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Der Rächer von Antares

Der Rächer von Antares

Titel: Der Rächer von Antares Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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wandte mich der Jikla zu. Ich sah ihre Haut, auf der ein goldener Flaum zu erkennen war, entstellt durch blutende Striemen und blaue Flecken. Sie hatte sich hingesetzt und blickte zu mir empor, den Kopf auf die Seite gelegt. Über der gerunzelten Rundnase leuchteten klare blaue Augen, die geschlossenen Lippen wirkten rührend menschlich. Ich begann an meinem eigenen Verstand zu zweifeln – rührend menschlich, ein Menschenjäger von Antares? Aber ich sah die Jikla in einem völlig neuen Licht. Außerdem vergaß ich nicht, daß Königin Thyllis für ihren Thronsaal zahme Jiklas gekauft hatte.
    »Wirst du uns töten, wenn ich dich befreie, Jikla?«
    Sie schüttelte den Kopf. Nalgre, der von Bartaks Speer in Schach gehalten wurde, stieß ein Gurgeln aus und versuchte zu begreifen, was hier vorging.
    »Dieses Geschöpf wird dir nichts mehr tun, Jikla«, sagte ich. »Wenn du mich befreist, aufrechter Apim, schwöre ich bei Kaleba der Unbekannten, daß ich euch nichts tue.«
    Wer Kaleba die Unbekannte war, wußte ich natürlich nicht, und ich hatte auch keine Zeit, mich darüber zu wundern, daß die Menschenjäger offenbar eine Art Religion besaßen, die sie über die Stufen wilder Tiere heraushob.
    Ich beugte mich über die Eisenketten.
    »Dann sollst du frei sein, Jikla.«
    »Ich danke dir. Mein Name ist Melow, Melow die Geschmeidige – allerdings trage ich jetzt ein Kind.«
    Die Situation wurde immer seltsamer. Hier unterhielt ich mich mit einer Jikla – wo doch bisher all mein Denken und Streben auf Wege und Möglichkeiten gerichtet gewesen war, diese Wesen zu töten! Die ganze Szene erfüllte mich mit dem vagen Verdacht, daß ich mich hier wieder einmal als der Onker aller Onker aufführte, der ich in Wirklichkeit war.
    Bartak brachte die Entscheidung.
    »Stell dem Nulsh deine Fragen – dann müssen wir weiter! Die Teufelin dort kannst du hinterher befreien.«
    »Ich habe ihr mein Wort gegeben«, erwiderte ich leise und griff nach den Ketten. Meine Hände bewegten sich dicht an der gefährlichen Schnauze vorbei. Die Lippen blieben in Ruhestellung, die scharfen Zähne wurden nicht gebleckt.
    »Ist das dein Plan, Dray Prescot?«
    »Ja.«
    Ich befreite den Menschenjäger.
    Sie erhob sich auf alle viere – und entfernte sich ein Stück von uns. Dann hockte sie sich hin und begann sich zu säubern. Nach kurzem Zögern wandte ich mich Nalgre zu.
    »Eine Frage, Nalgre.«
    Sein gelbes Gesicht wies nun einen grünlichen Schimmer auf.
    »Wo wird das Numinmädchen gefangengehalten? Das goldene Löwenmädchen?«
    Bartak ermunterte den Sklavenmeister mit seiner Speerspitze.
    »Gnade! Gnade!« winselte dieser.
    »Sag mir, wo die Numin ist – auf der Stelle!«
    »Sie ist für den Kov gekauft worden. Sie ist nicht hier. Der Kov hat sie in seiner Festung. Ich schwör's!«
    »In seiner Festung in Smerdislad?«
    »Ja, ja! Die Festung ist Smerdislad!«
    Nalgre mißachtete den Speer, der gegen seinen Bauch gedrückt wurde, und ließ sich zu Boden sinken. Bartak starrte ihn an wie ein Leem, der einen Ponsho vor sich hat. Nalgre legte die Hände auf sein Herz.
    »Verschont mich! Ich verspreche euch alles! Ich besitze viel Gold und Silber. Ich habe Chail Sheom, Juwelen, Zorcas, Seidenstoffe und Pelze, viel Gold und Silber ...«
    »Du wiederholst dich, Nalgre. Und du verschweigst, daß du auch viele Sklaven besitzt.«
    Bartak kicherte.
    »Die hat er besessen!«
    »Das ist wahr.«
    »Laßt mich am Leben – mein Leben – alles, was ich besitze, gehört euch.«
    »Was dir gehört hat, würde uns auf jeden Fall gehören, wenn wir daran Interesse hätten«, sagte Bartak mit der Direktheit eines Brokelsh.
    »Ketten wir ihn an, Bartak, dann wollen wir gehen.«
    Bartak machte sich einen Spaß daraus, die Ketten festzuziehen. Ich hatte kein Interesse daran, den Mann zu töten, und war gewillt, ihn dem Zorn seines Herrn, des Kov von Faol, auszusetzen – der leichteste Ausweg aus der Situation. In diesen Sekunden war mir das Unvermeidliche noch gar nicht bewußt geworden; Bartak aber hatte die Wahrheit längst erkannt.
    Bald würden die Wächter zum Haus des Sklavenherrn kommen und ihm angstvoll gestehen, daß eine Gruppe Sklaven geflohen war und Wächter getötet worden waren.
    Hier lag auch der Grund, warum man uns nicht aufgehalten hatte: Die Wächter waren unterwegs, um fliehende Sklaven einzufangen.
    Ehe ich ging, wandte ich mich noch einmal zu Nalgre um, der betäubt am Boden hockte und sich zu wundern schien, daß er noch am Leben

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