbte die Hand um die Flamme. Er beäugte Trina durch einen Rauchring hindurch, so daß alle Frauen, die ihnen zusahen, vor Sehnsucht schier ohnmächtig wurden. »Meinst du nicht, du solltest Mrs. Haskell auch erzählen, daß du mehr nimmst als die anderen? Ergibt doch Sinn, oder?« Er rang sich ein dünnes Lächeln für mich ab. »Trina macht Ihnen in einer halben Stunde zweimal soviel wie die alten Schachteln an einem Tag.« Die Antwort darauf blieb mir erspart, weil sich Sir Pomeroy, der sich gerade mit Ben unterhielt, umwandte und mich zu ihnen bat. Trina sagte, wir könnten uns am Montag, wenn sie käme, noch wegen der Bezahlung einigen. Dann zog sie mit Joe los. Ich war froh, ihn von hinten zu sehen. Er schlug den Jackenkragen hoch und drückte seine Zigarette auf einem Grabstein aus.
»Mir gefallt das Gesicht von dem Typ nicht«, bemerkte Ben, als wir nach Hause fuhren. Ich stimmte ihm zu, ohne mich jedoch weiter darüber auszulassen. Meine Gedanken waren wieder bei Mrs. Malloy. Ich nahm es ihr sehr übel, daß sie nicht zur Beerdigung gekommen war. Wenn sie krank geworden war, hätte sie doch ohne weiteres George oder Vanessa bitten können, die entsprechende Nachricht telefonisch weiterzugeben. Dann fiel mir jedoch ein, daß Mrs. Malloy früher einmal erwähnt hatte, sie mache sich grundsätzlich nichts aus Beerdigungen und wahrscheinlich käme sie noch nicht einmal zu ihrer eigenen. Na gut, dachte ich, schließlich haben wir alle unsere Marotten. Aber hier und da muß man sich doch auch einmal überwinden können, zumindest wenn es um einen Menschen geht, der einem nahesteht. Ich folgte Ben ins Haus.
»Oh Gott, seid ihr etwa schon wieder zurück?« Freddy streckte den Kopf durch die Tür zum Salon und mimte den Entsetzten. »Die Kinder haben den Psalm für heute doch noch gar nicht auswendig gelernt.«
»Mummy! Daddy!« Tarn kam in die Halle gestürzt, als hätte er seine Eltern seit seiner Geburt nicht mehr gesehen. »War’s schön auf der Beerdigung?«
Ich packte Tarn unter den Arm und wir marschierten alle in den Salon. »Wo wart ihr so lange?« Abbey sprang vom Sofa auf den Sessel und fing dort an, auf- und abzuhüpfen, wobei sich ihr rosa-weiß kariertes Kleidchen jedesmal aufblähte. Ich knöpfte mir den Mantel auf. »Komm da runter. Der Sessel ist kein Trampolin.« Ich dachte an die erste Zeit zurück, als wir in Merlins Court wohnten. Damals verbrachten wir Stunden und Tage damit, das alte Haus nach unseren Vorstellungen zu renovieren. Ganz besonders hingebungsvoll widmeten wir uns dabei dem Salon. Ich hatte Stoff- und Tapetenrollen auf dem Speicher entdeckt und einen wundervollen Perserteppich, die alle noch aus der Zeit stammten, als Abigail hier gelebt hatte. Ihr Bildnis hing mittlerweile in einem Rahmen über dem Kamin, und ich

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