Der Putzteufel geht um
ich herausbrachte.
»Oh, keine Sorge, er ist zufällig hier gelandet.« Er klopfte auf seine Jackentasche. »Ich kann also immer wieder zurückgehen, wenn du mich leid wirst.«
»Niemals!« Ich kehrte schrittweise ins Leben zurück. »Was um alles in der Welt hat dich denn dazu bewogen? Lag es an den Demonstranten?«
»Nein.« Ben drehte mich in Walzerkreisen durch die Küche, deren Schwung nur von Küchentisch und Stühlen gebremst wurde. »Und ich bin auch kein wiedergeborener Vegetarier. Ellie, ich glaube, mich hat einfach das Frühlingsfieber gepackt!«
»Niemals!« Ich sackte gegen ihn. Die Wände drehten sich immer noch ein bißchen. Als sie damit aufhörten, hatte auch das Leben den Fokus wieder geradegerückt. »Gib zu, du hast es für mich getan! Du weißt nämlich, daß ich in so kurzer Zeit keine drei Leichen verkrafte. Womit du übrigens recht hättest – zwei Toten zu begegnen und dann zu erfahren, daß noch jemand mit meinem Auto überfahren wurde, ist echt kein Pappenstiel. Aber mußt du deshalb gleich deine ganze Karriere opfern? Neulich hast du dich noch mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.« »Richtig.« Er setzte sich auf den Schaukelstuhl und zog mich auf seinen Schoß. »Aber seitdem habe ich mir alles noch einmal durch den Kopf gehen lassen, Liebling, und mir ist aufgegangen, daß ich nur bei der Stange bleibe, um mir etwas zu beweisen – mir, Mrs. Barrow und den Demonstranten. Natürlich haben auch die Todesfälle eine Rolle gespielt und mir klargemacht, wie kurz das Leben ist und wie viele andere Dinge es noch gibt, die ich tun möchte. Ich will ein zweites Kochbuch schreiben, und ich will, daß Jonas mich in die Gartenarbeit einweist. Das Grundstück ist ihm längst zuviel geworden. Und bevor wir jemanden einstellen, der ihm hilft, kann ich es auch selbst tun.« »Jonas freut sich bestimmt, wenn er dir alles zeigen kann«, sagte ich. »Wahrscheinlich ist es sogar genau das, was Dr. Solomon für ihn im Sinn gehabt hat. Aber wird dir das Abigail’s nicht fehlen, Ben?« »Natürlich.« Er lehnte sich zurück. Der Schaukelstuhl gab ein gequältes Ächzen von sich. »Aber mich beflügelt der Gedanke, Gerichte für ein neues Kochbuch auszuprobieren. Das habe ich in letzter Zeit gar nicht mehr machen können. Die Gäste bestellen ja doch nur ihre Lieblingsspeisen und hassen es, wenn daran irgend etwas verändert wird. Vielleicht mache ich das Restaurant auch eines Tages wieder auf und biete nur einen Mittagstisch an und nachmittags Kuchen und Tee. Ich weiß noch nicht, was mir vorschwebt, Ellie. Aber bis dahin kommen wir bestimmt mit dem aus, was Onkel Merlin uns hinterlassen hat, meinst du nicht?«
»Das in jedem Fall. Außerdem will ich ja auch ein bißchen aufs Geld achten.«
»Na gut.« Ben grinste mich an. »Aber ich werde dir jetzt ständig in den Füßen sein, weißt du das?«
»Keine Sorge.« Ich wickelte mir eine seiner dunklen Locken um den Finger. »Nach dem Mittagessen stopfe ich dich ins Bett, und dann machst du ein kleines Nickerchen.« »Allein?« »Nicht immer.« Ich kuschelte mich an ihn, doch dann fiel mir etwas ein. »Ben, was wird denn jetzt aus Freddy?«
»Kein Problem, mein Schatz. Ich glaube, er brennt darauf, vom Abigail’s erlöst zu werden. Er ist nur geblieben, weil er geglaubt hat, daß er mir das schuldet. Finanziell ist er gut versorgt. Er hat fast sein ganzes Gehalt auf der hohen Kante – hat keine Miete gezahlt und meistens hier oder im Restaurant gegessen. Gib ihm vierundzwanzig Stunden – und dann taucht er mit einem gigantischen Plan auf und erzählt uns, wie er reich und berühmt werden kann.«
Es hätte eine richtige Glanzzeit in unserem Leben sein können, wenn da nicht Trina, Mrs. Smalley und natürlich auch unsere liebe Mrs. Malloy gewesen wären.
Während Ben nach oben ging, um Jonas zu beschwatzen, mit ihm draußen im Garten zu arbeiten, wählte ich Mrs. Malloys Telefonnummer. Keine Antwort. Überhaupt kein Grund, sich Sorgen zu machen. Ich tat es aber doch. Warum hatte ich mich nicht durchgesetzt und sie mit zu uns genommen, anstatt ihrem Dickkopf nachzugeben und sie bei sich zu Hause zu lassen? Was wäre, wenn sie ihren Kummer im Gin ersäuft hatte und die Treppe hinuntergefallen war oder wenn sie sich vor lauter Verzweiflung mit einer Überdosis Schlaftabletten vergiftet hatte? Ich suchte die Nummer von Betty Nettle aus dem Telefonbuch und wählte. Wieder kein Glück. Wahrscheinlich putzte sie irgendwo, obwohl man doch eigentlich hätte annehmen
Weitere Kostenlose Bücher