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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzette Haden Elgin
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Mehrzahl der Menschen ihr ganzes Leben von Geburt an bis zum Tod nie erlebten, wie es sein kann, in den eigenen Entscheidungen frei zu sein, und deshalb achten wir heute in unseren Lebensgemeinschaften so streng darauf, die Freiheit eines jeden einzelnen nicht anzutasten.
    Patrick und Jan erklärten uns das ausführlich bei diesem Treffen, und dann, daß Anne-Charlotte nun einem kleinen Baby gleichgesetzt gehöre. Es kann ihr nicht überlassen bleiben, für sich selbst zu sorgen oder, auch nur zu wissen, was sie will und was gut für sie ist. Also müssen wir ihr von nun an die Entscheidungen abnehmen.
    „Wir alle sind für sie verantwortlich“, sagte Patrick, „bis zum jüngsten Kind, weil sie zu uns gehört und ohne unsere Hilfe allein und verlassen wäre. Und auf eine Art ist sie schlimmer als ein Kind, weil sie die Macht hat, großen Schaden anzurichten und weil sie nicht mehr in der Lage ist, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Sie ist wie ein Feuer, das außer Kontrol le geraten ist, und wir müssen darüber wachen, daß sie weder sich noch anderen ein Leid zufügt.“
    Sally erkundigte sich bei Patrick, was seiner Meinung nach zu geschehen habe, und eine Weile lang fürchtete ich, er wüßte keine Lösung, weil er nur nachdenklich dastand und schwieg.
    Nach einer Pause ging Tomaso zu ihm und legte die Hand auf seine Schulter, und Patrick zuckte zusammen, als sei er eben geweckt worden. Tomaso sprach zu ihm sanft und begütigend, wie man zu einem kranken oder verletzten Menschen spricht. Wie merkwürdig, daß jemand so zu Patrick spricht, der doch immer unser aller Stütze war, solange ich zurückdenken kann.
    Tomaso sagte: „Patrick, du mußt dir dabei helfen lassen. Du hast Anne-Charlotte viel zu nahegestanden, und die schreckliche Affäre hat dich an den Rand der Erschöpfung gebracht. Laß es gut sein, überlaß es uns allen, wir nehmen es dir ab. Du solltest dich jetzt ausruhen.“
    Doch Patrick schüttelte den Kopf. „Nein, das kann ich nicht.“
    „Du liebst sie viel zu sehr, um mit kühlem Kopf nachdenken zu können“, sagte Tomaso.
    „Das ist es ja gerade“, gab Patrick zurück und erklärte, daß er wegen seiner tiefen Zuneigung zu Anne-Charlotte auch seinen Teil an der Verantwortung übernehmen mußte, welche Schritte nun einzuschlagen waren.
    „Ich fürchte, ich habe sie schon viel zu lang ihre eigenen Wege gehen lassen“, meinte er betrübt. „Vielleicht habe ich sie zu sehr geliebt. Hätte ich mit weniger Zuneigung an ihr gehangen, wäre sie mir weniger am Herzen gelegen, dann hätte ich vielleicht schon vor Monaten etwas gegen ihre Handlungen unternommen.“
    „Du darfst dir jetzt keine Vorwürfe machen“, sagte Freya. „Ich habe den gleichen Fehler gemacht. Ich kenne sie schon von klein auf und ich wußte schon immer, daß sie ungebärdig war und in mancher Weise gebremst werden mußte; trotzdem war ich ihr gegenüber viel zu nachsichtig. Ich habe sie verzogen. Sie war so reizend und so ungezwungen und frei, und sie zu beobachten machte mir Freude. Patrick, wir alle haben es falsch gemacht, wenn es ein Fehler war.“
    „Damit kann ich mich nicht entschuldigen“, wehrte er ab, „weil ich es kommen sah. Ich erkannte schon vor euch die bittere Wahrheit, bereits an dem Tag, als ihr das Baby genommen wurde. Als sie es hochhob, um seinen Schädel an der Wand zu zerschmettern, meine Freunde, da war es keine dramatische Geste. Ich sah in ihre Augen und wußte, sie war bereit, das Kind lieber zu töten als den Födrobotern zu überantworten; und sie hätte es getan, wenn ich es ihr nicht so schnell entrissen hätte. Da wußte ich, daß ihr Geist umnachtet war, völ lig zerstört, und in jenem Augenblick bereits hätte ich die Vollversammlung einberufen sollen.“
    Er zuckte die Achseln und fuhr fort: „Doch das hilft uns jetzt nicht weiter. Die Frage bleibt, was wir unternehmen müssen. Ihr stimmt mit mir überein, daß sie absolut geisteskrank ist und nicht länger in Freiheit leben darf?“
    Wir nickten alle und hoben die Hand als Zeichen unseres Einverständnisses, eine formale Geste, die wir nur in schwerwiegenden Fällen machen. Patrick betrachtete einen nach dem anderen, um sicherzustellen, daß unser Beschluß einstimmig gefaßt war.
    „Dann soll in das Logbuch eingetragen werden“, sagte er, „daß vom heutigen Tag an die Gesetze der Freiheit für Anne-Charlotte ausgesetzt werden. Und ich meine, wir sollten sie in unserem Flieger verfolgen. Freya und Jan und Valya und

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