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Der Rabbi

Der Rabbi

Titel: Der Rabbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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mit Itta in Kischinew bleiben und weiterhin Rubel auf Rubel legen bis zu dem Tag, an dem sie reisen konnten. Inzwischen sollten Mendel, Sonya und Dora nach den Vereinigten Staaten fahren und dort ihrerseits Geld ersparen, um Isaac, Itta und ihrem Kind zu helfen, in die Neue Welt zu kommen. Als Mendel Einwände machte, erinnerte ihn Isaac daran, daß Dora in heiratsfähigem Alter war. Wollte ihr Vater sie einem armen Juden aus Kischinew verheiraten und ihr ein Leben bereiten, wie es in solcher Ehe üblich war? Dora war schön. In Amerika könnte man einen schidech , eine Partie für sie finden, mit der sie ihr Glück machen - und noch der Familie helfen konnte.
    Zögernd gab Mendel nach; die notwendigen Formulare wurden sorgfältig ausgefüllt und weitergeleitet. Der jüdische Steuereintreiber, der dabei half, protestierte heftig, als Mendel ihm sechs Rubel aufdrängte, machte aber keinerlei Anstalten, sie zurückzugeben. Am 30. Mai sollten sie abreisen. Schon lange vor dem Eintreffen der kostbaren Pässe, die mit dem Geld hinter dem Ziegelstein verwahrt wurden, waren Sonya, Itta und Dora damit beschäftigt, Federbetten und Daunenpolster zu machen und den wenigen persönlichen Besitz wieder und wieder auszusortieren, um die schwere Entscheidung zu treffen, was sie mitnehmen würden und was zurückbleiben sollte.
    Anfang April ging den Männern die Holzkohle aus, mit der sie ihre Essen heizten. Mendel bezog sein Holz aus einem Wald zwanzig Kilometer von Kischinew; dort kaufte er die harten Kastanienstämme billig von den Bauern, die den Wald rodeten, um neues Ackerland zu gewinnen. Er führte die Stämme selbst in die Stadt, zersägte und zerhackte sie und brannte Holzkohle daraus. Es war eine äußerst mühsame Arbeit. Im allgemeinen war es den Juden verboten, das Getto zu verlassen; weil es aber auch der Regierung notwendig schien, die Zugtiere arbeitsfähig zu erhalten, bekamen die Schmiede Passierscheine, mit denen sie zum Holzkauf über Land fahren durften. Das sollte diesmal Isaacs Sache sein, war er doch der zukünftige Chef des Geschäftes. Als Itta davon hörte, bat sie, mitfahren zu dürfen. Am nächsten Morgen verließen sie die Stadt, saßen glücklich und stolz auf dem erhöhten Kutschbock des Pritschenwagens hinter den zwei alten Pferden.
    Es war eine herrliche Fahrt. Die Luft roch nach Frühling. Isaac ließ die Pferde so gemächlich gehen, wie sie wollten, und freute sich mit Itta der Landschaft, die langsam vorbeizog. Als sie in die Rodung kamen, war es schon Nachmittag. Die Bauern waren froh über die Aussicht auf einen unerwarteten Zuschuß an Bargeld; es kam ihnen gelegen, die Schulden abzuzahlen, in die sie zu Ostern geraten waren. Sie gestatteten Isaac, durch den Wald zu gehen und selbst die Bäume zu bezeichnen, die ihm am besten taugten. Er wählte junge Stämme, die am leichtesten zu verarbeiten waren. Abends aßen Isaac und Itta das köstliche koschere Mahl, das Sonya ihnen eingepackt hatte. Die Bauern kannten diese Eigenheit und verstanden sie. Die Nacht verbrachten sie in einer Hütte draußen in den Feldern, glücklich erregt von dem neuen Erlebnis, fern von zu Hause beisammen zu sein; so schliefen sie, Ittas Kopf an Isaacs Schulter und seine Hand auf ihrem schwangeren Leib. Am Morgen machte sich Isaac in Hemdärmeln mit den Bauern an die Arbeit: sie fällten die Bäume, hackten die Äste ab und luden die Stämme auf Isaacs Wagen. Als sie fertig waren, stand die Sonne schon hoch. Isaac bezahlte acht Rubel für das Holz, dankte den Bauern von Herzen und wurde gleicherweise bedankt. Dann schwang er sich auf den Kutschbock neben Itta und schnalzte, um die Pferde in Gang zu setzen, die nun so schwer zu ziehen hatten.
    Bei Sonnenuntergang näherten sie sich Kischinew. Schon lange zuvor hatten sie bemerkt, daß etwas geschehen sein mußte. Sie begegneten einem Schweinezüchter, der seit Jahren Kunde in der Schmiede war; die Stute, auf der er ritt, hatte Mendel erst vor einer Woche beschlagen. Als Isaac einen fröhlichen Gruß hinüberrief, wurde der Mann bleich, schlug seine Hacken in die Flanken des Pferdes und preschte querfeldein davon.
    Dann, der Stadt sich nähernd, sahen sie die ersten Feuer; der steigende Rauch wölkte purpurn im Licht der untergehenden Sonne. Bald darauf hörten sie die Klagegesänge. Sie sprachen beide kein Wort, aber Ittas Atem ging keuchend und unregelmäßig, ein Laut des Entsetzens, der fast ein Schluchzen war, und Isaac hörte es, während die Pferde ihre Last durch

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