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Der Raben Speise

Der Raben Speise

Titel: Der Raben Speise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F.G. Klimmek
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Doch was tut ein treuer Diener seines Herrn nicht alles, um seinen Auftrag auszuführen und den in ihn gesetzten Erwartungen gerecht zu werden? Er gebraucht manchmal und nur ausnahmsweise sogar seinen Verstand. Höchste Zeit für meinen unterkühlten Körper, sich ein zweites Mal dieser ausgefallenen Methode zu bedienen.
    Das erste Grübeln des heutigen Abends hatte mich auf die Idee gebracht, die Beute an der einzig anderen Stelle zu suchen, die die Möglichkeit bot, sie im Wasser zu versenken, nämlich im Mühlteich. Also hatte ich mich in dem Bewusstsein, dass alle Feinde in meiner Nähe entweder tot oder sicher verwahrt waren, alleine hierher begeben, um die Probe aufs Exempel zu machen.
    Der Gedanke, hier nach dem Gold zu fischen, war bestimmt nicht schlecht, doch hätte er besser konsequent zu Ende gedacht werden sollen. Fazit: kein auch nur halbwegs vernünftiger Räuber hätte das Gold so im Teich versenkt, dass er im Eiswasser danach hätte tauchen müssen. Denn dies hätte er obendrein in einer Situation tun müssen, in welcher der Tod Conrads ungeklärt und das Gold auch weiterhin verschwunden geblieben wäre, sodass die Schurken selbst nach Aufhebung des Arrestes keinen Schritt ohne misstrauischste Beobachtung hätten tun können.
    Das Gold musste daher hier im Teich liegen, doch so, dass man es schnell und ohne Mühe bergen konnte.
    Diese Erkenntnis versetzte mein Blut derart in Wallung, dass die Wirkung einem heißen Bade gleichkam. Ich unterstützte meine Wiederbelebung, indem ich mich abtrocknete, in meine Kleider schlüpfte und am Ufer so lange wie ein flüchtender Frosch auf und ab hüpfte, bis mein Körper seine volle Einsatzfähigkeit wiedererlangt hatte. Noch mehr erhitzte sich mein Blut allerdings durch den Gedanken daran, dass mich der widerwärtige Pankratius so sehen und diese Geschichte im Kreise der übrigen bischöflichen Speichellecker zum Besten geben könnte. Nachdem mich ein ausgiebiger Rundumblick überzeugt hatte, dass ich zu dieser nächtlichen Stunde tatsächlich der einzige Mensch weit und breit war, begann ich, mit der stumpfen Seite der Klinge meines Rapiers um die ins Wasser ragenden Wurzeln der Kopfweiden herumzustochern.
    Es dauerte nur wenige Momente und ich konnte einen dünnen, im trüben Wasser unsichtbaren Faden anheben, der dicht unter der Oberfläche um eine Wurzel geschlungen war. Ich wickelte ihn auf und hielt nach einigen Metern das Ende eine festen Leine in der Hand, das mit dem Faden verknotet war. Schlaue Teufel, diese Mörderbrut! Und ich Dummkopf brauchte erst einen Tauchgang im Frostmeer, um auf ihre Schliche zu kommen
    Beflügelt von meinem Erfolg zog ich weiter und hatte bald darauf die ersten fünfhundert Gulden vor mir. Sie mussten Laken und Ähnliches in kleinere Stücke zertrennt, das Geld darin eingewickelt und diese Beutel im Abstand von zwei Ellen mit der Leine verzurrt haben. Das brachte den Vorteil, Gewicht und Umfang der Beute zu verteilen, was sowohl ihr Verbergen als auch das anschließende Bergen sehr erleichterte. Schlaue Teufel, wie gesagt.
    Doch seid gewiss, meine vertrauensvollen Zuhörer, Euer Freund Frederik stand der Schurkenbande an List in nichts nach, wenn ich auch nicht verhehlen will, dass zu ihrer gänzlichen Entfaltung ein erfrischendes Bad vonnöten gewesen war.
    Ich fischte noch etwas Geld an Land und ließ mich für Minuten in der Vorstellung treiben, mit dem ganzen Schatz zu verschwinden und mit Zenobia weit weg von Münster in einem fremden Land und unter einem anderen Namen ein neues Leben zu beginnen. Aber dieses würde nur kurz sein, denn irgendwann würde mich die Rache des Fetten einholen, und mein Nachfolger, jünger, geschickter und besser als ich, würde einem alten und aus der Übung gekommenen Frederik die Kehle durchschneiden.
    Deshalb senkte ich schweren Herzens die Leine, an der mehr Gold hing als sonst Wäsche in der Sonne, wieder in den Teich. Das Glucksen, mit dem alles versank, wurde nur von meinem Seufzer der Enttäuschung übertönt, getragen von wahrer Inbrunst und einer bei mir eher seltenen Aufrichtigkeit.

    Am nächsten Morgen wurde die Leine von den Männern des Herrn von Crange eingeholt. Ich stand ihnen keinesfalls misstrauisch gegenüber, zumal sich unser Gastgeber in jeder Lage als ein Mann von Ehre und höchster Integrität erwiesen hatte. Aber galt das auch für seine Leute? Schließlich wusste ich nur zu gut, wie schnell die Aussicht auf einen unverhofften Zuwachs an Vermögen den menschlichen

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