Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
sowie » Sechs gepökelte Schneider aufgeschnitten und zerstückelt, Näher und Kammerdirnen, ganz nach seinem Geschmack .«
»Was sind denn › Kammderdirnen ‹?«, fragte Josie, die ihm mühelos beim Durchlesen des Gedichts folgte.
»Weiß ich nicht. Das musst du nachschlagen.«
Dann fragte sich Cooper, ob er das Richtige gesagt hatte. Soweit er wusste, waren Kammerdirnen so etwas Ähnliches wie Prostituierte. Matt würde begeistert sein, wenn er erfuhr, dass sein Bruder seine Töchter zu dieser Art von Recherche anstiftete.
Doch die Passage, die Cooper stocken ließ, befand sich ungefähr in der Mitte des Gedichts. Ben Jonson war es wirklich gelungen, einen wunden Punkt zu treffen:
Then carbonadoed and cooked with pains, Was brought up a cloven sergeant’s face: The sauce was made of his yeoman’s brains, That had been beaten out with his mace.
(Zerhackt und unter Schmerzen gekocht, Wurde dann der gespaltene Kopf eines Sergeanten serviert: Die Soße war aus dem Gehiern seines Gehilfen gemacht, Das man ihm mit seinem Knüppel herausgeprügelt hatte.)
Cooper bemühte sich, ruhig zu wirken, und gab seiner Nichte das Buch zurück. Er lächelte, da er wusste, dass sie ihm jede Emotion vom Gesicht ablesen konnte.
»Das hast du toll gemacht, dass du das Gedicht gefunden hast, Josie«, sagte er. »Wirklich ganz toll.«
In der West Street leistete Diane Fry an diesem Abend Überstunden. Ohne dass es ihr aufgefallen war, hatten die Polizisten
einer Schicht Feierabend gemacht und die anderen ihren Dienst begonnen. Normalerweise hätten der Lärm und das Durcheinander der Ablösung gestört, aber heute nahm sie nichts zur Kenntnis. Sie saß an einem Schreibtisch in der Einsatzzentrale, mit Stapeln von Unterlagen zu beiden Seiten, und blätterte mit einer Hand die Seiten um, während sie sich mit der anderen Notizen machte. Gelegentlich blickte Fry etwas orientierungslos auf. Niemand, der ins Zimmer kam, machte auch nur den Versuch, sie anzusprechen, wenngleich sie etliche neugierige Blicke erntete. Ihr Gesichtsausdruck genügte, um alle davon abzuhalten, sie zu fragen, weshalb sie nicht an ihrem eigenen Schreibtisch saß, sondern an dem von Ben Cooper.
Falls jemand es gewagt hätte, sich zu erkundigen, hätte Fry vermutlich geantwortet, dass sie die Unterlagen zum Fall Carol Proctor lese, weil sie nichts Besseres zu tun habe. Zuvor hatte Angie sie überrascht, indem sie im Büro angerufen hatte.
»Hallo, bist du beschäftigt?«, hatte sie gefragt.
»Ich bin immer beschäftigt.«
»Stimmt. Du gibst es nie auf, die rutschige Leiter hinaufklettern zu wollen, stimmt’s, Schwester?«
»Was willst du?«, hatte Fry sich erkundigt. »Ist irgendwas passiert?«
»Nein. Ich ruf nur an, weil ich dich heute Morgen nicht gesehen hab, bevor du gegangen bist. Wie lief es denn gestern Abend mit dem netten Constable Cooper?«
»Angie, ich hab jetzt keine Zeit für solche...«
»Okay, okay.« Angies Ton hatte sich verändert. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich heute Abend unterwegs bin. Nur für den Fall, dass du dir Sorgen wegen mir machst.«
»Wo gehst du denn hin?«, hatte Fry gefragt und war sich bewusst gewesen, dass sie wieder einmal wie eine kleinliche Mutter klang.
»Ich muss ein paar Leute treffen, weiter nichts. Ich hab auch
ein eigenes Leben, Diane. Das hab ich fünfzehn Jahre lang ohne dich gelebt, und es hört nicht einfach auf.«
Fry hatte nicht weiter nachgebohrt, obwohl ihr klar gewesen war, dass sie sich den ganzen Abend Sorgen machen würde. Am liebsten hätte sie Angie gefragt, wann sie nach Hause kommen würde, doch es war ihr gelungen, sich die Frage zu verkneifen.
Deshalb brauchte Fry heute Abend etwas anderes, worüber sie nachgrübeln konnte, um ihre Gedanken von ihrer Schwester abzulenken. Ihr Heuschnupfen setzte ihr bereits stark genug zu, auch ohne den zusätzlichen Stress. Das Problem war, dass das, was sie über den Fall Carol Proctor las, sie auch nicht glücklicher machte.
Mansell Quinn lächelte. Er verringerte den Druck auf den Abzug und schwenkte das Visier der Armbrust hinter dem laufenden Mädchen her und dann wieder zurück zu den Fenstern des Hauses. Je öfter er mit der Waffe umging, desto sicherer fühlte er sich mit ihr. Die Tatsache, dass sie perfekt ausbalanciert war, und das Gefühl, ihren Schaft in den Händen zu spüren, half ihm, seine Schmerzen in der Hüfte zu ignorieren.
Quinn schob die Hand unter sein Hemd, um die Blutung zu prüfen. Will
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