Der Putzteufel geht um
barfuß zur Speisekammer und tauchte wenige Sekunden später wieder auf, Gesicht auf Halbmast. »Das war die letzte Flasche. Was soll ich jetzt machen?« »Die Polizei anrufen.«
»Nichts da! Sie springen jetzt schnell zum Brigadegeneral und borgen sich ein Täßchen Gin von ihm aus. Können Sie das behalten, Mrs. H., oder muß ich es Ihnen aufschreiben?« »In Ordnung.« Ich wollte gerade durch die Hintertür verschwinden, als mir noch etwas einfiel. »Wie ist denn Mrs. Smalley ins Haus gekommen, wenn Trina schon tot war?« »Sie hatte einen Schlüssel. Alle Mitglieder des VPFVCF haben Schlüssel zu den Wohnungen der anderen.« Mrs. Malloy seufzte schwer. Zwei ihrer Freundinnen waren tot, und eine andere steckte offenbar bis zum Hals in Schwierigkeiten.
Es hatte aufgehört zu regnen. Aber der Abendhimmel hing voller tiefer Wolken, und der Wind war frisch. Ich hastete über die Herring Street. Von den Nachbarn war weit und breit nichts mehr zu sehen. Sie waren wahrscheinlich alle wieder in ihre Wohnungen geschlichen, nachdem das Grand Finale – der Abtransport der Leiche – vorüber gewesen war. Als ich durch das Törchen des Brigadegenerals trat, fiel mir wieder ein, wie Marilyn Tollings über die Straße gestürzt war, um nachzusehen, ob ich die Frau mit Wollmütze und Regenmantel war, die sie zuvor erspäht hatte. Ich war davon ausgegangen, daß es sich um reine Neugier gehandelt hatte. Aber hätte es nicht auch noch ein anderes Motiv geben können? Wenn sie etwas von Joes Techtelmechtel wußte, hatte sie nämlich allen Grund, Trina zu hassen. Hatte sie vielleicht nur gelogen, als sie behauptete, sie kenne die Frau nicht, die in Mrs. Malloys Haus wohnte? Mein Gott! Was, wenn sie losgezogen war, um mit Trina mal ein ernstes Wörtchen zu reden, und ihr am Ende das Messer in den Rücken gejagt hatte? Und als sie den Tatort verlassen wollte, hatte sie meinen Wagen kommen sehen, und ihr war nicht mehr genug Zeit geblieben, um unbemerkt in ihr Haus zurückzugelangen. Statt dessen war sie mir gefolgt und hatte mir ihre ganzen Geschichten verbraten. Wie schlau! Ich verweilte noch einen Moment am Tor, ließ mich im Geiste wieder aus dem klapprigen Kabrio steigen und versuchte mich genau zu erinnern, wann genau sie aufgetaucht war. Dabei tat mein Herz plötzlich einen so heftigen Schlag, daß ich fast umkippte.
Mein Wagen war nicht mehr da! Er stand weder vor dem Haus von Brigadegeneral Lester-Smith noch sonst irgendwo. Er war weg. Es dauerte länger, als man eigentlich annehmen sollte, bis diese Tatsache richtig eingesickert war. Ich stürzte zu Mrs. Malloys Haus zurück. Die Haustür öffnete sich frühzeitig wie von Zauberhand, und Mrs. Malloy erschien im Türrahmen. Zum Teufel mit ihrem Täßchen Gin, dachte ich und wollte gerade mit den neuesten Entwicklungen herausplatzen, als sie mir zuvorkam.
»Gut, daß Sie schon wieder da sind. Ihr Mann hat gerade angerufen, Mrs. H. Sie müssen ihn sofort zurückrufen, denn er ist völlig aus dem Häuschen. Die Polizei war bei ihm und hat gesagt, man hätte Ihr komisches Auto auf einem abgelegenen Weg gefunden, nicht weit von hier. Daneben, halb im Graben, lag die Leiche einer Frau. Kein Ausweis, aber einer der Polizisten kannte sie vom Sehen.«
»Mrs. Smalley?« flüsterte ich und stürzte Mrs. Malloy entgegen. Sie konnte nur noch nicken, bevor sie mir in die Arme sank.
Kapitel Elf
Beim Auswaschen der Schrankfächer alles aussortieren, was nie gebraucht wird.
Das Aussortierte später für den Bunten Nachmittag der Kirche oder ähnlich wohltätige Zwecke spenden. Die Fächer anschließend mit frischem Wachstuch oder Schrankpapier ausschlagen.
»Wer ist denn nun schon wieder Mrs. Smalley? Und warum weckst du mich wegen ihr in aller Herrgottsfrühe?« Jonas setzte sich wütend im Bett auf und starrte zuerst mich, dann den Wecker neben seinem Bett an. Sein Blick wurde fast schon gemeingefährlich, als er sah, daß es bereits kurz vor zehn war. »Eine Freundin von Mrs. Malloy.«
»Von mir aus kann sie der Kaiser von China sein.« Mein mürrischer Freund verschränkte die gestreiften Pyjamaarme vor der Brust und schob die Beine nur widerwillig zur Seite, damit ich auf der Bettkante Platz nehmen konnte. »Ich habe sie bei Bellinghams in der Cafeteria getroffen, kurz nachdem Mrs. Large tot war, und dann noch einmal auf der Beerdigung. Ich fand sie sehr nett.« Ich hatte Schwierigkeiten, auf den Punkt zu kommen. In meinem Kopf purzelten die Sätze durcheinander, anstatt sich
Weitere Kostenlose Bücher