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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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wusste aus Erfahrung, dass es hier in der Nähe einen Bauernhof gab, dessen Bewohner sich ein Zubrot damit verdienten, Reisende zu beköstigen, ein Nachtlager bereitzuhalten, sowie gelegentlich auch frische Pferde zu verkaufen. Also machte ich Klaas den Vorschlag, die Nacht besser hier als mit einem Ritt durch unsicheres Gelände zu verbringen.
    Mochte es die unerfreuliche Aussicht auf die Standpauke des fetten Franz oder die Vorfreude auf die willkommene Reiseunterbrechung sein, jedenfalls achteten wir beide nun nicht mehr mit einer solchen Sorgfalt auf unseren Weg, wie es nötig und vom besten Spion des Fürstbischofs zu erwarten war. Heute versuche ich zwar gerne, eine Entschuldigung darin zu finden, dass ein stetiger Regen niederging, der die Geräusche in unserer Umgebung überdeckte. Doch, ehrlich gesagt, war es nichts anderes als unverzeihliche Nachlässigkeit, die uns in den Hinterhalt stolpern ließ.
    Ich, der ich auf diesem engen, von Strauchwerk eingefassten Abschnitt voranritt, bemerkte im trügerischen Dämmerlicht die Angreifer erst, als ich die Glut keine dreißig Schritte vor uns im Schatten aufleuchten sah. Mitten auf dem Weg hatten sich drei Kerle vor uns aufgebaut, von denen der eine auf dem Boden kauerte und die Gabeln für zwei Hakenbüchsen hielt, während die anderen die Läufe auf meine Brust ausrichteten. Wie Klaas mir später versicherte, war es mein Ausruf des Erstaunens, der ihn instinktiv richtig reagieren ließ. Während ich das Falscheste tat, was in einer solchen Lage möglich ist, nämlich mein Pferd zügelte, galoppierte er ohne einen Moment des Zauderns an mir vorbei direkt auf die Wegelagerer zu. Trotzdem hätte es sicherlich auch ihn erwischt, hätte uns nicht der Regen, der uns eben noch in diese Falle geführt hatte, nun das Leben gerettet. Das zischende »Pitsch«, mit dem bei dem linken Schützen die Lunte auf der nassen Pfanne verlosch, werde ich noch mein Lebtag in den Ohren behalten. Der rechte hatte anscheinend größere Schwierigkeiten damit, die Glut bei seiner Waffe überhaupt anzublasen.
    Das brachte uns, eben noch in der Rolle der wehrlosen Opfer, einen unschätzbaren Vorteil. Den Schurken blieb keine Zeit, ihre kurzen Schwerter zu ziehen oder nach einer Pistole zu greifen, als der Friese unter sie fuhr wie der Wolf in die Herde Schafe. Während links der Kerl mit der Muskete seinen nutzlosen Schießprügel fallen ließ und sich mit einem Satz in das Gebüsch mit größter Not aus der Gefahrenzone brachte, wurde der mit der Gabel noch in der Hocke vom Huf des heranstürmenden Tieres an der Stirn getroffen. Man konnte trotz der herabklatschenden Tropfen deutlich hören, wie der Schädelknochen brach. Der Angreifer wurde durch die Wucht des Tritts rücklings in den Matsch geschleudert. Sein verrenkter Körper zuckte noch einmal, dann gab es einen Gauner weniger auf dieser Welt. Mit der gleichen Vorwärtsbewegung wirbelte das Pferd den Schützen rechts durch die Luft.
    Hillink riss sein Pferd mit einer Hand in den Stand, während er in der anderen schon eine Armbrust hielt, sich im Sattel umdrehte und dem Kerl, kaum dass dieser sich hochgerappelt hatte, einen Bolzen durch das Jochbein schoss. Der Mordbube taumelte noch mit in das Gesicht gekrallten Händen auf der Schwelle des Todes, als sich Hillink schon wieder im Galopp befand.
    Damit war die Gefahr jedoch keinesfalls beseitigt, denn wie sich nun herausstellte, waren die drei bloß die Vorhut einer ganzen Bande gewesen, die sich weiter oben zu beiden Seiten des Weges für den Fall im Gesträuch bereit gehalten hatte, dass ihre Kumpane nicht ganze Arbeit leisteten. Doch Euer Freund wäre nicht Frederik von dem Kerkhof, wenn er seine erste Verblüffung nicht längst überwunden hätte und hinter Klaas hergestürmt wäre. Mein Rapier um mich herum schwingend, ließ ich es auf jeden Schatten, in jede Bewegung schnellen, die ich in meiner Nähe wahrnahm. Was ich alles traf und wo, ließ sich in der Hektik des Scharmützels, dem Regen und dem Zwielicht nicht ausmachen, doch verrieten mir mehrere laute Schmerzensschreie, dass ich erfolgreich war.
    Hätte ich nur weniger Begeisterung in das Austeilen gelegt, ich wäre ungeschoren davongekommen. So aber traf mich unvermittelt der Hieb mit einem eisenbeschlagenen Dreschflegel. Der Schuft, der sich in einer kleinen Wacholderhecke verborgen hatte und danach trachtete, mir den Schädel einzuschlagen, war zwar auf meinen Kopf aus, doch hatte mein reflexartiges Zerren am Zügel dazu

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