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Der Rache Suesser Klang

Der Rache Suesser Klang

Titel: Der Rache Suesser Klang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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19.00 Uhr
    E than Buchanan saß am Tisch im Strandhaus der Vaughns und fuhr sich frustriert mit den Händen über das Gesicht. Der kleine Alec war fort, genau wie seine Therapeutin, Cheryl Rickman, die bei ihm gewesen war. Er kämpfte die Panik, die aus seinen Eingeweiden aufsteigen wollte, mühsam nieder.
Fort.
Der kleine Alec, der schon gar nicht mehr so klein war. Er war zwölf. Alt genug, um zu wissen, was mit ihm geschah, alt genug, um sich entsetzlich zu fürchten. Und doch noch zu klein, um sich zu wehren.
    Und er konnte nicht einmal um Hilfe rufen.
    Ethan musterte die betäubten Gesichter seiner ältesten Freunde und wünschte, er hätte gewusst, was zu tun war. Er kannte Stan Vaughn seit fünfundzwanzig Jahren, dessen Frau Randi seit zehn. Dennoch wirkten die beiden nun wie Fremde. Ihr Sohn war fort, doch weder Stan noch Randi hatten die Polizei oder das FBI benachrichtigt. Randi hatte das Telefon an ihre Brust gepresst, und Stan hatte ausgesehen, als wollte er sich auf Ethan stürzen, als dieser sein Handy aus der Tasche gezogen hatte.
    Erst nachdem er geschworen hatte, nicht die Polizei zu rufen, hatte Randi das Telefon wieder auf die Station gestellt. Stan hatte sich ans Fenster begeben und starrte nun seit einer geraumen Weile auf die Bucht hinaus. Ethan blickte von Randis bleichem Gesicht zu Stans steifem Rücken und seufzte. »Fangen wir noch einmal ganz von vorne an. Wann genau habt ihr bemerkt, dass Alec weg ist?«
    Schweigen. Ethans Geduldsfaden wurde dünner. Die Zeit verrann. »Stan?«
    Stan legte müde die Stirn an die Fensterscheibe. »Um halb vier heute Nachmittag.«
    »Fünf nach halb vier«, flüsterte Randi.
    Stan warf ihr über die Schulter einen wütenden Blick zu, den Randi trotzig erwiderte.
    Ethan sog voller Unbehagen die Luft ein. So standen die Dinge also. »Wo wart ihr?«
    »In Annapolis«, murmelte Randi. »Am Mittwoch war unser zehnter Hochzeitstag.«
    Ein Bild blitzte in Ethans Erinnerung auf, eines aus besseren Tagen. Stan im Smoking, Stans Bruder Richard als Trauzeuge in seiner Marines-Uniform und Randi, so wunderschön in weißer Spitze. Er selbst, der den kleinen, zappelnden Alec auf dem Arm hielt und verzweifelt bemüht war, seine eigene Marines-Uniform vor matschigen Cornflakesresten zu schützen, bis die beiden sich das Jawort gegeben hatten. Zehn Jahre war es her. Und sie waren so schnell vergangen.
    Alec war nun zwölf. Und er war fort, vielleicht seit Stunden, vielleicht seit Tagen. Stunden, in denen Stan und Randi nichts getan hatten.
Nichts, außer mich anzurufen.
    »Wir hätte gestern zurückkommen sollen«, presste Randi wütend hervor. »Du hast gesagt, du hättest Cheryl angerufen. Du hättest mit ihr gesprochen.« Randi trat einen Schritt vor, am ganzen Körper vor Zorn bebend. »Du hast mich
angelogen,
damit ich bleibe und …« Sie brach ab und wandte sich um.
    Stan presste die Lippen aufeinander. »Ich habe auf Anrufbeantworter gesprochen«, erwiderte er heiser. »Woher hätte ich es denn wissen sollen? Verdammt, Randi, du tust gerade so, als sei das meine Schuld.«
    »Geh zum Teufel, Stan.« Sie hatte ruhig gesprochen, ruhig und mit kalter Stimme.
    Ethan legte Randi behutsam einen Arm um die Schultern und führte sie zu einem der Küchenstühle. Sie setzte sich und schob die verschränkten Hände zwischen die Knie. Die zitternden Knie. Er drückte ihre Schulter. »Und was ist passiert, als ihr beide heute hier eingetroffen seid?«
    Stan deutete in Richtung Fenster. »Wir rochen es, sobald wir ausstiegen. Wir sind sofort zu Alecs Zimmer gelaufen. Da haben wir den Zettel auf dem Kopfkissen gefunden.«
    Es.
Der beißende Gestank von verwesendem Fleisch, der bei ihm augenblicklich Brechreiz ausgelöst hatte, als er aus dem Wagen gestiegen war. Stan wollte ihm nicht sagen, was
es
war. »Was stand auf dem Zettel?«
    Stan zögerte. Dann wandte er sich abrupt um und winkte Ethan, ihm zu folgen. »Komm mit.«
    Gemeinsam gingen er und Stan durch die Hintertür, die zum Strand führte. Der Gestank wurde mit jedem Schritt stärker, als sie über den Sand auf den kleinen Schuppen neben dem Anleger zugingen, in dem das Sommerspielzeug verstaut war. Stan öffnete die Tür.
    »Sieh selbst.«
    Ethan blieb auf der Schwelle wie angenagelt stehen. Sein Magen hob sich, als sein Gehirn erfasste, was er da sah. Es war ein Mann gewesen. Der einmal einen Kopf gehabt hatte. Einen ganzen Kopf. Summende Fliegen bedeckten nun das, was noch von ihm übrig war. Die Leiche war von der

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