Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
sondern blickte in eine andere Richtung. Plötzlich hob der alte Mann die Zeitung und schlug fest mit ihr auf das Fensterbrett. Dann hob er sie wieder hoch und betrachtete ihre Unterseite: Am Papier klebte eine geplättete Schmeißfliege. Mr. Thorpe schnippte das zerquetschte Insekt in den offenen Kamin.
    »Widerliche kleine Biester«, sagte er.
    Sogar von seinem Stuhl am Esstisch konnte Cooper einen neuen Blutschmierer auf dem Fensterbrett sehen.
    »Hier kommt eine Menge Ungeziefer rein«, sagte Mr.Thorpe. »Man kann die Natur nicht aussperren.«
    Cooper nickte. Auf der Bridge End Farm war es im Sommer genau das Gleiche. Wenn sie nachts ein Fenster offen stehen ließen, hatten sie am nächsten Tag die ganze Tierwelt im Haus.
    »Aber Ihr Sohn muss hier ein paar Freunde gehabt haben«, sagte er. »Er ging doch nicht alleine trinken, oder?«
    Jim Thorpe sah ihn geistesabwesend an, als wäre er überrascht gewesen, dass jemand an seinem Tisch saß und ihm zuhörte. Cooper fragte sich, ob auch er mit seiner Katze sprach, wenn er allein war.
    »Ja.«
    »Und wer waren diese Freunde, Mr. Thorpe?«

    »Sie wissen doch, wer sie waren.«
    »Mansell Quinn und Raymond Proctor?«
    »Ja, mit den beiden ist Will am häufigsten trinken gegangen, wenn er Urlaub hatte. Sie hatten jahrelang den Kontakt zueinander aufrechterhalten. Quinn war sogar Williams Trauzeuge, und umgekehrt, als die beiden heirateten.«
    »Die Ehe Ihres Sohnes hat nicht gehalten, oder?«
    »Ungefähr achtzehn Monate. Im Vergleich zu manchen jungen Leuten heutzutage ist das ein Marathon.«
    »Gefiel ihr das Armeeleben nicht?«
    »Sie hat sich nach kürzester Zeit gelangweilt. Sie hat als Empfangsdame in einem Autohaus gearbeitet, als sie William kennen lernte. Ich hab immer vermutet, dass sie nur deshalb heiraten wollte, um einen Tag lang im Mittelpunkt zu stehen.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Ich hab keinen blassen Schimmer. Sie hat sich im Handumdrehen einen anderen Kerl gesucht und ist mit ihm durchgebrannt.«
    Cooper untersuchte die Kekse. Er versuchte zu beurteilen, welcher davon am wenigsten trocken war, ohne sie in die Hand zu nehmen, was unhöflich war, wie man ihm als Kind beigebracht hatte. Schließlich entschied er sich für einen von ganz unten aus dem Haufen, stellte jedoch, sobald er ihn in den Fingern hatte, fest, dass er die falsche Wahl getroffen hatte.
    »Warum ist Ihr Sohn nicht nach Hause gekommen, nachdem er aus der Armee entlassen wurde?«
    Der alte Mann fing an, die Katze etwas schneller zu streicheln, und strich ihr dabei zu fest über den Hinterkopf, woraufhin sie eine leise Warnung fauchte. Er blickte nicht zu Cooper, sondern auf das Telefon auf dem Tisch, als bereute er den Anruf, den er zuvor getätigt hatte. Eigentlich hätte er wissen müssen, dass ihm Fragen gestellt würden, die unter Umständen schmerzhaft waren. Es kam immer ein Zeitpunkt, an dem man sich diesen Dingen stellen musste. Einen Moment lang
fragte sich Cooper, warum Jim Thorpe sich dazu entschieden hatte, diesen Anruf zu machen. Doch das spielte keine große Rolle.
    »Wie ich Ihnen bereits gesagt hab, hat er sich hier immer gelangweilt«, sagte Thorpe. »Und er hatte ein paar Freunde in Derby, alte Armee-Kameraden. Ich hab sie nie kennen gelernt, aber ich nehme an, er hat sich bei ihnen wohler gefühlt.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Cooper. »Er ging in Derby wieder trinken. Mit dem Unterschied, dass er diesmal allein war.«
    »Tatsächlich?«
    »Am Schluss hatte er überhaupt keine Freunde mehr.«
    Thorpe neigte den Kopf zu seiner Katze, die daraufhin lauter schnurrte. Cooper glaubte, kurzzeitig ein schwaches Funkeln in den Augen des alten Mannes erkannt zu haben, war sich allerdings nicht ganz sicher.
    »Und jetzt ist er krank. Er hat ein Lungenemphysem.«
    Thorpe nickte.
    »Aber Sie würden ihn nicht wieder hier wohnen lassen, wenn er Sie anrufen sollte, oder?«
    Jim Thorpe hob die Katze von seinem Schoß und setzte sie auf dem Boden ab. Er stand auf, ging wortlos aus dem Zimmer und ließ Cooper mit dem Rest des vertrockneten Kekses im Mund zurück. Die Katze starrte ihn zornig an, da sie nicht den geringsten Zweifel hatte, wer an der Unterbrechung schuld war. Cooper streckte in einer freundlichen Geste die Hand nach ihr aus. Sie öffnete das Maul, fauchte und schlug mit einer Pfote nach ihm. Ihre Krallen sausten knapp an der Haut auf seinem Handrücken vorbei.
    »Okay, ich hab verstanden.«
    Einige weitere Minuten verstrichen, und Cooper fühlte sich langsam

Weitere Kostenlose Bücher