Der Rächer von Antares
Dray Prescot.«
»Aber da wußte ich noch nicht, daß die Sklaven fliehen würden ...«
»Du kanntest Nath Palton noch nicht.«
»Richtig.«
Und damit war das Thema des ehemaligen Wächters Palton abgeschlossen. Wortlos wandte ich mich ab und verschwand im Schatten der Hütten.
Soweit ich von meinen bisherigen Erlebnissen wußte, wurden Flugboote oder Satteltiere nicht in der Nähe der Sklavengehege untergestellt. Nachdem nun eine ganze Sklavengruppe Anstalten machte, durch die Luft zu entfliehen, war uns dieser Weg zunächst versperrt. Folglich mußte ich auf meinen ursprünglichen Plan zurückgreifen. Wir kamen zwischen den letzten Hütten hervor, zwischen den Sklavengehegen, in denen die armen Jagdopfer auf das große Ereignis vorbereitet wurden. Ein Stück dahinter lag das Jikai-Camp, in dem die Jäger das große Ereignis erwarteten und dabei einem Lebensstil frönten, wie sie ihn von zu Hause gewöhnt waren. Bartak sah sich um. Wir waren allein. Mit einem Kopfnicken deutete er auf ein größeres Haus in der Nähe und setzte sein verkniffenes Lächeln auf.
»Nalgre der Sklavenherr«, sagte er befriedigt.
»Aye, Bartak. Nalgre.«
Vorsichtig näherten wir uns dem Haus jenes Nalgre, der sich an der Qual seiner Sklaven zu weiden verstand. Die Sonnen brannten heiß vom Himmel, der schwere Geruch des Dschungels machte sich unangenehm bemerkbar.
»Er ist in letzter Zeit krank gewesen«, erklärte Bartak. »Ärger mit dem Magen.« Er lachte. »Außerdem ist sein Lieblingsjiklo gestorben. Sie wurde vergiftet. Es wird behauptet, einer der gezähmten Haussklaven hätte es getan.«
»Und wie hat sich Nalgre gerächt ...?«
»Unbeschreiblich ...!«
Vor dem Haus zog sich eine Veranda hin, doch die Liegestühle und Hängematten waren leer. Wir schlichen die Holzstufen hinauf und betraten das kühle Innere. Sofort fiel mir die bedrückende Atmosphäre auf. Solide gebaut, hätte das Haus ein gemütliches Heim sein können. Doch die Räume wirkten verstaubt und ungepflegt; Teppiche waren an den Ecken hochgeschlagen, ein Tisch lag auf der Seite, verschmutzte Gläser standen auf einem Silbertablett. Schon am Eingang hörten wir das Heulen und Kreischen, das aus dem hinteren Teil des Hauses drang. Dienstboten und Sklaven schien es nicht zu geben. Bartak hatte seinen Speer erhoben. Wir kamen durch einen Perlvorhang in einen langen niedrigen Raum im hinteren Teil des Gebäudes. Der Lärm nahm zu – ich hatte so etwas noch nicht vernommen, außer bei jenen Gelegenheiten, da ich einen Menschenjäger umgebracht hatte.
Stumm beobachteten wir den Kampf.
Lange Fenster warfen ein Schrägmuster grünroten Lichts auf den Boden, der früher einmal gebohnert gewesen war, jetzt aber die Spuren riesiger Krallenfüße aufwies. Das Zimmer war unmöbliert. In der Mitte stand Nalgre. Er hatte sich seit unserer letzten Begegnung kaum verändert – ein arroganter, rücksichtsloser Mann, der mit der Peitsche um sich schlug; sein Gesicht wies allerdings einen seltsam gelben Schimmer auf und war schmal geworden, und seine Schultern wirkten nicht mehr ganz so straff. Ein echter Sklavenherr war dieser Nalgre, seinem Herrn, dem Kov von Faol, verantwortlich für den Ablauf der Menschenjagden. Sein muskulöser Oberkörper war nackt, er trug nur Hose und Stiefel. Immer wieder fand die knallende Peitsche ihr Ziel. Die Jikla, ein weiblicher Menschenjäger, die die Schläge trafen, kreischte und zischte und versuchte den Riemen auszuweichen, doch sie konnte nicht vom Fleck: Eine dicke Eisenkette, die an einem riesigen Ring im Boden endete, hielt sie fest.
»Sein neues Spielzeug, Dray Prescot«, flüsterte Bartak. »Er trainiert sie.«
»Sieht mir eher nach einer Folterung aus.«
»Ja. Für Nalgre ist das praktisch dasselbe. Er peitscht und foltert sie, damit sie um ihn herumschwänzelt und ihm die Stiefel leckt – genau wie sein letztes Schoßtierchen.«
»Ich habe einen langen Weg zurückgelegt, um diesen Nalgre zu treffen.«
Bartak sah mich verwirrt an. Einige Herzschläge lang blieben wir stehen und sahen zu, wie Nalgre die Jikla mißhandelte. Sie war ein vorzüglich gewachsenes Exemplar, wild in ihren Bewegungen, mit stolzem Blick – und sie war schwanger. Ob Nalgre das bemerkt hatte oder sich nichts daraus machte, wußte ich nicht. Vermutlich war es ihm egal.
Seine Peitsche traf die Flanke der Jikla.
Sie heulte auf und rasselte mit der Kette in dem verzweifelten Bemühen, der grausamen Peitsche zu entrinnen. Nalgre lachte, fluchte auf
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