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Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath

Titel: Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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ist. Wenn man in der Lage gewesen wäre, genau genug zu lauschen, hätte man die Vibrationen vielleicht erkennen können. Doch dazu war es natürlich nie leise genug. Man würde immer den Wind und die Bewegung der Bäume hören können, das Schlagen des eigenen Herzens und das Geräusch der eigenen Atmung. So etwas wie Stille existierte nicht.
    Und das bedeutete, dass Stimmen hier drin sehr leicht wahrzunehmen wären. Inmitten des Rauschens und Tröpfelns von Wasser waren seltsame Echos zu hören. Cooper fragte sich, ob Höhlenforscher abergläubisch waren und die Höhlen mit ihren eigenen Gespenstern und Dämonen bevölkerten. Er fragte sich, ob sie sich jemals einbildeten, dass sie hörten, wie Neil Moss sie rief. Wie Neil Moss atmete.

    Cooper hörte jetzt eine Stimme. Sie klang weit entfernt, hallte aber sanft von den Wänden wider und wurde von der kühlen Luft zu ihm getragen.
    » Du hättest niemals zurückkommen dürfen. Du hättest niemals in mein Leben zurückkommen dürfen. «
    Er erkannte die Stimme nicht. Der Fels verzerrte und dämpfte ihren Klang, und die Worte wurden von Echos überlagert. Cooper drehte den Kopf hin und her, um sie zu orten, um zu bestimmen, aus welcher Richtung sie kam.
    » Aber du hast gewusst, dass ich eines Tages zurückkommen würde .«
    Eine zweite Stimme. Sie gehörte Mansell Quinn, daran bestand für ihn kein Zweifel. In Quinns Fall war der gedämpfte Tonfall nicht ausschließlich auf die Akustik zurückzuführen. Es war der Tonfall, dem Cooper während der letzten halben Stunde gelauscht hatte – die Stimme eines Mannes, der kurz davor stand zu explodieren.
    »Ja. Und ich hab gewusst, was du tun würdest, sobald du aus dem Gefängnis freikommst.«
    »Natürlich hast du das gewusst. Du bist genau wie ich.«
    »Wie du? Von wegen.«
    Cooper begann, vorsichtig auf die Stimmen zuzugehen. Falls er sich in Richtung Höhleneingang bewegte, würde er irgendwann auf den rutschigen Kalksteinboden und die eiskalten Wasserbecken im Roger Rain’s House stoßen. Er wollte nicht mit dem Gesicht nach unten im Wasser sterben, das Haar voller winziger blinder Krebse.
    »Doch, du bist genau wie ich. Mit dem Unterschied, dass du tatsächlich ein Mörder bist.«
    »Was? Das soll wohl ein Scherz sein.«
    »Sie hätten dich nicht gehen lassen dürfen. Mich haben sie jahrelang eingesperrt, aber dich haben sie wieder gehen lassen.«
    »Die paar Monate hinter Gittern haben mir gereicht. Ich
will auf keinen Fall so enden wie du, Quinn. Ich werde nicht mein halbes Leben im Knast verbringen wie du.«
    »Da besteht keine Gefahr, Alan. So lange wirst du nicht mehr leben.«
    Die Stimmen waren inzwischen lauter geworden. Cooper war sich nicht sicher, ob es daran lag, dass er den Männern näher war, oder daran, dass sie wütend wurden, oder an beidem. Als er sich um eine Felsecke herumtastete, spürte er die ersten Spritzer Wasser im Gesicht. Schafurin hin oder her, diesmal freute er sich darüber – zumindest wusste er jetzt, wo er sich befand.
    Dann rutschte Cooper auf dem feuchten Fels aus und schlug hart auf dem Boden auf. Er spürte, wie sein Knöchel sich verdrehte und sein Knie gegen einen scharfkantigen Felsen stieß. Er lag da und rang einen Moment lang nach Atem. In der völligen Finsternis hatte die Tatsache, dass er auf dem Rücken lag, kaum einen Einfluss darauf, wie er sich fühlte – abgesehen von seinen Schmerzen im Bein.
    »Drohst du mir, Quinn? Du bist inzwischen ein alter Mann. Das Gefängnis hat dich zermürbt, das sehe ich in deinen Augen. Du hast Angst, fürchtest dich vor deinem eigenen Schatten. Warum würdest du dich sonst hier unten verstecken? Du versteckst dich vor dem Licht.«
    Und plötzlich erkannte er die zweite Stimme. Das letzte Wort gab den Ausschlag – das auslautende »t«, ausgespuckt wie ein hörbares Ausrufezeichen, als steckte ihm ständig ein Apfelkern zwischen den Zähnen.
     
     
    Diane Fry hatte Raymond Proctor gegen die Wand eines der Cottages gedrängt. Hinter ihr fuhren zwei Streifenwagen mit Blaulicht und heulendem Motor im kleinen Gang bergauf in Richtung Höhle.
    »Alistair Page«, sagte Fry, »ist Ihr Sohn Alan. Er hat seinen Namen geändert, richtig?«

    »Ja«, erwiderte Proctor.
    »Ich nehme an, er wollte nicht, dass er ständig von allen Leuten an den Mord an seiner Mutter erinnert wird, oder? Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er ihn begangen hat.«
    Proctor sagte nichts. Er schenkte ihr nicht seine gesamte Aufmerksamkeit. Sie sah, wie sein Blick

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