Der Putzteufel geht um
»Ihr könnt ruhig draußen weitermachen.«
»Wir wollen aber auch rausgehen und mit ihm spielen.« Abbey schob sich immer näher an Tom Tingle heran. In der Regel ging sie nicht so schnell auf fremde Menschen zu. Ich begann mich für meinen Argwohn zu schämen. Plötzlich schrumpfte Tom wieder zu einem traurigen Gartenzwerg, der im Regen steht und viel zu selten die Sonne erblickt.
»Schätzchen, du darfst ein anderes Mal mit Mr. Tingle spielen.« Ich zog meine Tochter liebevoll an mich, aber sie bestand mit einem Mal nur noch aus Stacheln. »Nein! Ich will jetzt mit ihm spielen!« »Ich auch – ich auch!« legte Tarn los. »Vielleicht bringt eure Mummy euch ja irgendwann einmal zu mir.« Das Lächeln, das Tom Tingle meinen Kindern schenkte, war absolut entwaffnend. »Ich würde mich sehr darüber freuen. Manchmal wird es ein bißchen einsam, wenn man so ganz allein ist.«
»Wir kommen bestimmt«, versprach ich ihm. Er strahlte und folgte Ben nach draußen. Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, wollte Freddy wissen, ob Tom auch bei dem Treffen anwesend gewesen sei, bei dem sich Mrs. Large so plötzlich vom Acker gemacht hatte.
»Ja«, antwortete ich verwirrt und sah zu, wie Freddy mit den Kindern in Richtung Arbeitszimmer abzog. Mir schwirrte der Kopf von all den Fragen und Antworten, die sich ständig veränderten. Ich konnte mich kaum noch besinnen, wo ich meine Handtasche zuletzt gesehen hatte, ob im Salon oder oben im Schlafzimmer. In diesem Moment ertönte ein erneutes Klopfen an der Hintertür. Bevor ich mich entscheiden konnte, in welche Richtung ich mich drehen sollte, flog die Tür auf, und Bunty Wiseman kam auf mich zugeschossen.
»Gott sei Dank, du bist da!« Sie war ein einziger Wirbel aus schwarzem Minirock und passendem Jäckchen. Die blonden Locken zogen einen silberfarbenen Nebelstreifen hinter sich her, und ihre Stimme schwappte über vor Hysterie. Zugegeben, ihre Auftritte waren immer bühnenreif, aber dieses Mal wirkte die Aufregung mindestens zu zwei Dritteln echt. »Ich hatte schon Angst, du wärst nicht da, oder lägst mit Ben im Bett!« Sie hatte sich an mir festgekrallt. »Ben arbeitet draußen im Garten.«
»Stimmt, drei Männer standen unter einem Baum. Ich habe kaum hingesehen, Ellie – ich bin mit allen Männern fertig. Egal, wer da steht. Das gilt auch für Lionel. Du kannst dir nicht vorstellen, wie er sich angestellt hat. Ich war gerade bei ihm, um ihm zu erzählen, daß Joe mich in die Scheiße geritten hat…« »Bunty, beruhige dich. Hol erst einmal tief Luft.« »Du hast gut reden.« Sie warf sich auf einen Stuhl. »Wie kann ich mich beruhigen? Man verdächtigt mich des Doppelmords – und meinen Job verliere ich auch, wenn ich wieder zu spät aus der Mittagspause komme. Und sag mir jetzt nicht, das sei meine Schuld, weil ich mich mit einem verheirateten Mann eingelassen habe, Ellie. Sonst bringe ich dich um. Und dann glaubt mir erst recht keiner mehr.«
»Willst du mir weismachen, die Polizei denkt, du hättest Trina McKinnley umgebracht, meinen Wagen geklaut und auch noch Mrs. Smalley überfahren?« Ich ließ mich auf den Stuhl ihr gegenüber fallen.
»Da kannst du Gift drauf nehmen! Und wieso auch nicht? Joe hat gequatscht. Er hat der Polizei erzählt, daß ich das mit Trina und ihm herausgefunden hätte und eifersüchtig genug sei, um sie eiskalt zu ermorden. Dieser verlogene Scheißkerl! Er weiß ganz genau, daß es mich nicht für fünf Pfennig interessiert, wen er sonst noch beglückt. Ich habe mich nur ein bißchen amüsiert. Ellie – das weißt du doch! Ich wollte Lionel aufrütteln – er sollte nur mal merken, daß es auch noch andere gibt.« »Denkt die Polizei denn nicht, daß Joe oder seine Frau die Morde begangen hat? Das hat Freddy jedenfalls über drei Ecken von einem der Wachtmeister gehört.«
»Die stehen auch auf der Liste der Verdächtigen – Joe und seine Marilyn!« Bunty fuhr sich mit den manikürten Fingernägeln durch die blonden Locken. »Aber das hat den beknackten Inspektor nicht daran gehindert, auch noch an meiner Tür zu hämmern, und zwar gerade, als ich mich fürs Büro fertigmachte. Er wollte wissen, wo ich gestern nacht war und dergleichen. Und ob du es glaubst oder nicht, ausgerechnet dieses eine Mal war ich zu Hause – und habe keinerlei Beweise dafür. Ich bin sogar früher aus dem Büro gegangen, weil ich Kopfschmerzen hatte. Ausgerechnet ich – wo ich mein Lebtag noch keine Kopfschmerzen gehabt habe! Zu Hause habe ich
Weitere Kostenlose Bücher