Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Rächer von Antares

Der Rächer von Antares

Titel: Der Rächer von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
ein.
    Da und dort waren zwischen den Wandteppichen die Felswände zu sehen; auf dem Boden standen gutgepolsterte Sessel aus Sturmholz, dazwischen Ponshofelle – ein Indiz, daß Que-si-Rening Bequemlichkeit liebte. Er saß in einem hohen Lehnsessel, ein staubiges Buch vor sich auf dem Schoß, und in seinen Augen stand jener geistesabwesende Blick, wie er durch die intensive Lektüre eines Hyr-Lif hervorgerufen werden kann.
    Als er mich erblickte, wurden seine Augen sofort wieder klar.
    Ich war bereit, ihm sofort die Hand auf den Mund zu legen, sollte er losbrüllen wollen, doch ich brauchte mich nicht von der Stelle zu rühren.
    Er zeigte keine Überraschung; lediglich seine linke Augenbraue rutschte etwas noch oben.
    »Dein Auftritt ist recht ungewöhnlich, Bagor ti Hemlad«, sagte er.
    »Aye, San«, bemerkte ich. »Ich habe ein dringendes Anliegen.«
    Diesen Mann mußte ich mit Vorsicht behandeln.
    Mit einer Handbewegung deutete er auf einen Stuhl ihm gegenüber. Sein langgezogenes trauriges Gesicht mit der gelblichen Haut und den beiden dünnen schwarzen Schnurrbartenden, die sich an seinem Mund herabschwangen, ließ weder Ablehnung noch Zorn erkennen. Seine schwarzen Knopfaugen schimmerten im Glanz der Samphronöllampe, halb verborgen unter den herabhängenden Lidern. Seine Gegenwart hatte etwas Greifbares; die Seidentunika mit dem Gewirr seltsamer Symbole und Runen verstärkte die unheimliche Atmosphäre, die jeden gewöhnlichen Sklaven eingeschüchtert hätte.
    Die gläubigen Kreger schreiben den Zauberern von Loh phänomenale Fähigkeiten zu; sie vertrauen auf ihre okkulte Macht und auf ihr Talent, auf die Wirksamkeit ihrer Bannsprüche oder Flüche. Ich selbst, bei Zair, war der Meinung, daß es noch so manches Interessante über die Zauberer von Loh zu erfahren gab, ehe man sich ein abschließendes Urteil über sie bilden konnte.
    »Du hast meinen Besuch nicht erwartet, San«, bemerkte ich – weder als Frage noch als Feststellung. Dann lehnte ich mich zurück und überließ ihm die Führung des Gesprächs. Vielleicht wußte er gar nicht, daß man mich betäubt und aus dem Palast geschafft hatte, daß man mich als Flammengeschoß über die Bordwand eines Himmelsschiffes hatte werfen wollen. Wenn er es wußte, wollte er vermutlich gern erfahren, wie ich es geschafft hatte, von den Eisgletschern Sicces zurückzukehren.
    »Weiß die Königin von deinem Besuch bei mir, Bagor?«
    »Nein«, gab ich zurück. Als Bagor ti Hemlad war ich diesem alten Mann bekannt. Ehe er etwas sagen konnte, fuhr ich fort: »Ich kannte einmal einen berühmten Zauberer, wie ich dir schon gesagt habe. Als Gegenleistung für einen Gefallen, den ich ihm erweisen konnte, hat er sich für mich in Lupu versetzt und konnte über weitere Entfernung ein Bild wahrnehmen.«
    Rening nickte. »Das stimmt.« Das Licht funkelte in seinem hellroten lohischen Haar.
    »Wenn du möchtest, daß ich etwas Ähnliches für dich tue – welchen Dienst hast du mir erwiesen?«
    Ich lachte. Ich, Dray Prescot, lachte.
    »Du kennst König Doghamrei. Du hast begriffen, was hinter den Fragen steckte, die er mir stellte. Nun, ich bilde mir ein, daß ich dir noch sehr zu Diensten sein kann – und zwar in nicht allzu ferner Zukunft.«
    Als der niederträchtige König Doghamrei mich verhören wollte, hatten der Zauberer und ich eine Art stillschweigendes Bündnis geschlossen – und auf diese Freundschaft baute ich jetzt.
    »Du glaubst also, daß ein Zauberer aus Loh in die Zukunft blicken kann?«
    Vorsicht! Ich mußte aufpassen, was ich sagte.
    »Was das betrifft, San, so muß ich zugeben, daß ich nichts weiß. Der berühmte Zauberer, von dem ich eben sprach, ging in Lupu und schilderte mir den Verbleib und das Geschick einer Frau, die sich weit entfernt aufhielt.«
    »So etwas ist möglich«, erwiderte er und nickte. »Aber sie war ihm bekannt, nicht wahr?«
    »Er kannte einen Menschen, der ihr nahestand.«
    »Kenne ich die gesuchte Person?«
    Ich nahm Saffis Halstuch zur Hand. »Wenn du sie nicht kennst – dies ist ihr Halstuch. Ich bitte dich, San, sag mir, wo sie sich befindet!«
    Im ersten Augenblick dachte ich, er würde mir meine Bitte abschlagen. Doch wahrscheinlich spürte er, wie wichtig mir die Sache war, obwohl ich mich inzwischen einigermaßen im Griff hatte. Er stand auf und reckte sich, und ich glaubte das Knacken seiner alten Knochen zu hören. Nachdenklich blickte er auf mich herab.
    »Also gut, Bagor ti Hemlad. Eine Investition in die

Weitere Kostenlose Bücher