Der Putzteufel geht um
könnte mir denken, daß sie ein paar Takte mit Trinas Freund reden. Und mit seiner Frau. Vielleicht wußte sie, was zwischen den beiden lief, und hatte die Faxen dicke.« Ich stand auf und tigerte im Zimmer auf und ab, rückte Dinge gerade, die Jonas nicht gerade gerückt haben wollte, und betrachtete das blasse Rechteck auf der Tapete, wo sein Spiegel gehangen hatte. »Ist nicht gut, wenn du dich so aufregst, Ellie.« Jonas lehnte sich in die Kissen zurück. Der Schatten der Schranktür, die Jonas immer ein wenig offenstehen hatte, ließ die Ringe unter seinen Augen noch dunkler erscheinen und betonte seine ausgehöhlten Wangen.
»Ich hätte dich mit dem Ganzen gar nicht behelligen sollen.« Ich beugte mich vor, um seine pergamentartige Stirn zu küssen. »Du hast noch so friedlich geschlafen. Auf deinem Gesicht lag das glücklichste Lächeln der Welt. Du mußt irgend etwas Schönes geträumt haben.«
»Habe ich auch.« Er wandte mir das Gesicht zu, aber seine Augen waren auf einen Punkt in weiter Ferne gerichtet. »Es war ein wundervoller Frühlingsmorgen, so wie gestern, bevor es anfing zu regnen. Der Himmel war unvorstellbar blau. Überall, wohin man schaute, blühten Blumen. Die Bäume waren voller Knospen, und das Gras war so grün, daß du gedacht hättest, der liebe Gott wäre noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett gestiegen und hätte es selbst angemalt. Im Garten stand meine Mutter, Ellie.« Seine Stimme verwandelte sich in ein Flüstern, und ich hockte mich neben das Bett und nahm seine Hand. »Was hat sie gemacht?«
»Sie stand auf dem Rasen und schaute in den Himmel. Sie hatte einen Drachen in der Hand, an einer langen, langen Schnur, und ganz plötzlich ließ sie ihn los und sah ihm zu, wie er davonflog.«
»Warst du im Traum auch bei ihr, Jonas?« »Ja, Ellie, ich war der Drache.« Er wollte die Augen aufhalten, aber der Schlaf war als sanfter Meister zu ihm zurückgekehrt und hatte ihn mit sich fortgeführt. Einen Moment lang verspürte ich wieder Panik, doch dann bewegte er sich und drückte meine Hand. »Ich bin froh, daß du mit mir geredet hast, Mädchen. Was ist mit Mrs. Malloy? Hast du sie letzte Nacht mit hierhergebracht?«
»Ich habe es ihr angeboten, aber sie hat darauf bestanden, in ihrem Haus zu bleiben.« Jonas schlief bereits wieder. Ich strich seine Bettdecke glatt und tappte auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Aber als ich oben an der Treppe angekommen war, ging ich noch einmal zurück, um nachzuschauen, ob er noch atmete.
Das sind die Nerven, sagte ich mir. Es war ja nun weiß Gott kein Wunder, daß ich von der Rolle war. Bestimmt würde es mir wieder besser gehen, wenn ich irgend etwas Nahrhaftes zu mir genommen hatte. Danach würde ich mich auf die Socken machen und nachschauen, wie es Mrs. Malloy ging und ob sie noch einmal etwas von der Polizei gehört hatte. Als ich die Treppe hinabstieg, hörte ich, daß unten jemand im Haus rumorte. Mein Herz setzte vorübergehend aus. Dann verdeutlichte ich mir jedoch, daß es sich bei dem Eindringling nur um Freddy handeln konnte, der sich einen neuerlichen Überblick über den Kühlschrank verschaffen wollte. Aber er war es nicht. Als ich die Küchentür aufstieß, stand mir mein Mann gegenüber. »Ben!« Ich stürzte mich in seine Arme, als wären wir seit Jahrzehnten getrennt gewesen, als hätten Ozeane und unbekannte Kontinente zwischen uns gelegen und feindliche Heere gegen uns gekämpft. »Ich habe mich den ganzen Morgen so nach dir gesehnt! Aber ich wollte dich nicht anrufen und stören, während du mitten in der Arbeit bist. Eine Frau muß heutzutage Morde verkraften können, ohne sich gleich an der Schulter eines Mannes auszuheulen.« Danach bewies ich erst einmal, welchen Weg ich noch zurückzulegen hatte, bis ich mich entsprechend verhalten würde, wobei er mir über die Haare strich und mich mit Küssen tröstete.
»Willst du wirklich, daß ich zu Hause bleibe?« frage er nach einer Weile.
»Was für eine dumme Frage.«
»Ich meine, nicht nur heute.« Er hatte die Hände auf meine Schultern gelegt und sah mich mit seinen blaugrünen Augen an. »Was würdest du sagen, wenn du einen Mann hättest, der dir den ganzen Tag im Weg steht?«
»Wie meinst du das?« Ich verharrte vor ihm, ohne mit der Wimper zu zucken, geschweige denn einen klaren Gedanken zu fassen.
»Ich habe es getan. Ich habe ein Schild an die Tür vom Abigail’s gehängt, auf dem ›geschlossen‹ steht, und den Schlüssel habe ich weggeschmissen.«
»Ben!« war alles, was
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