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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzette Haden Elgin
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Jonathan und ich sollten gemeinsam in der Lage sein, mit ihr fertig zu werden, falls sie nicht völlig unkontrollierbar ist. Tomaso, bleibst du bitte hier? Jemand mit guter Reichweite muß in der Wohnkuppel bleiben, damit wir mit euch gegebenenfalls in Verbindung treten können.“
    Was wir nun tun mußten, war grausam, weil es offensichtlich nicht möglich war, Anne-Charlotte einfach abzuholen wie einen jeden anderen von uns. Nicht, wo sie die Kraft hatte, sich meilenweit mit einem Sprung zu teleportieren.
    „Wir müssen sie, jagen, bis sie erschöpft ist“, erklär te Patrick. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit unseren vereinten Psi-Kräften die Richtung vorherzusehen, die sie einzuschlagen beabsichtigt, so daß wir sie nicht ganz aus den Augen verlieren. Und dann müssen wir ihr Sprung um Sprung nachfliegen, bis sie zusammenbricht. Dann erst können wir landen und sie heimbringen. In kompletter Betäubung.“
    „Patrick, gibt es keine andere Möglichkeit?“ fragte Sally. „Das klingt wie ein Kesseltreiben auf Tiere … sie werden auch bis zur Erschöpfung gejagt!“
    „Hast du einen anderen Vorschlag, Liebling?“ erkundigte er sich.
    „Gibt es eine andere Methode?“
    „Ich wüßte keine, Sally.“
    „Wir können nicht riskieren, etwas anderes zu versuchen“, sagte Freya. „Wir wissen nicht, wie stark sie ist und wir kennen ihre Grenzen nicht, wenn sie in der praktischen Anwendung ihrer Fähigkeiten überhaupt welche hat. Möglicherweise kann sie den Flieger abstürzen lassen, wie sie einen Vogel mit einem Stein erlegen würde.
    Ich fürchte, wir können uns den Luxus unseres Mitleids nicht länger leisten.“
    Die Erwachsenen ordneten an, daß wir Kinder uns fernhalten sollten, wenn der Flieger mit Anne-Charlotte und den anderen landete. Sie fürchteten nicht eigentlich, daß sie uns etwas zuleide tun würde, aber es war alles so ungewiß und wir sollten nichts riskieren.
    „Und ihr dürft sie nicht hassen“, ermahnte Patrick uns mit leidvoller Stimme. „Ihr armer Geist ist krank, ist kaputt, vergeßt das nicht. Sie weiß nicht, was sie anrichtet, und deshalb dürft ihr sie nicht hassen.“
    Als brächte es einer von uns fertig, Anne-Charlotte zu hassen! Na, ehe sie ihr das Baby wegnahmen, war es immer Anne-Charlotte gewesen, die uns auf Wanderungen durch die Anais-Kakteen mitnahm und uns Geschichten erzählte. Sie wußte schönere Geschichten als alle anderen der Gruppe, und sie kannte mehr und schönere Lieder. Einmal hatte sie mich die ganze Nacht über in ihr Bett kriechen lassen und mich getröstet, weil ich Angst vor dem Sturm hatte, und nicht einmal hatte sie mich ausgelacht oder wie ein dummes Kind behandelt. Ich liebe Anne-Charlotte, und ich wünschte, jemand könnte sie heilen.
    Nun schlummerte sie. Sie hatten fast vierzehn Stunden gebraucht, um sie einzuholen und bis zur Erschöpfung zu treiben. Sie berichteten, daß sie keinen Versuch unternommen hatte, den Flieger oder sie anzutasten; sie war nur meilenweit gesprungen und weitergesprungen, wobei jeder Satz ein bißchen kürzer wurde, bis sie am Ende nur noch Hopser von knappen Metern schaffte. Und sie mußten vom Flieger aus zusehen und abwarten, bis sie schließlich bewußtlos in den Sand sank und mit dem Kopf auf einen Felsbrocken aufschlug. Da erst landeten sie, verabreichten ihr eine Beruhigungsspritze, damit die Ohnmacht andauerte, und transportierten sie hierher zurück.
    Jan trug sie in das Aschram und bettete sie auf einer Bahre unter ihr Lieblings-Mantra, wo sie auch während der Geburt ihres Babys gelegen hatte. Ich schaute zu, wie er sie niederlegte und mit ihrer Decke zudeckte, und sie sah klein und mager und jung aus, und sehr müde. Kein Schimmern umgab sie mehr, es schien kein Leben mehr in ihr, weil das Schlafmittel alle Lebensregungen so weit gedämpft hatte, wie man es noch wagen konnte.
    Ich bat darum, neben ihr schlafen zu dürfen, aber es wurde mir versagt. Patrick verbot es. Ich sollte sie ganz Valyas Heilkünsten überlassen. Valya ist eine mächtige Heilfrau und in Psi-Medizin voll ausgebildet. Wir brauchen nur selten ihre Dienste in Anspruch zu nehmen, weil Makluniten fast niemals krank sind; aber, hier draußen am Rande der Galaxien gibt es so wenige Ärzte, daß Valya immer zu tun hat und oft tagelang zu Besuchen unterwegs ist. Patrick erklärte, daß ich sie mit Anne-Charlotte allein lassen müßte, damit sie sich auf ihre Patientin voll konzentrieren konnte, und meine Gegenwart würde diese

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