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Der Putzteufel geht um

Der Putzteufel geht um

Titel: Der Putzteufel geht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Cannell
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Raum geschlurft kam. Seine paar Haare standen ihm wirr vom Kopf ab, doch was die Kleidung anging, hatte er sich für seine Verhältnisse in Schale geworfen, denn er trug sein kariertes Gartenhemd und die ausgebeulte Hose mit der undefinierbaren Farbe.
»Schnecken sind gut für den Garten«, belehrte er meinen Sohn, ehe er sich am Tisch niederließ. »Das war übrigens die erste Perle der Weisheit, die ich der Nachwelt hinterlassen werde.« »Ich bin der neue Hilfsgärtner.« Ben grinste ihn von der Seite her an, während er in der Pfanne eine überbackene Käseschnitte zubereitete. »Du mußt aber etwas Geduld mitbringen, Jonas, denn was die Arbeit im Freien angeht, war ich noch nie ein Held.« »Ich auch nicht!« warf Freddy ein. »Schade, daß es nicht mehr so wie früher ist. Ich glaube, eine Sense hätte mir hervorragend gestanden. Dann wäre ich mit ausholendem Arm über die Felder geschritten – «
»- und hättest dir die Füße abgemäht.« Ich setzte Abbey an den Tisch und holte den Salat und die roten Beete, die Ben zubereitet hatte, von der Anrichte. Wenige Minuten später saßen wir alle bei unserem Mittagsmahl. Ich war glücklich, daß Jonas endlich wieder ein bißchen Schwung zu haben schien. Er hielt Ben und Freddy einen langen Vortrag über die Notwendigkeit rechtzeitiger Aussaat bei Stangenbohnen. Ich hoffte allerdings, daß Freddy seinen Eifer trotzdem bezähmen würde und Ben und Jonas erst einmal allein in den Garten ziehen ließ. Offenbar hatte er meine Gedanken erraten, denn er blieb wie angeschweißt auf dem Stuhl sitzen, nachdem sich die Tür zum Garten hinter Bens und Jonas’ Fachsimpeleien geschlossen hatte. »Wird eine Weile dauern, bis du dich daran gewöhnt hast, daß Ben jetzt immer zu Hause ist, nicht wahr?« »Ich hatte bis jetzt noch gar keine Zeit, ernsthaft darüber nachzudenken«, antwortete ich, während ich Abbey und Tarn die Gesichter wusch. »Wir werden uns sicher beide daran gewöhnen müssen. Es ist ziemlich aufregend, aber auch ein bißchen beängstigend.«
Ich erinnerte mich wieder daran, daß ich das Schlafzimmer noch vor kurzer Zeit dringend renovieren wollte. Doch schon wenige Tage später, als ich morgens zwischen den alten Möbeln und der vertrauten Fasanentapete wachgeworden war, hatte ich nicht mehr gewußt, was mich bei diesem Gedanken geritten hatte. Wieviel Trost und Halt einem doch das Bewährte bot – vor allem, wenn das Leben mit Überraschungen aufwartete und vorführte, wie leicht es sich auf den Kopf stellen ließ. »Freddy, sei lieb und paß auf die Kinder auf«, sagte ich. »Ich muß schnell noch mal bei Mrs. Malloy anrufen. Sie ist vorhin nicht an den Apparat gegangen.« Leider ging sie auch jetzt noch nicht dran. Ich beschloß, nicht länger darüber zu grübeln, ob sie womöglich auch tot neben dem Putzzeug lag, sondern mich aufzuschwingen und nachzusehen, wie es ihr ging. In dem Moment klappte die Hintertür wieder auf, und Ben kam in die Küche zurück, gefolgt von Tom Tingle.
»Schau mal, wen wir da haben!« verkündete mein Mann fröhlich. »Mr. Tingle ist gekommen, weil er mit Jonas ein wenig über den Garten plaudern wollte. Ich habe ihm gesagt, daß er gleich an unserer ersten Lektion teilnehmen kann.« »Das finde ich aber nett«, sagte ich.
»Naja, Sie haben es doch neulich selbst vorgeschlagen — und da wollte ich nicht länger warten.« Tom Tingle hörte sich nervös an. Wahrscheinlich rechnete er damit, daß wir ihn gleich wieder fortjagen und ihm noch ein paar alte Stiefel hinterherfeuern würden. »Ich habe auch die Tapetenbücher mitgebracht, von denen wir gesprochen haben. Also, wenn es Ihnen nicht ungelegen kommt, dann könnten wir uns vielleicht später noch kurz zusammensetzen und ein wenig…« Er verstummte.
Ob er in Wirklichkeit nur gekommen war, um herauszufinden, was wir schon über die Morde in Erfahrung gebracht hatten? Es war gemein von mir, etwas Derartiges zu denken, aber so lief es in Chitterton Fells nun einmal. Wenn man in der Dusche singt, weiß die halbe Bevölkerung, welches Lied es ist und wieviel Strophen man auf die Beine gebracht hat. Ich sagte den beiden, daß ich auf dem Sprung sei, jedoch in Kürze wieder zurück sein würde.
»Gehst du zu Roxie?« Ben zog fragend die Augenbrauen in die Höhe.
»Mmh«, sagte ich und hoffte, daß es sich wie ja und nein anhörte. Falls Tom Tingle zum Spionieren gekommen war, würde er von mir jedenfalls nichts erfahren.
»Freddy gibt auf die Kinder acht«, erklärte ich Ben.

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