Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
jähzornig und gewaltbereit zu sein. Womöglich war es das Beste, zu kooperieren oder zumindest so zu tun.
»Sie sind doch Mr. Quinn, oder?«
»Gehen Sie einfach geradeaus. Bleiben Sie auf dem Pfad. Und bleiben Sie nicht stehen, bevor ich es Ihnen sage.«
»Ich brauche die Taschenlampe«, sagte Cooper und deutete auf den Boden. »Da drin ist kein Licht.«
»Nein. Da drin ist genug Licht. Gehen Sie einfach.«
Cooper betrachtete die Armbrust in Quinns Händen. Der Pfeil war ungefähr fünfundvierzig Zentimeter lang und hatte eine äußerst scharfe Spitze, ein Zuggewicht von fünfundachtzig Kilo und eine Reichweite von knapp vierzig Metern. Damals hatten die Werte eine rein theoretische Bedeutung gehabt. Jetzt war das anders.
Cooper drehte sich zu dem Pfad um und marschierte in die Dunkelheit.
»Da ist Poor Vein, dann kommt Pocket Holes«, erklärte der Führer. »Dort drin wurden mehrere Pfund schwere Bleierzbrocken gefunden, die in gelbem Lehm eingebettet waren. Wir befinden uns jetzt etwa hundertvierzig Meter unter der Erde.«
»Ich hatte doch gesagt...«
»Ich weiß. Aber ich dachte, es hilft, wenn ich weiterrede.«
Fry verfluchte den Mann im Geist dafür, dass ihm ihr Problem aufgefallen war. Seit sie in den Tunnel hineingefahren waren, hatte sie das Gefühl, als kämen die Felsen um sie stetig näher. Der Führer hätte ihr nicht zu sagen brauchen, dass sie immer tiefer kamen, denn sie merkte auch so, dass sich die Felsmasse über ihnen stets vergrößerte, während sie durchs Wasser glitten.
Die Finsternis vor ihnen war ebenfalls beunruhigend. Trotz der Lichter war kein Ende des Tunnels in Sicht. Die Wände liefen langsam zusammen, verschwanden jedoch in der Ferne, ehe sie sich trafen. Sie würden noch weit fahren müssen, bevor sie aus dem Boot aussteigen konnte. Fry blickte ins Wasser hinunter.
»Wie tief ist es hier?«
»Nur knapp einen Meter.«
Genug, um zu ertrinken, falls sie in einem Anfall von Panik über Bord gehen sollte. Sie hatte keine große Hoffnung, dass Gavin Murfin sie retten würde, wenn es so weit käme. Fry warf einen Blick auf Murfin, der neben ihr saß. Sein Rücken war gekrümmt, und er zog den Kopf ein. Er war sehr still.
»Genießt du den Ausflug, Gavin?«
Er schüttelte den Kopf und schielte zu den Wänden des Tunnels. Der Bug schwenkte nach rechts, traf mit einem Knall auf die Wand, und die Planken am Boden vibrierten. Der Führer stieß sich von der Felswand ab, um das Boot wieder in die Mitte zu drücken. Da jedoch auf beiden Seiten nur wenige Zentimeter Platz waren, prallte das Boot sofort gegen die andere Wand.
Der Führer drehte sich zu seinen Passagieren im Boot um.
»Hier kommt kein Mensch rein. Das sehen Sie ja.«
»Wir müssen trotzdem nachschauen«, erwiderte Fry.
Er zuckte mit den Schultern. »Gleich da vorn ist Halfway House – das ist eine Abzweigung, die gebaut wurde, damit zwei Boote im Tunnel aneinander vorbeifahren können. Sie ist nur ein paar Meter lang.«
Fry tauchte die Hand ins Wasser. Man hatte ihnen gesagt, dass hier unten eine konstante Temperatur von neun Grad herrsche, das Wasser jedoch einige Grad kälter sei.
»Wie bleibt der Tunnel voller Wasser?«, erkundigte sich Murfin.
»Weiter vorn, im Far Canal, ist ein Wehr.«
»Noch ein Kanal?«
»Eigentlich nur eine Fortsetzung von diesem Kanal hier, der noch tiefer in den Hügel hineinführt. Aber so weit fahren wir nicht. Wir halten beim Bottomless Pit an.«
»Gott sei Dank«, sagte Murfin. »Glaube ich zumindest.«
Das Höhlensystem war voller Sinterfahnen, zerbrechlicher Kalkspat-Dämme und kleiner, mit kristallklarem Wasser gefüllter Tropfstein-Becken. An den Wänden der Gänge hingen unregelmäßige Wucherungen, während Stalaktiten und Stalagmiten von der Decke und aus dem Boden wuchsen, die sich Tropfen um Tropfen aus der Verdunstung des aufgelösten Calciums bildeten.
Doch Ben Cooper sah nichts von all dem. Mansell Quinn hatte die einzige Taschenlampe und hielt sie auf den Boden gerichtet, damit sie sehen konnten, wohin sie auf den unebenen Stufen und dem feuchten, rutschigen Kalkstein traten. Das Licht kam Cooper nicht besonders hell vor. Er fragte sich, wie lange Quinn die Batterien schon benutzte. Eine Taschenlampe stand nicht auf der Liste der Gegenstände, die er bei Out and About gekauft hatte, also woher hatte er sie? Hatte seine
Mutter sie für Notfälle in einer Küchenschublade aufbewahrt? Cooper betete, dass Quinn wenigstens Ersatzbatterien hatte. Die Peak
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