Der Rache Suesser Klang
Also – da war er. Ethan Buchanan. Und dann?«
Dana rollte voller Unbehagen die Schultern vor. Nun, da sie es aussprechen sollte, klang es ziemlich dämlich.
Dann hat er mich angesehen.
Toll – wie kindisch. Aber er hatte tatsächlich nichts weiter getan, jedenfalls am Anfang. »Ich weiß nicht. Das ist so schwer zu erklären.«
»Versuch’s einfach.«
»Ach, verdammt, ich weiß es einfach nicht. Ich war vollkommen aufgewühlt und durcheinander und mein Kopf tat weh, und er war plötzlich da. Er … er hat mich angesehen. Und dann …«
Blonde Brauen wanderten aufwärts. »Und dann?«
»Plötzlich hatte ich das Gefühl, dass alles gut wird. Als würde ich ihn schon ewig kennen. Blöd, nicht?«
»Nein.« Carolines Stimme war sanft. »Ganz und gar nicht. Und was ist dann passiert?«
Dana holte sehr tief Luft. »Er hat meine Hand genommen, um mir aufzuhelfen, und es war … wie ein Stromstoß. So als versuchte man mit diesem komischen Defibrillator, ein Herz wieder zum Schlagen zu bringen.«
Caroline hatte die Augen aufgerissen. »Erbarmen!«
Dana musste grinsen. »Genau. Ich wollte verschwinden, bevor der Wachmann, der den Junkie verfolgt hat, wiederkam, aber Ethan ließ mich nicht gehen. Meinte, er habe Angst, ich hätte eine Gehirnerschütterung. Dann hat er mich überredet, mit ihm zu frühstücken.«
»Überredet.«
Dana warf ihr einen säuerlichen Blick zu. »Das macht dir Spaß, richtig?«
»Und wie. Und was passiert jetzt?«
»Er hat gefragt, ob ich ihn morgen wiedersehen wollte. Ich habe gesagt, dass ich’s mir überlege.«
Wieder zog Caroline die Brauen hoch. »Heißt das ja oder nein?«
»Ich weiß es nicht.«
Caroline berührte sanft ihre Hand. »Wo liegt das Problem, Liebes?«
Dana stieß geräuschvoll den Atem aus. »Ich weiß nicht. Ich hab einfach …« Sie rieb sich über die Brust, damit der Druck, der sich darin aufgebaut hatte, nachließ. »Glaubst du an Schicksal?«
Caroline zuckte nicht mit der Wimper. »Ja. Und nein.«
»Tja, das ist mal eine eindeutige Antwort.«
Caroline lächelte. »Nicht wahr? Das habe ich im letzten Semester an der juristischen Fakultät gelernt.
Wie man den wichtigsten Fragen des Lebens ausweicht.
Kursbuch für Fortgeschrittene. Ich habe übrigens eine Eins bekommen.«
Danas Lippen verzogen sich, obwohl ihr gar nicht nach Lächeln zumute war. »Ich meine es ernst.«
»Ich auch.« Caroline lächelte ein wenig traurig und zuckte plötzlich zusammen. »Autsch. Volle Breitseite.« Sie verlagerte ihr Gewicht auf dem Stuhl und rieb sich über den Bauch. »Er/Sie ist ziemlich aktiv heute Morgen.«
Sie lehnte sich wieder zurück und legte instinktiv ihre Hände über das Ungeborene. »Wie kann ich hier sitzen und dir sagen, dass ich nicht an Schicksal glaube? Ich habe Max genau zur richtigen Zeit kennen gelernt … zur richtigen Zeit für uns beide. Ich denke, das Schicksal bestimmt vor allem, wann und wo wir einander begegnen. Aber ich kann mich sehr, sehr gut an den Moment erinnern, in dem ich selbst beschloss, dass ich bei ihm bleiben will.«
Ihr Blick schärfte sich.
»Schicksal ist die Gelegenheit. Du allein entscheidest, was du damit tust.«
»Ja, das sehe ich genauso«, erwiderte Dana ruhig.
Caroline legte den Kopf schief.
»Ethan Buchanan hat mächtig Eindruck auf dich gemacht.«
Danas Lachen war freudlos. Das hatte er in der Tat. Sie wusste bloß nicht, wie sie damit umgehen sollte. »Ich habe über dich und Max nachgedacht und überlegt – was, wenn ich nie jemand kennen lernen würde?«
»Dana …«
Dana schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich. Und dann dachte ich, und was wenn doch? Würde das etwas ändern? Würde ich das, was ich mache, im Stich lassen? Könnte ich das überhaupt? Das hier ist, was ich bin.«
»Du bist eine Menge mehr als nur Leiterin von Hanover House, Dana. Aber davon abgesehen – warum aufgeben, was du tust?«
»Caroline, ich bitte dich. Ich wohne praktisch hier. Ich schlafe vielleicht einmal die Woche in meiner Wohnung. Ich könnte doch niemals so viel Zeit abknapsen, wie eine echte Beziehung braucht.«
»Na, dann hast du wohl deine Wahl getroffen.« Caroline fuhr sich durchs Haar. »Aber ist dir jemals in den Sinn gekommen, dass du nicht ewig hier arbeiten musst?«
Bilder von Lillians Kindern, die ihre tote Mutter fanden, stürmten auf Dana ein, und obwohl sie verzweifelt versuchte, die Gedanken niederzukämpfen, verschmolzen sie mit der einen Erinnerung, die es noch immer schaffte, ihr Herz in der
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