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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Und diesmal würde Thorpe nicht weit kommen. Er hatte sich entschieden, auf dem unbefestigten Weg zu flüchten, der bergauf zum Rand des Steinbruchs führte, und er war eindeutig nicht in bester körperlicher Verfassung. Binnen Sekunden zeigte er Ermüdungserscheinungen. Anstatt auf den Zehenballen zu laufen, trat er Cooper mit den Fersen Staubwolken ins Gesicht.
    Cooper hätte ihn im nächsten Augenblick eingeholt, doch dann erzitterte der Boden, und ein donnerndes Geräusch ertönte, als ein Muldenkipper um eine Kurve des Weges bog und den Hang abwärts auf sie zukam.
    Thorpe stolperte und erstarrte. Er wirkte winzig und hilflos, als er vor der gewaltigen Schnauze des Kippers stand. Seine Reifen reichten ihm fast bis zum Scheitel und ließen auf beiden Seiten des Weges kaum fünf Zentimeter Platz – nicht annähernd genug für einen menschlichen Körper. Falls Thorpe versucht hätte, auf die Seite zu gehen, hätten ihn die Räder an
der Wand zerquetscht. Und ein Ding von dieser Größe, das einen steilen Hang heruntergefahren kam, würde nicht allzu schnell bremsen können.
    Dann hatte Cooper Thorpe erreicht. Er packte ihn von hinten an seinem Anorak, zog ihn zur Seite und zerrte ihn mit aller Kraft die Böschung hinauf zwischen die Bäume. Thorpe war leichter, als er aussah, doch Cooper konnte sich nicht auf den Beinen halten, sondern musste sich auf den staubigen Boden legen und sich an einer Baumwurzel abstützen, um Thorpe aus der Gefahrenzone zu bringen.
    Er bemerkte, dass der Muldenkipper zum Stillstand kam, und sah Fry vor ihm auf dem Weg stehen und wie ein Verkehrspolizist mit den Armen fuchteln. Glücklicherweise blieb Thorpe still liegen. Er rang nach Atem und fühlte sich fürchterlich schwer an.
    Coopers Mund war voller Staub, der seine Speicheldrüsen blockierte und in seinem Rachen klebte wie eine Schicht Rauputz. Er hatte jetzt echte Probleme zu schlucken. Genau genommen wollte er gar nicht schlucken, weil er Angst hatte, seinen Magen mit einer unverdaulichen Lage Kalkstein zu beschichten.
    Fry half ihm, Thorpe von der Böschung herunterzubekommen.
    »Kommen Sie mit, Sir«, sagte sie. »Wir möchten doch nur mit Ihnen sprechen.«
    Wieder unten angelangt, blickte Cooper an sich hinab. Zuvor waren nur die unteren zwei bis drei Zentimeter seiner Stiefel mit weißem Zementstaub bedeckt gewesen. Jetzt waren seine Hosen bis hinauf zum Gürtel voll davon. Ganz bestimmt hatte er das Zeug auch am Rücken. Er versuchte, sich abzustauben, sorgte damit aber nur für noch mehr Staub in der Luft um sich. Er fragte sich, ob es ihm gelingen würde, nicht mehr zu atmen, bis er wieder beim Auto war.

23
    Mansell Quinn lehnte den Kopf gegen die Wand und starrte an die Decke. Er saß in einer der Kabinen der Herrentoilette auf dem Hauptparkplatz von Castleton. Er hatte es geschafft, sich zu waschen, und hatte sich in der Kabine mit Hilfe eines Sicherheitsrasierers und eines Spiegels, die er aus dem Gefängnis mitgebracht hatte, sogar rasiert. Ungepflegt auszusehen würde nur Aufmerksamkeit erregen.
    Da es auf dem Parkplatz zwei Toilettenhäuschen gab, standen genug Kabinen für die Leute zur Verfügung, die er hereinkommen und hinausgehen hörte. Für eine Weile würde ihn niemand stören, es sei denn, eine Reinigungskraft käme im Lauf des Tages vorbei. In Castleton hatte er Polizisten auf den Straßen patrouillieren sehen, die sich unter die Besucher mischten und in ihren gelben reflektierenden Jacken gesehen werden wollten. Momentan war der Parkplatz der sicherste Ort für ihn. Obwohl er sich direkt im Zentrum von Castleton befand, waren hier ausschließlich Touristen. Sie blieben für ein paar Stunden in der Stadt, hatten nichts anderes im Sinn, als die Höhlen, die Burg oder die Souvenirläden zu besuchen, und aßen in einem der Pubs zu Mittag. Und dann fuhren sie wieder den weiten Weg zurück nach Hause. Mansell Quinn war ihnen nicht bekannt, und nicht einmal sein Name war ihnen geläufig. Für sie war er nur eine Person mit Rucksack unter Hunderten.
    Doch Quinn hatte sich eine Sheffielder Zeitung geholt, die jemand draußen in den Abfalleimer geworfen hatte. Als er sie
aufschlug, sprang ihm ein Foto von sich selbst regelrecht entgegen. Er hatte damit gerechnet, und es war nicht weiter schlimm. Was ihn am meisten traf, war das Foto von Rebecca. Er wagte kaum, den Bericht zu lesen, der dazugehörte.
    Die Tür zu den Toiletten flog auf, und er hörte die Stimmen von zwei oder drei Jugendlichen, die hereinkamen und

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