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Der Q-Faktor

Der Q-Faktor

Titel: Der Q-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzette Haden Elgin
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wissen, welche Koordinaten unterirdische Raketenbasen haben. Also geben Sie mir Kojotes Anschrift und ein bißchen plötzlich.“
    Die Stimme erwiderte so tiefgekühlt, daß Tzana ein Kichern unterdrückte. Sie nahm sich vor, eines Tages diese Person in Augenschein zu nehmen.
    „Kojote Jones“, fragte die Stimme, „ist das die Person, über die Sie Auskünfte wollen?“
    „Genau, meine Liebe.“
    „Nach unseren letzten Berichten wurde Kojote Jones auf Bewährung von einer Makluniten-Traube namens Nabelstrom akzeptiert.“
    „Wie heißt das?“
    „Sie sind religiöse Fanatiker“, entgegnete die Stim me arrogant. „Da kann man nicht erwarten, daß die Namen einen Sinn haben, Bürgerin.“
    „Buchstabieren Sie es.“
    „N-E-B-E-L–“
    „Ach so, Nebelstrom. Sie haben es nämlich falsch ausgesprochen.“
    „Wie ich sagte …“
    „Ja, bitte weiter.“
    „Wie ich sagte, wurde er von dieser Gruppe Nabalstrom auf Probezeit angenommen.“
    „Und was bedeutet das genau, können Sie mir das auch sagen?“
    „Ich habe keine Ahnung.“
    „Das nehme ich Ihnen nicht ab, Mädchen, weil der Fisch sich nicht mit Halbheiten begnügt und alles recher chieren läßt. Schauen Sie gefälligst in der Akte nach.“
    „Der Akte nach heißt das, daß er die Aufnahme nicht schaffen wird. Ich lese es Ihnen vor. ›Diese Leute haben ihn auf Probe für drei Monate aufgenommen, allerdings, wie sie sagen, unter großen Bedenken, weil sie ihn für zu individualistisch halten trotz seiner Aufrichtigkeit, um sich an ein so enges Gruppenleben anzupassen. Daß ich nicht lache, wenn die wüßten, daß er bei ihnen bloß Unterschlupf sucht, um sich vor dem Nachrichtendienst zu drücken, dann hielten sie nicht so große Stücke auf seine Aufrichtigkeit. Voraussichtlich haben wir ihn in sechs Wochen wieder bei uns.‹ Das ist alles, was da steht.“
    „In Fischs Handschrift?“
    „Ja, Bürgerin Kai.“
    „Und wo liegt Nebelstrom?“
    „Augenblick. Planet 27.108.333.“
    „Volkstümlicher Name?“
    „Calfinna.“
    „Sagt Ihnen das etwas?“
    „Nein, aber der Nummer nach liegt er ein ganzes Stück von hier entfernt.“
    „Danke.“
    Tzana unterbrach die Verbindung. Na ja, wenigstens wußte sie, wo er war. Sie hätte die Koordinaten im Dreigalaktischen Atlas nachschlagen können, aber davor schreckte sie irgendwie zurück. Es war so weit weg, und Kojote war so weit weg, und sie hoffte ehrlich, daß er sich an die Lebensgewohnheiten der Makluniten würde anpassen können, falls sein Sinn danach stand. Und wenn es ihm gelang, dann konnte es zwischen ihnen nichts mehr geben. Nicht, daß dagegen irgendwelche Richtlinien bestanden, aber er würde dann zu viel zu tun haben und außerdem zu weit weg sein.
    Sie riß sich zusammen und ging in den Empfangsraum, um mit einer feisten dravidianischen Dame zu verhandeln, die eine Danksagungsrede für einen Preis brauchte, den sie für ihre Rosen gewonnen hatte. In elf Sprachen sollte sie sein.

 
XV
     
    Anne-Charlotte ist tot.
    Ich schreibe es nieder, aber selbst wenn ich es immer wieder lese, kann ich es noch nicht recht glauben. Sie war so viel vitaler und lebendiger als viele andere Menschen, darum kommt es mir so unwahrscheinlich vor. Aber das ist wohl keine Erklärung. Jedenfalls ist sie tot. Das ist die Wahrheit. Und ob ich es fasse oder nicht, es kann nichts ändern.
    Makluniten betrauern ihre Toten nicht. Wir wissen, daß der Tod nur ein neuer Beginn ist und deshalb ein Anlaß zur Freude, nicht zum Traurigsein. Aber gewöhnlich verbringen die Sterbenden ihre letzten Stunden im Aschram, umgeben von allen Mitgliedern ihrer Gruppe, und es ist eine Zeit sehr großer Liebe und Festlichkeit. Wenn jemand von uns wie Anne-Charlotte stirbt, dann ist das ein fürchterlicher Unterschied – sie sagen, es sei von ihr nichts übriggeblieben, kein Teil von ihrem Fleisch, nur ein bißchen Schleim und Blut an der Seitenwand des Frachters. Sie wurde vernichtet, als habe es sie niemals gegeben. Und das ist schrecklich, weil sie allein war und wahrscheinlich noch – wenn auch nur sekundenlang – litt und Angst hatte, und niemand von uns bei ihr war, um sie zu trösten.
    Aber Patrick sagt, wir dürfen nicht trauern. Er sagt, so sei es für Anne-Charlotte noch der glücklichste Ausweg gewesen – nicht daß sie so gestorben ist, das hat er natürlich nicht gemeint –, daß sie den Tod gefunden hat, ehe ihr noch Schlimmeres widerfahren konnte. Er sagt, daß niemand, der so wie Anne-Charlotte gelitten

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