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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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auf dem Rücken liegend gefunden wird. – Aber ich wäre Euch auch so auf die Schliche gekommen, über die Beute. Hieß es nicht, niemand konnte hinein und niemand konnte hinaus? Da fiel es Euch leicht, Herr Hinrich Burmann, in vollem Ton eine Durchsuchung Eures Gepäcks anzubieten, in dem selbstverständlich nichts zu entdecken war. Keine Beute, also kein Mord, war das nicht Eure Überlegung? Nun, da hatte es ja eine kleine Ausnahme gegeben, an die niemand mehr denken sollte, ein letzter harmloser Freundschaftsdienst an einem Reisegefährten, ausgeführt wieder von der ganzen Mörderbande. Zusammen mit der Leiche wurden das mörderische Horn, das für Euch alle zu Gold werden sollte, und der Schatz aus der Burg geschafft. Das Horn kam wieder an seinen alten Platz und das Gold wurde bei der Mühle versteckt. Wie auch immer, ich werde es finden. – Und nun seid so gut, das, was Ihr an Waffen bei Euch tragt, auf den Tisch zu legen und Euch ohne Widerstand in das Verlies führen zu lassen.«
    Zu meinem allergrößten Erstaunen war es einer der Morgenländer, der seine Stimme an mich richtete. »Du wirst das Gold nie finden, nie. Es ist zu gut versteckt. Nicht einmal die Hunde werden es finden. Nur mein Bruder und ich wissen es. Aber wenn du dein Wort gibst, uns beide entkommen zu lassen, werde ich es dir verraten.«
    Sieh an, sieh an, sie sprachen also doch unsere Sprache. »Ich werde es auch ohne deine Hilfe entdecken, aber du würdest mir Zeit ersparen. In diesem Fall könnte ich mich beim Bischof für dich verwenden, weil ich überzeugt bin, dass es nicht dein Plan war, Conrad zu ermorden.«
    »Und wirst du auch meinen Bruder retten?«
    »Das Angebot kam von dir, nicht von deinem Bruder. Er mag sich um sein eigenes Geschick kümmern. Im Übrigen muss ich hier nicht lange schachern wie auf einem eurer Märkte. Unser gütiger Gastgeber wird sicherlich den einen oder anderen Mann in seinem Gefolge haben, der sich trefflich darauf versteht, auch die verstocktesten Zungen zu lösen. Ich hätte dazu einen Vorschlag beizusteuern, der nicht einer gewissen Ironie entbehrt. Wie wäre es, wir würden deinen Bruder auf der Streckbank nach dem Versteck befragen und du siehst dabei zu?«
    »Dann stirb mit uns, ungläubiger Hund!« Mit diesen Worten zog er einen kurzen Krummsäbel aus den Falten seines Gewandes und sprang auf mich los, die Waffe hoch über den Kopf erhoben.
    Ich packte mit links den Griff meines Dolches und riss den Arm nach oben, wobei ich die lange Klinge aus dem Handgelenk nach vorne abwinkelte und einen Schritt vortrat. Die schermesserscharfe Schneide fuhr durch den Hals des Angreifers, bevor dieser erahnte, was ihm geschah. Seine Augen waren noch vor Verwunderung geweitet, als er mit halb abgetrenntem Kopf tot auf dem Boden lag.

    Der Herr von Crange verfügte über keine Streckbank, aber es fanden sich auf seinem Anwesen genügend andere Instrumente, die die Saite der Beredsamkeit selbst in einem Stummen hätten erklingen lassen. Und er hatte auch die richtigen Männer dazu, sie zu spielen.
    Höre ich da etwa einen Schlaumeier unter Euch, der meint, dass sei doch eigentlich meine Aufgabe, weil ich ja die Interessen des Bischofs wahren und größtmögliche Geheimhaltung an den Tag legen müsse? Da mag der vorwitzige Bursche im Grunde sogar Recht haben, doch ist Euer Frederik kein Folterknecht. Sicher, es sind etliche Menschen durch meine Hand gestorben, und das nicht immer auf leichte Weise. Aber an einem wehrlosen Mann auszuprobieren, wie lange es braucht, seine Knochen zu zerquetschen, Arme und Beine aus den Gelenken zu drehen, oder sein Fleisch mit hin und her gerissenen Stricken bis auf die Knochen zu zerschneiden, das ist wahrlich nicht meine Art. Um ehrlich zu sein, es würde sich mir der Magen umdrehen und vor lauter Kotzen würde ich nicht einmal dazu kommen, die entscheidenden Fragen zu stellen. Aber wie gesagt, der Herr von Crange verfügte über die richtigen Männer.
    So dauerte es nicht lange, bis uns Jazir das Versteck des Goldes verriet. Die Halle war aufgeräumt und sowohl von den Spuren des Mahls als auch vom Blut des Muselmanen gereinigt worden, dessen Leiche man fortgeschafft hatte. Die Kaufmannsfamilie befand sich im Verlies, die übrigen Gäste hatten sich auf ihre Zimmer zurückgezogen und am Tisch saßen nur noch unser Gastgeber und ich bei einem Glas Wein, als uns der Mann, der mit der Aufgabe betraut worden war, Jazir von seinen Geheimnissen zu befreien, eine Nachricht überbrachte.

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