Der Rache Suesser Klang
bitten, mit ihm nach Maryland zu kommen, aber nun wusste er, dass er das nicht tun konnte. »Sie brauchen dich auch.«
Sie schlug die Augen auf. »Auch?«
Ihr trauriges Lächeln tat ihm im Herzen weh. »Ich habe dir schon gesagt, dass ich dich brauche, Dana, und ich meinte nicht nur für eine Nacht oder solange wie die Sache mit Alec gedauert hat.«
Sie betrachtete ihn einen Moment ausdruckslos. »Dann, denke ich, sollten wir anfangen, an gewissen Einzelheiten zu arbeiten, die uns im Weg stehen, Ethan. Dein Wohnort und meine Arbeit.«
Panik begann sich in seinen Eingeweiden festzusetzen. »Ich muss in Alecs Nähe bleiben. Wenn Randi weiterhin mit ihm in Baltimore leben will, dann muss ich dort auch hin. Würdest du mit mir gehen?«
Unentschlossenheit war in ihren Augen zu sehen. Alles, was sie besaß, jeder, den sie kannte, war hier. Das wusste er. Er wusste, was er von ihr verlangte, und er wusste, was es sie kostete. Er erwartete nicht wirklich Zustimmung und war verblüfft, als sie nickte.
»Ethan, ich bin diese Nacht wieder aufgewacht.« Sie verzog das Gesicht. »Derselbe Traum, nur diesmal wieder das Gesicht meiner Mutter. Aber du warst da, hast den Arm um mich gelegt und mich festgehalten.«
»Ich habe gar nicht gemerkt, dass du einen Traum hattest.«
»Eben. Du hast es automatisch getan. Mir ist noch nie jemand wie du begegnet, Ethan. Ich kann nicht einfach gehen. Von dir weggehen.« Sie hob die Hand und strich ihm mit den Fingern über die Bartstoppeln. »Ich verdanke dir so viel. Du hast mich gerettet, aber nicht nur vor Sue.« Sie schwieg einen Moment nachdenklich, dann fuhr sie fort. »Du hast mich vor mir selbst gerettet, Ethan. Das war es auch, was Evie gestern meinte. Das ist es, was ich meine. Und was ich jetzt will, ist die Zeit, um herauszufinden, ob das, was zwischen uns beiden ist, von Dauer sein kann. Wie das, was Caroline und Max haben. Oder Richard und seine Frau hatten. Wenn ich nach Baltimore ziehen muss, um mir diese Zeit zu nehmen, dann schulde ich es uns beiden, denkst du nicht auch?«
Er schluckte, zutiefst bewegt. »Ja, das denke ich auch.« Er küsste sie auf den Mundwinkel, der noch immer aufgerissen war. »Habe ich eben gehört, dass du Mia gesagt hast, du seiest in einer Stunde unten?«
Ihr kleines Lächeln wuchs, und sein Körper reagierte sofort. »Jetzt sind es nur noch fünfundfünfzig Minuten«
»Wie lange brauchst du, um dich fertig zu machen?«
»Ich bin der pflegeleichte Typ Mädchen.
Wash and go.
Höchstens zwanzig Minuten. Also hätten wir noch fünfunddreißig Minuten Zeit.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust und drückte ihn sanft aufs Bett zurück. »Und in deinem momentanen Zustand solltest du mich die Arbeit erledigen lassen.« Ihre Hand wanderte abwärts, und sie lachte leise. »Na ja, vielleicht doch nicht die ganze.«
Ethan stieß den Atem aus. Bog sich ihr entgegen, als sie ihn in die Hand nahm. »Hör auf zu reden, Dana.«
»Ja, Sir.«
Chicago
Samstag, 9. Oktober, 15.30 Uhr
J ubel brandete auf und erschreckte ihn einen kurzen Moment, dann gab Tom Hunter ihm einen kleinen Schubs und zeigte zur ersten Base. Alec ließ den Schläger fallen, rannte, so schnell er konnte, und kam rutschend auf der Base an. Stolz stand er auf, klopfte sich den Schmutz ab und schaute zur dritten Base, wo Ethan stand und ihm den erhobenen Daumen zeigte. Sie waren mit den Hunters hier, ein Picknick im Grünen mit einer Partie Softball. Er kannte die meisten der Hunters. Sie hatten ihn im Krankenhaus besucht. Sie feierten heute, dass Max’ und Carolines Haus endlich ein Dach hatte. Sie hofften, zu Weihnachten einziehen zu können, wie Tom ihm erzählt hatte.
Erzählt
hatte. Carolines Sohn Tom hatte gesprochen, und Alec hatte zugehört. Er hatte einige Wörter erraten, andere von den Lippen abgelesen, aber letztendlich hatte er von allein verstanden. Er machte Fortschritte mit seiner neuen Therapeutin. Keiner privaten mehr, wie Cheryl es gewesen war, und er vermisste sie noch immer. Aber die neue Lady war beinahe genauso gut. Sie arbeitete in der Schule, in die er nun ging. Hier in Chicago, wo seine Mutter geboren war.
Alec runzelte die Stirn. Seine Mutter. Nicht Sue Conway. Randi Vaughn war es und würde es immer bleiben. Und Stan Vaughn würde sein Vater bleiben, was immer er auch getan haben mochte. Alec wusste, was sein Vater getan hatte. Er hatte die Zeitungen gelesen. Er wusste, dass sein Vater eine Zeit lang im Gefängnis sitzen musste. Aber das war nichts
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