Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
die Dunkelheit einzustellen. Hinter den gemauerten Gebäuden floss ein Bach vorbei. Er konnte ihn lauter als sonst über die Steine rauschen hören, weil es so stark geregnet hatte. Jenseits des Baches kletterten die Bäume in dichten schwarzen Gruppen den Hügel hinauf.
Ein öffentlicher Fußweg führte über die Felder, und die Schafe waren an Menschen gewöhnt. Sie liefen nicht davon und blökten nicht, wenn Fußgänger vorbeikamen, vor allem nicht im Dunklen. Die meisten von ihnen hörten nicht einmal auf wiederzukäuen.
Als Cooper über den Bach schaute, fühlte er sich von der völligen Dunkelheit desorientiert, und er taumelte ein wenig, was ihm in Erinnerung rief, wie viel er getrunken hatte. Als er an die frische Luft gegangen war, hatte er sich zunächst gut gefühlt, obwohl er sich bestimmt nicht als nüchtern bezeichnet hätte, aber jetzt schien sich die Wirkung von Bier und Wein auf einmal bemerkbar zu machen.
»O je, das fühlt sich gar nicht gut an«, sagte er, als er spürte, wie sich sein Magen umdrehte, als hätte ihm jemand mit der Faust in den Bauch geschlagen.
Und dann glaubte er, auf der anderen Seite des Baches eine
Bewegung zu sehen. Ihm war sofort bewusst, dass seine Phantasie mit ihm durchging. Er schüttelte den Kopf, doch daraufhin fühlte er sich nur noch schlechter. Als er in die Bäume starrte, bemerkte er, wie sein Blick abschweifte, und er musste die Augen wieder in Position bringen. Vor ihm, wo ein Felsen in den Bach hineinragte und das vorbeifließende Wasser schäumte – war dort etwas? Er glaubte, in der Finsternis ein noch dunkleres Schimmern zu erkennen, einen undeutlichen Umriss, der sich dadurch abzeichnete, dass Wasser in verschiedene Richtungen lief. Regentropfen sammelten sich und kullerten zur Seite, während andere in zufälligen Mustern auf horizontalen Oberflächen glitzerten, ehe sie nach unten liefen. In der Mitte des Umrisses war eine leere Stelle, die kein Regentropfen berührte.
Cooper trat noch einen Schritt näher an den Bach, blieb jedoch stehen, als er Dornenzweige unter seinen Füßen knistern hörte. Er blickte mit zusammengekniffenen Augen zu den Bäumen und war sich inzwischen nicht mehr sicher, ob er tatsächlich etwas gesehen hatte oder ob er sich nur eingebildet hatte, dass verstreute Regentropfen, die kurz beleuchtet worden waren, eine Silhouette aus der Dunkelheit herausarbeiteten.
Er stellte sich eine schwarze Kapuze und schwarze Schultern vor, auf die der Regen prasselte, und die unscharfen Züge eines menschlichen Gesichts, dessen Augen zu tief im Schatten lagen, als dass man sie hätte erkennen können. Es war eine Gestalt, die bereits die ganze Woche durch seine Gedanken streifte, als verfolgte ihn ein Gespenst.
Und dann war sogar die Andeutung einer Silhouette verschwunden. Cooper kniff die Augen zusammen, um die Dunkelheit noch einmal abzusuchen, konnte jedoch nichts mehr erkennen. Er hatte keine Bewegung gesehen und nicht einmal ein Geräusch wahrgenommen. Es waren keine Schritte zu hören gewesen, kein Knistern am Boden, kein Rascheln von
Bekleidung. Es war nichts weiter als eine Sinnestäuschung gewesen, hervorgerufen vom Regen und seiner Phantasie.
Cooper stellte fest, dass sich alles um ihn drehte. Die Gebäude und die Bäume schwankten, und er musste sich hinsetzen, um nicht umzufallen. Er fasste sich mit den Händen an den Kopf und stöhnte. Dann legte er sich auf die Seite, rollte auf den Bauch und übergab sich in den Bach.
Cooper war sich seiner Umgebung nicht mehr bewusst. Er hätte nicht bemerkt, wenn sich ihm jemand von den Bäumen her über die Fußgängerbrücke genähert hätte, jemand, der sich langsam, aber entschlossen bewegte, während Wasser von seiner schwarzen Kapuze tropfte, unter der Cooper kein Gesicht hatte erkennen können.
37
Mansell Quinn war bereits zu tief vorgedrungen, um die Luftbewegung noch spüren zu können. Dieser völlige Stillstand wurde ihm bewusst, da er auf seiner Haut an den Händen und im Gesicht nicht das Geringste spürte. Er war das erste Mal jenseits der Höhlenatmung.
Quinn richtete seine Taschenlampe auf die Wände des Gangs. Er hatte keine Ersatzbatterien, und er würde nicht lange Licht haben. Es war besser, die Lampe nur zu benutzen, um sich zu orientieren und sicherzugehen, dass er nicht versehentlich in irgendeinen Schacht fiel, während er sich an den Wänden entlangtastete. Allzu weit brauchte er nicht mehr zu gehen. Hier würde ihm niemand begegnen, zumindest nicht heute
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