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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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Erleichterung in den Augen. »Morgen also? Zur selben Zeit?«
    Seine Hand bedeckte ihre nicht mehr, und sie wollte sie zurück. Und weil sie es wollte, wollte sie davonlaufen. »Ich überleg’s mir.«
    Seine blonden Brauen zogen sich ganz leicht zusammen. »Dann überlegen Sie gut. Ich bin hier.«

Wight’s Landing
    Maryland, Sonntag, 1. August, 8.30 Uhr
    S heriff Louisa Moore schüttelte ungläubig den Kopf. Der Gestank des verwesenden Fleischs war so stark, dass ihre Augen tränten. Mr. Stan Vaughn hatte heute Morgen, deutlich aufgelöst, ihr Büro benachrichtigt. Er habe eine Leiche gefunden, hatte er gesagt. Nun, dass es sich um eine Leiche handelte, war jedenfalls unbestreitbar.
    Lou presste sich ein Tuch über den Mund und steckte den Kopf in den Schuppen. »Und? Was gefunden, Doc?«
    County Coroner John Kehoe schaute auf. Seine obere Gesichtshälfte war durch eine Brille verdeckt, die untere durch eine Atemmaske. »Noch nicht.«
    Ihr erster Partner damals in Boston hatte immer behauptet, sie würde sich an solche Anblicke und Gerüche gewöhnen, aber zehn Jahre und einen bedeutenden Karriereschritt später konnte davon noch keine Rede sein. »Können Sie dann wenigstens sagen, wie lange er schon tot ist?«
    John hockte sich auf die Fersen. »Drei Tage, vielleicht vier. Irgendwann zwischen Mittwoch und Donnerstag, nehme ich an. Die Larven werden es uns genau sagen.«
    Lou kämpfte den Würgereiz nieder. »Ach ja, die Larven.«
    »Sicher. Ich schicke Proben der Käfer- und Madenlarven ins Labor.« Er kniete sich hin. »Geben Sie mir noch eine halbe Stunde, dann können wir ihn eintüten. Ich brauche Sie hier nicht, falls Sie zum Haus hoch gehen wollen.«
    »Danke.«
    Sie ging langsam den Weg hinauf und ließ währenddessen ihren Blick über den Strand schweifen. Ihre Leute hatten im Umkreis von mehreren hundert Metern jeden Zentimeter Sand durchkämmt. Aber Donnerstagnacht hatte es ein schlimmes Unwetter gegeben. Alles, was an Beweisen hätte existieren können, war mit ziemlicher Sicherheit weggespült worden.
    Da es allerdings nach Selbstmord aussah, würde das kein besonderes Problem darstellen. Nur, dass er Boxershorts getragen hatte, störte sie. Warum sollte sich ein Mann den Schuppen einer fremden Familie aussuchen, um, nur in Unterhose bekleidet, Selbstmord zu begehen? Wo war der Abschiedsbrief? Und konnte es wirklich sein, dass den Vaughns dieser Gestank erst so spät aufgefallen war? Sie betrat die Küche. »Mr. Vaughn?«
    »Wir sind im Wohnzimmer.«
    Das waren sie. Sie saßen nebeneinander auf einem alten Sofa. Lou betrachtete das Paar einen Moment lang. Beide waren blass. Das war nur natürlich. Man fand nicht jeden Tag eine Leiche bei sich im Schuppen. Dennoch war etwas an den beiden, das sie störte. »Dr. Kehoe untersucht die Leiche jetzt«, sagte sie, und die beiden nickten. »Können Sie mir sagen, wie lange Sie schon hier sind?«
    »Ungefähr eine Woche«, sagte Mrs. Vaughn mit zittriger Stimme. »Wir sind am Sonntag angekommen, aber am Dienstag wieder gefahren.«
    Lou holte ihren Notizblock aus der Brusttasche, ohne den Augenkontakt zu unterbrechen. »Wieso?«
    Mr. Vaughn legte seine Hand auf die seiner Frau. »Wir sind nach Annapolis gefahren, um unseren Hochzeitstag zu feiern.«
    Wenn sie nicht genau hingesehen hätte, wäre ihr entgangen, wie Mrs. Vaughn ganz leicht zusammenzuckte, als ihr Mann sie berührte. Nun – die Frau hatte einen Selbstmörder in ihrem Schuppen entdeckt, und das Szenario war ganz und gar unappetitlich gewesen. »Wann sind Sie zurückgekommen?«
    »Freitagnachmittag«, antwortete Mr. Vaughn.
    Nur die Fakten, Ma’am,
dachte Lou. Sie lächelte freundlich. »Um wie viel Uhr?«
    »Halb vier oder so.«
    »Und wo haben Sie in Annapolis übernachtet?«
    Mr. Vaughn zog die Brauen zusammen. »Im Statehouse Hotel, aber was soll die Frage?«
    Lou zuckte die Achseln. »Ich versuche nur, alle Informationen zu sammeln. Haben Sie jemand hier herumstreifen sehen?«
    Mr. Vaughn blickte noch immer finster. »Nein.«
    »Mr. Vaughn, Mrs. Vaughn.« Lou schüttelte den Kopf, achtete aber auf einen freundlichen Ausdruck. »Ich bin wirklich neugierig, wie Sie diesen Geruch eineinhalb Tage lang ignorieren konnten.«
    »Das ist nicht besonders mysteriös«, sagte Mr. Vaughn glatt. »Manchmal findet man nach einem Unwetter tote Fische am Strand. Einmal wurde sogar ein kleiner Hai angespült. Normalerweise nimmt die Flut die Tiere wieder mit. Am Donnerstag hat es ein Unwetter

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