Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
Kauz bezeichnet, und Cooper war darauf vorbereitet gewesen, genau das vorzufinden. Ältere oder alte Männer, die allein lebten, waren in der Regel keine besonders geselligen Menschen. Doch bei seiner Ankunft wurde ihm mit der auf dem Land üblichen aufrichtigen Gastfreundlichkeit Tee angeboten.

    Nachdem Mr. Thorpe aus dem Zimmer gegangen war, beugte Cooper sich hinunter, um das Fensterbrett neben der Tür genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Fensterbrett selbst und der untere Bereich der Fensterflügel waren mit Blutspritzern bedeckt. Sie waren in einem großen Bereich auf der wei ßen Farbe verschmiert, allerdings nicht in einem gleichmäßigen Muster – und gleichzeitig zu weit voneinander entfernt, um von einer blutenden Wunde herzurühren.
    »Kekse?«
    Cooper schreckte auf und stellte beschämt fest, dass Mr. Thorpe ihn mit einer Tasse mit Untertasse in der einen Hand und einem Teller mit Schokoladenstreuselkeksen in der anderen beobachtete. In seinem Gesicht war keine Spur von Neugier zu erkennen, was sein Besucher mit der Nase auf dem Fensterbrett gesucht hatte. Doch Cooper rügte sich mental dafür, so gedankenversunken gewesen zu sein, dass er seine Wachsamkeit verloren hatte.
    »Äh, ja – danke.«
    »Dann setzen Sie sich doch.«
    Er deutete auf den Tisch, und Cooper rückte sich einen der Esszimmerstühle zurecht. Mr. Thorpe setzte sich in den Sessel beim Fenster. Er hatte die Ärmel bis zum Ellbogen hochgekrempelt, und als das Sonnenlicht auf seine nackten Unterarme fiel, glitzerte und funkelte der Wald aus hellen Haaren. Die Katze kam ins Zimmer und rieb sich an den Beinen des alten Mannes. Zunächst schien Thorpe das Tier zu ignorieren, doch nachdem er in seinem Sessel Platz genommen hatte, sprang die Katze auf seinen Schoß und begann zu schnurren. Thorpe streichelte sie gehorsam.
    »Wie Sie wissen, würde ich mit Ihnen gerne über Ihren Sohn William sprechen«, sagte Cooper.
    Daraufhin wurde Mr. Thorpe noch missmutiger. Seine Nase schien sich zu seinem Schnurrbart hin zu senken, und sein Gesicht nahm einen abwesenden und leicht schmerzerfüllten
Ausdruck an. Es war ein Swaledale-Schaf, an das er ihn erinnerte, dachte Cooper.
    »Haben Sie ihn gesehen?«, erkundigte sich der alte Mann.
    »Ja, Sir. Ich habe ihn heute schon befragt.«
    »Als was würden Sie meinen Sohn dann bezeichnen? Als Einzelgänger, Einsiedler, Außenseiter? Vielleicht als Landstreicher?«
    »Weder noch, Sir.«
    »Tja, das sagen Sie.« Mr. Thorpe trank einen Schluck Tee. »Er ist zum Militär gegangen, wissen Sie. Will war glücklich bei der Armee. Das Leben dort war voll und ganz nach seinem Geschmack. Es gab für alles Regeln, und es hat ihm immer irgendjemand gesagt, was zu tun ist. Er musste nie selbst eine Entscheidung treffen.«
    Cooper machte ein finsteres Gesicht. »Ihr Sohn war an verschiedenen Krisenherden im Einsatz. Er muss also auch an Kampfhandlungen beteiligt gewesen sein.«
    »Ja.«
    »Also stelle ich mir vor, dass er dabei einige schwerwiegende Entscheidungen treffen musste, meinen Sie nicht?«
    Mr. Thorpe hob eine Hüfte an und zog etwas hervor, das neben dem Sitzkissen nach unten gerutscht war. Es handelte sich um eine Zeitung, die zu einem ungefähr dreißig Zentimeter langen Gebilde zusammengefaltet war.
    Der alte Mann schüttelte den Kopf. »Man hat ihm beigebracht, wie er in verschiedenen Situationen zu reagieren hatte. Man hat ihm beigebracht, wann und wie er Menschen zu erschießen hatte. Man hat ihm beigebracht, Befehle stets zu befolgen. Seine Kameraden haben ihm beigebracht, wie er sich zu amüsieren hatte, wenn er nicht im Dienst war – wie viele Gläser Bier er zu trinken hatte, wie oft er zu einer Nutte gehen sollte, wann der richtige Zeitpunkt war, in eine Schlägerei zu geraten. Sie wissen schon.«
    »Manche Menschen brauchen solche Richtlinien.«

    »William hat sie gebraucht. Zu Hause zu sein war nichts für ihn. Er hatte hier keine Freunde und keine Routine. Das hat ihn nervös und unzufrieden gemacht. Jedes Mal, wenn er Urlaub hatte und nach Hause kam, hat er keinen Hehl daraus gemacht, dass er es kaum erwarten konnte, zurück zu seinem Regiment zu kommen. Er ist die ganze Nacht um die Häuser gezogen, hat sich bis zur Besinnungslosigkeit betrunken und dann den ganzen Tag geschlafen. Das hat seiner Mutter das Herz gebrochen. Sie hat ihn so selten gesehen und war immer enttäuscht, wenn er hier war.«
    Irgendetwas schien Mr. Thorpe abzulenken. Er sah Cooper nicht an, während er sprach,

Weitere Kostenlose Bücher