Der Rache dunkle Saat - Booth, S: Rache dunkle Saat - One Last Breath
eines davon.
Sie schloss den Wagen sorgfältig ab und ging zur Hintertür des Hauses. Diese Tür benutzte sie immer, wenn sie ihre
Schwester besuchte, und außerdem besaß sie einen Ersatzschlüssel, damit sie die Blumen gießen oder den Hund füttern konnte, wenn Rebecca verreist war.
Dawn konnte sich nur zwei Möglichkeiten vorstellen. Am wahrscheinlichsten war, dass ihre Schwester irgendwohin gefahren war und vergessen hatte, ihr Mobiltelefon mitzunehmen. Da das Garagentor geschlossen war, konnte sie nicht sehen, ob Rebeccas Auto da war oder nicht. Jeder vergaß hin und wieder sein Handy. Es war sogar möglich, dass man sein Handy vergaß und nicht daran dachte, die Außenbeleuchtung einzuschalten, wenn man aus dem Haus ging.
Die andere Möglichkeit war, dass Rebecca krank war. Sie litt manchmal unter Migräne und hatte vielleicht ihre Tabletten genommen und sich ins Bett gelegt, um die Kopfschmerzen auszuschlafen. Wahrscheinlich hätte sie in diesem Fall das Telefon nicht gehört. Dawn stellte sich vor, wie ihre Schwester in ihrem Schlafzimmer im ersten Stock lag, und wurde ein wenig ruhiger. Das war etwas, womit man umgehen konnte.
Als Dawn den Schlüssel ins Schloss steckte, klopfte sie an die Hintertür, obwohl sie wusste, dass das überflüssig war. Rebecca würde bestimmt nicht im Haus sitzen, wenn alle Lichter ausgeschaltet waren.
Doch der Schlüssel ließ sich nicht drehen. Dawn zog ihn wieder heraus, betrachtete ihn im Licht der Taschenlampe, um sicherzugehen, dass es der richtige war, und versuchte es noch einmal. Sie bewegte ihn vor und zurück und stellte fest, dass er sich ziemlich leicht nach links und wieder zurückdrehen ließ. Die Tür war nicht abgesperrt.
Mit einem unguten Gefühl drehte Dawn den Türknopf, drückte die Tür auf und erschrak ein wenig, als diese sich mit einem weichen Knirschen von der Dichtung löste. Erst dann kam ihr der Gedanke, dass sie durch die Vordertür hätte eintreten sollen, wo sich die Steuerung für die Alarmanlage befand.
Doch inzwischen wusste sie mit absoluter Gewissheit, dass der Alarm nicht losgehen würde.
Tatsächlich herrschte im Haus völlige Stille. Dawn rief den Namen ihrer Schwester und lauschte dem Beben in ihrer Stimme. Sie rief abermals, diesmal etwas lauter, und bemühte sich, zuversichtlich zu klingen.
»Rebecca? Bist du zu Hause?«
Rebecca könnte auch vergessen haben, die Hintertür abzuschließen, dachte sie sich. Falls sie einen ihrer Migräneanfälle hatte und sich schlecht fühlte, war es durchaus möglich, dass sie nicht daran gedacht hatte. Andrea würde sehr wütend auf ihre Mutter sein, wenn sie es erfuhr.
Andreas Bedenken gingen Dawn weiterhin durch den Kopf. Obwohl sie wusste, dass es unlogisch war, musste sie allen Mut zusammennehmen, um den Lichtschalter im Haus zu betätigen. Sie stand in der Waschküche, und das Neonlicht flackerte und beleuchtete plötzlich die harmlosen Umrisse von zwei Gefriertruhen, einer Waschmaschine und einem Wäschetrockner. Durch die Tür am anderen Ende des Raums war die Küche zu sehen, in der es noch dunkel war, dahinter befanden sich der Flur und die Treppe. Sie hörte eine der Gefriertruhen brummen und glaubte, ein leises Tröpfeln zu vernehmen. Im Haus war es stickig und warm, deutlich wärmer als bei ihr zu Hause.
Dawn ging durch die Waschküche zur Küchentür und tastete nach dem Lichtschalter. Doch dann hielt sie inne. Das Brummen der Gefriertruhe war nicht das Einzige, was sie hörte. Da war noch ein anderes Geräusch, ganz in der Nähe. Es war kaum wahrnehmbar, nicht mehr als ein ganz schwaches Kratzen von etwas Hartem auf den Fliesen.
»Rebecca? Bist du da?«
Als Antwort erhielt sie einen Laut, der sie trotz der Wärme der Zentralheizung erschaudern ließ. Ein Winseln ertönte. Ein leises, erbärmliches Winseln, das ihr vermutlich entgangen
wäre, wenn sie nicht völlig reglos dagestanden hätte. Es war nicht mehr als ein gedämpftes Wimmern, ein unfreiwillig ausgestoßener Laut in der Stille des Hauses. Dawn hätte sich durchaus einreden können, dass sie es sich nur eingebildet hatte. Doch dann ertönte es noch einmal. Und es kam nicht aus der dunklen Küche vor ihr, sondern von hinten.
Dawn wirbelte herum und starrte auf die leuchtend weißen Wände der Waschküche und auf die Hintertür, die sie, wie ihr jetzt auffiel, offen gelassen hatte.
»Wer ist da?«, fragte sie mit einer Bestimmtheit und Autorität, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte.
Sie richtete ihre
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